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05/30/2000 11:53

Fruchtbarkeit über alles

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Ausgrabungen auf Sizilien

    Wer an die griechische Ära Siziliens denkt, wird in den Antiken Städten am häufigsten auf Reste der Verehrung zweier Fruchtbarkeitsgöttinnen stoßen. Es sind die griechischen Demeter und Kore, die auf Sizilien eine besonders grosse Bedeutung erhielten. Dies ergibt sich aus einer Untersuchung, die Dr. Valentina Hinz am Archäologischen Institut der Universität zu Köln durchgeführt hat.

    Die Fruchtbarkeit Siziliens - wie schon von dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot erwähnt - galt in der Antike als Gottesgabe und Zeichen einer Bevorzugung durch die Göttinnen Demeter und Kore. Insbesondere Demeter war die Spenderin zivilisierten Lebens schlechthin, welches in Getreideanbau und einer städtischen Kultur ersichtlich wurde. Es bestand somit ein kausaler Zusammenhang zwischen der wirtschaftlich-kulturellen Blüte vieler sizilischer Städte und der Bedeutungssteigerung sowie der Verbreitung des Kultes der beiden Göttinnen. Die Bedeutung und Beliebtheit dieser Göttinnen fanden ihren Ausdruck nicht in architektonische Monumentalität, sondern in der Vielzahl von Kultstätten und einer alles übertreffenden Masse von Dankopfer, so Dr. Hinz. Die Ausübung des Kultes war vorwiegend an die Frauen in den Städten und auf dem Land gebunden.

    Sizilien wurde ab dem 7. Jahrhundert v.Chr. von Griechen kolonisiert. Die Siedler haben ihre Fruchtbarkeitsgöttinnen Demeter und ihre Tochter Kore mitgebracht. Diese Göttinnen sind die Schützerinnen der Jagd, der Landwirtschaft, der Ehe, der Familie und der Schönheit. Es wurde ein Kult zunächst ohne feste Bauten unter freiem Himmel praktiziert, wobei blutige und unblutige Opfer vollzogen wurden. Bevorzugtes Tier war dabei das Ferkel, das in einem gemeinsam abgehaltenen Mahl verspeist wurde. Unblutige Gaben bestanden aus Flüssigkeiten, Backwerk und vor allem Naturalien wie Getreide. Der grösste Teil der dieser Phase zugehörigen Fundstücke waren daher Gefässe, die beim Opfermahl verwendet wurden. Die grossen Mengen an Koch-, Trink- und Speisegeschirr unter den Fundstücken lassen erkennen, dass das gemeinsame, mit dem Opfer verbundene Mahl von zentraler Bedeutung für den Kult war. Charakteristisch ist das Vergraben der Opfergaben in der Erde, das meist sogar in einer speziellen Anordnung erfolgte. Später gehörten eher symbolische Geschenke zum Kult. Das Terrakotta-Bild einer ferkeltragenden Frau mit einer Fackel in ihrer Hand wurde das typische Weihgeschenk.

    Demeter und Kore waren 'populäre' Göttinnen, die nicht nur von Priestern, sondern von breiten Bevölkerungsschichten - besonders den Frauen - der griechischen Städte angebetet wurden. Die besondere Qualität des Kultes von Demeter und Kore lag darin, dass der Kontakt zwischen den Menschen und der Gottheit viel unmittelbarer und persönlicher war als bei anderen Kulten. Demeter und Kore waren keine offiziellen Stadtgottheiten und ihre Kultplätze befanden sich deswegen am Rande der Stadt oder im Privaten.

    Als die Punier aus Karthago (jetzt Tunis) 409 v.Chr. die Insel eroberten, wurden viele Einwohner getötet und die Eroberer siedelten sich an. Das bedeutete aber nicht das Ende des Demeter/Kore-Kultes. Er wurde sogar noch weiter verbreitet, denn die Punier auf Sizilien übernahmen ihn und führten ihn auch in das Mutterland und in andere Kolonien wie Sardinien und Ibiza ein. Es gibt verschiedene Erklärungen für diese ungehemmte Übernahme des Kultes. Eine davon ist, dass die karthagische Armee einen Tempel von Demeter und Kore geschändet hat. Dafür wurden sie bestraft mit einer Epidemie und militärischen Misserfolgen. Zur Sühne stellten daraufhin die Karthager Kultbilder von Demeter und Kore auf, und die angesehensten Karthager wurden Priester des Demeter-Kultes. Als die Punier schon längst von den Griechen besiegt waren, lebte der Kult der beiden Göttinnen weiter. Sie sind zu Schutzgöttinnen Siziliens gewachsen und wurden sogar auf Münzen abgebildet.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Für Rückfragen steht Ihnen Prof. Dr. H. von Hesberg unter der Telefonnummer 0221/470-2985 und der E-mail-Adresse Hesberg@uni-koeln.de zur Verfügung

    Unsere Presseinformation finden sie auch im World Wide Web (http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.html).
    Für die Übersendung eines Belegexemplars waren wir Ihnen dankbar.


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Philosophy / ethics, Religion
    transregional, national
    Research results
    German


     

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