Überschuldung schränkt die Wettbewerbsfähigkeit der Entwicklungsländer auf dem Weltmarkt stark ein. Einerseits müssen sie einen Großteil der aus Exporten erzielten Devisen für Zinszahlungen und für die Tilgung ihrer Auslandsschulden aufwenden. Andererseits benötigen sie gerade diese Mittel, um sinnvolle Wirtschaftsreformen einzuleiten und in die Verbesserung des allgemeinen Lebens- und Bildungsstandards zu investieren. Das Institut für Christliche Sozialwissenschaften der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster untersucht diese Problematik unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Karl Gabriel im Rahmen eines Forschungsprojekts, das Anfang März begonnen hat und mit 370.000 DM von der Volkswagen- Stiftung gefördert wird.
Ausgangspunkt ist die These, dass die Entwicklungsländer nur durch Entschuldung auf ein tragfähiges Maß von ihrer Integration in die Weltwirtschaft profitieren können. Dem vierköpfigen Forschungsteam aus Wirtschaftswissenschaftlern und Theologen geht es um die Entwicklung eines "Strategiebündels", das nach den Worten des Betreuers der Projektgruppe, Dr. Martin Dabrowski, "aus ökonomischer Sicht sachgerecht und aus ethischer Sicht menschengerecht ist."
Die münsterschen Wissenschaftler diskutieren konkrete Ursachen für Überschuldung in den Entwicklungsländern wie Handelshemmnisse in den Industrieländern zum Schutz gegen ausländische Konkurrenz oder Zweckentfremdung von Krediten durch einheimische Diktatoren zur eigenen Bereicherung oder für Prestige- und Rüstungsprojekte. Dem Forschungsteam geht es darum, Entschuldungsmaßnahmen abzuleiten, die sowohl ökonomisch wie moralisch begründet sind. Dabei verweist Dabrowski auf geschichtliche Beispiele von Entschuldungsabkommen. So kam 1953 auch die Bundesrepublik in den Genuss eines Schuldenerlasses. Es stelle sich daher die Frage nach einer moralischen Verpflichtung Deutschlands, den Entwicklungsländern ähnliche Konditionen zu gewähren.
Maßnahmenbündel zur Überwindung der Schuldenkrise liegen bereits vor. Als ein Beispiel nennt Dabrowski einen Vorschlag zur "kreativen Schuldentilgung", der schon Ende der 80er Jahre formuliert wurde: "Die Grundidee besteht darin, von der begünstigten Regierung die Verwendung der freiwerdenden Gelder für soziale Projekte im eigenen Land zu verlangen." Das Projektteam untersucht, ob eine Einhaltung dieser Auflagen kontrolliert werden kann oder ob die Entwicklungsländer eine solche Vorbedingung als einen Eingriff in ihre Souveränität ansehen.
Im Rahmen des Projektes erörtern die Wissenschaftler ebenfalls die Frage nach dem Nutzen eines internationalen Insolvenzrechtes, das bislang nicht existiere. Bei einer Einführung eines entsprechenden Gesetzes müssten ihrer Auffassung nach mögliche juristische und völkerrechtliche Probleme sowie die Auswirkungen auf Kreditgeber und -nehmer berücksichtigt werden.
Nähere Informationen: Dr. Martin Dabrowski, Institut für Christliche Sozialwissenschaften der Katholisch-Theologischen Fakultät, Tel.: 0251/83-32640
http://www.uni-muenster.de/ChristSozialwiss/
Criteria of this press release:
Economics / business administration, Law, Philosophy / ethics, Politics, Religion
transregional, national
Research projects
German
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