idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/26/2000 15:16

Atemluft bleibt frei von Kohlenmonoxid

Gertraud Pickel Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Stau im Straßentunnel: Dutzende, vielleicht sogar Hunderte von laufenden Fahrzeugmotoren füllen den vergleichsweise engen Raum mit Verbrennungsabgasen, darunter dem äußerst giftigen Kohlenmonoxid. Trotzdem muß kein Autoinsasse befürchten, daß er daran ersticken könnte - nicht nur, weil es Lüftungssysteme gibt; auch der Wandanstrich fischt das gefährliche Gas aus der Luft. Noch liegt ein solches Szenario in der Zukunft, doch unwahrscheinlich ist es nicht: der Farbe könnten Substanzen beigemischt werden, die dafür sorgen, daß das Atemgift schnell unschädlich gemacht wird. Am Lehrstuhl für Allgemeine und Anorganische Chemie der Universität Erlangen-Nürnberg hat die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Horst Kisch einen Katalysator entwickelt, der dies bei niedrigen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit leistet. Zusammen mit dem Humboldt-Stipendiaten Dr. Ling Zang ist es dem Team damit gelungen, ein lange ungelöstes Problem zu klären.

    Kohlenmonoxid entsteht bei allen Verbrennungsprozessen, wobei etwa 88% aus dem Verkehr, 11% aus Hausbrand und 1% aus Industrie und Kraftwerken stammen. Es ist ein extremes Atemgift, da es etwa 300mal stärker an den roten Blutfarbstoff gebunden wird als Sauerstoff. Fünfzehn Minuten lang Luft einzuatmen, in der Kohlenmonoxid 0,3% des Volumens ausmacht, ist für den Menschen tödlich.

    Erhöhte Konzentrationen

    Da der mittlere Gehalt atmosphärischer Luft selten Werte über 0,001 vol% überschreitet, wird das menschliche Wohlbefinden im allgemeinen nicht beeinträchtigt. In speziellen Fällen kann man sich darauf allerdings nicht verlassen, denn bei schlechter Durchlüftung können wesentlich höhere, lokal begrenzte Konzentrationen in Garagen, Straßentunnels und auf Autobahnen auftreten. Aus diesen Gründen wurde der Entwicklung von katalytischen Entgiftungsprozessen viel Aufmerksamkeit geschenkt.

    Die meisten Katalysatoren arbeiten bei Hochtemperatur, wie z.B. der Dreiwege-Katalysator für Automobile, und es gibt nur wenige Verbindungen, die eine Niedertemperaturoxidation ermöglichen. So ist bekannt, daß verschiedene Edelmetalle die Oxidation von CO bei 30 bis 75°C katalysieren. Die meisten dieser Katalysatoren sind in feuchter Luft allerdings empfindlich gegenüber Oxidation, wodurch ein technischer Einsatz ausgeschlossen ist.

    Bei Feuchtigkeit aktiv

    Im Gegensatz dazu ist der in Erlangen entwickelte Katalysator nicht nur an feuchter Luft stabil, sondern besitzt nur unter diesen Bedingungen auch die höchste katalytische Aktivität. So sinkt ein anfänglicher CO-Gehalt von 0,8 vol% innerhalb von 20 Minuten um die Hälfte, wenn 2,4 Liter dieser stark belasteten Luft mit einer Katalysatorschicht von etwa 40 cm2 bei Raumtemperatur in Kontakt stehen.

    Außer reaktiven Wandfarben - auch "Sicherheitsfarben" genannt -, die zur Luftverbesserung in Tiefgaragen und Straßentunnels eingesetzt werden könnten, ist ein breites Feld weiterer Anwendungen denkbar. Interessant wäre beispielsweise die Entfernung von Kohlenmonoxid aus der mit Methanol betriebenen Brennstoffzelle, die in ihrer ansonsten derzeit stürmischen Entwicklung gebremst wird, weil selbst kleine Mengen dieses Gases den Katalysator der kalten Verbrennung vergiften. Auch der Einsatz in Luftfiltern für Wärmekraftwerke, Automobile und Klimaanlagen wäre möglich.

    * Kontakt:
    Prof. Dr. Horst Kisch
    Lehrstuhl für Allgemeine und Anorganische Chemie
    Egerlandstr.1, 91058 Erlangen
    Tel./Fax: 09131/85 -27363, Tel. Sekr.: 09131/85 -27267
    E-Mail: Kisch@chemie.uni-erlangen.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Environment / ecology, Materials sciences, Mechanical engineering, Oceanology / climate, Traffic / transport
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).