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02/09/2007 10:37

Barrieren überwinden - Universität Halle mit Innovationen auf Bildungsmessen

Dipl.-Journ. Carsten Heckmann Öffentlichkeitsarbeit
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Menschen mit einer Hörbehinderung müssen im Alltag viele Hürden überwinden. Besonders schwierig gestalten sich für sie schulische und berufliche Qualifikationen oder Weiterbildung. Innovationen auf diesem Gebiet präsentiert die Forschungsstelle zur Rehabilitation von Menschen mit kommunikativer Behinderung (FST) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit drei Projekten auf den Bildungs- und Informationstechnik-Messen LEARNTEC (13.-15.2.) und didacta (27.2.-3.3.): virtuelle Studiengänge, barrierearme Prüfungen und eine neue Form der Schüler-Lehrer-Kommunikation.

    Einzigartig: Virtuelle Studiengänge für Hörgeschädigte

    "Die Hemmschwelle für einen Schwerhörigen oder Gehörlosen, sich an einer Hochschule anzumelden, ist sehr hoch, auch, weil die technischen Voraussetzungen meist nicht gegeben sind. Es bedarf spezieller Vorraussetzungen, die wir in Kooperation mit dem Rheinisch-Westfälischen Berufskolleg für Hörgeschädigte Essen gewährleisten", erklärt Ronald Prinz, wissenschaftlicher Mitarbeiter der FST, der die Zusammenarbeit in Halle organisiert. Das Programm wird von der FST wissenschaftlich betreut. Es heißt ZUK - Zukunftssicherung hörbehinderter Arbeitnehmer in kaufmännischen und technischen Berufen durch berufsfeldübergreifendes Lernen. "Betroffene können sich am Berufskolleg im Rahmen des Ausbildungsprogramms der Virtuellen Fachschule für Wirtschaft und Technik weiterqualifizieren und erhalten einen staatlich anerkannten Abschluss. Ein Teil der Ausbildung findet in den Räumlichkeiten in Essen statt, der andere Teil zu Hause am eigenen Computer", erläutert Ronald Prinz.

    Die hallesche Forschungsstelle untersucht zudem die Lernerfolge und fahndet im Projekt VIRTUS nach Kontextfaktoren für erfolgreiche Berufstätigkeiten höherqualifizierter Arbeitnehmer. "Welche Auswirkungen hat diese Höherqualifikation im beruflichen Alltag? Kann man überhaupt Auswirkungen wahrnehmen? Dazu befragen wir Betroffene, die an der Fachschule studiert haben und ihre Arbeitgeber", erklärt Prinz. Nachdem das in Deutschland einzigartige Modellprojekt zur Ausbildung im Bereich der Betriebswirtschaftslehre und der Automatisierungstechnik erfolgreich verlaufen ist, wurde das Programm im vergangenen Jahr um einen neuen Studiengang Bautechnik erweitert. Aktuelle Ergebnisse werden nun auf der LEARNTEC präsentiert.

    Optimierte Prüfungsaufgaben für Handwerkskammern

    Wie im vergangenen Jahr zeigt das An-Institut der MLU auf der didacta neue Ergebnisse zur Prüfungsmodifikation durch Textoptimierung (PMT). Ziel ist es, Prüfungsaufgaben mit schwierigen Wortkonstruktionen für hörgeschädigte Jugendliche zu vereinfachen. Sie zeigen aufgrund ihrer Behinderung häufig ein eingeschränktes Textverständnis. Bis 2004 haben es die Projektteilnehmer geschafft, über 20.000 Prüfungsaufgaben mehrerer Jahre aus über 50 Berufen zu überprüfen und falls erforderlich sprachlich zu vereinfachen. Nun sollen diese und weitere aktuelle Prüfungsfragen in einer neuen Datenbank implementiert werden. Eine intelligente Auswahlfunktion in der Software soll es den prüfungserstellenden Ausschüssen der Kammern ermöglichen, jederzeit, ohne die bisherigen und äußert zeitaufwendigen Absprachen mit der FST und den Lehrern, barrierearme Prüfungen zu erstellen. Bisher nutzen die IHK Essen, die HwK Düsseldorf und die LWK Nordrhein-Westfalen den FST-Datenbestand.

    Dialoge, die Vertrauen schaffen

    Das Projekt DIALOG wird in diesem Jahr auf der didacta neu vorgestellt. "Dialog-Journale sind Erzählhefte; in ihnen kommuniziert ein Lehrer beziehungsweise ein Therapeut mit einem Schüler mit Behinderung. Diese Hefte schaffen eine Basis für gegenseitiges Vertrauen zwischen den Schreibenden, gerade durch den lockeren Umgang mit schulischen als auch alltäglichen Themen", sagt Birgit Berger, Diplomlehrerin am Fachbereich Sprachbehindertenpädagogik der Martin-Luther-Universität. Aus den Texten der Schüler könne man viel lesen und interpretieren, beispielsweise über ihre Stärken und Schwächen in sprachlichen Belangen. "Diese Erkenntnisse geben den Lehrerenden die Möglichkeit, sich individuell auf das jeweilige Kind einzustellen und den Unterricht entsprechend zu gestalten."
    Seid 2000 wurden bereits drei Studiengruppen - Lehrende von Sonderschulen aus Sachsen-Anhalt - mit der Praxis von Dialog-Journalen in Aufbaustudiengängen geschult. Viele von ihnen arbeiten bereits regelmäßig mit dieser neuen Technik.

    Die Fachmesse für Bildung und Informationstechnologie LEARNTEC findet vom 13. bis 15. Februar in Karlsruhe statt, die Bildungsmesse didacta vom 27. Februar bis 3. März in Köln.

    Autor: Paolo Schubert

    Ansprechpartner:
    Ronald Prinz (Projekt ZUK)
    Tel.: 0345 55-2 29 80
    E-Mail: prinz@fst.uni-halle.de
    Dr. Susanne Wagner (Projekt PMT)
    Tel.: 0345 55-2 29 84
    E-Mail: wagner@fst.uni-halle.de
    Birgit Berger (Projekt DIALOG)
    Tel.: 0345 55-2 37 62
    E-Mail: b.berger@paedagogik.uni-halle.de
    Edwin Luntz (Projekt VIRTUS)
    Tel.: 0345 55-2 29 80
    E-Mail: luntz@fst.uni-halle.de


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    Virtuelles Studieren: Rechts im Bild die Kommunikation der Teilnehmenden im Chat (Text zur Anonymisierung unkenntlich gemacht), links eine freigegebene Anwendung (hier AutoCAD), die alle sehen und bearbeiten können.
    Virtuelles Studieren: Rechts im Bild die Kommunikation der Teilnehmenden im Chat (Text zur Anonymisi ...
    Abbildung: Martin-Luther-Universität, FST
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    Criteria of this press release:
    Information technology, Teaching / education
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Virtuelles Studieren: Rechts im Bild die Kommunikation der Teilnehmenden im Chat (Text zur Anonymisierung unkenntlich gemacht), links eine freigegebene Anwendung (hier AutoCAD), die alle sehen und bearbeiten können.


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