idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/30/2000 15:04

Beleites: "Umbenennung der Jenaer Kinderklinik richtig"

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jena. (30.05.00) Mit Nachdruck setzt sich Prof. Dr. Eggert Beleites gegen Fehlinterpretationen zur Wehr, dass er die bewiesenen "Euthanasie"-Vorwürfe gegen den Kinderarzt Prof. Dr. Jussuf Ibrahim negiere. "Solche Behauptungen sind vollkommen falsch", erklärt Beleites. "Ich finde die Verfahrensweise der Universität und der Medizinischen Fakultät Jena absolut richtig, die nationalsozialistische Vergangenheit schonungslos aufzuarbeiten und transparent zu machen."

    "Das Denkmal Ibrahim darf so wie bisher keinesfalls bleiben, sondern muss meines Erachtens in ein Mahnmal umgewandelt werden", erklärt Beleites, der an der Universität Jena den Lehrstuhl für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde innehat und zugleich der Thüringer Landesärztekammer präsidiert. Die bloße Tilgung des Namens Ibrahim aus dem öffentlichen Raum sei ihm aber nicht weitgehend und differenziert genug, wendet Beleites. Er richtet sich mit diesem eindeutigen Votum gegen eine Missinterpretation seines Editorials in der Mai-Ausgabe der Thüringer Kammerzeitschrift. "Dieses Editorial habe ich wegen des frühen Drucktermins bereits Anfang April, also vor Abschluss der ,Ibrahim-Kommission', verfasst", erläutert er, "die dort angestellten Überlegungen entsprechen meinem damaligen Kenntnisstand."

    Zugleich legt er Wert auf seine Feststellung, dass man aus heutiger Sicht die nationalsozialistische "Euthanasie" keiner undifferenzierten Betrachtung unterziehen dürfe. "Mit Schwarz-Weiß-Klischees kommen wir nicht weiter", meint er, "wir müssen das bedauerliche Faktum zur Kenntnis nehmen, dass die praktizierte ,Euthanasie' damals von über 80 Prozent der Bevölkerung in Mitteldeutschland ideell mitgetragen wurde und auch heute noch in weiten Teilen verhohlene oder sogar offene Zustimmung findet." Deshalb plädiere er dafür, die Diskussion darüber wach zu halten und aus den historischen Umständen Lehren für die heutige und künftige Medizinethik zu ziehen. Diese seien etwa in den "Grundsätzen zur ärztlichen Sterbebegleitung" der Bundesärztekammer dokumentiert, an deren Formulierung Beleites federführend beteiligt war. "Für die deutsche Ärzteschaft ist klar, dass ,Euthanasie' von schwerstgeschädigten oder schwerkranken Patienten ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das ärztliche Berufsethos darstellt", so Beleites. "Diesen Stand vertrete ich persönlich ganz ausdrücklich."

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Wolfgang Hirsch
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931031
    Fax: 03641/931032
    E-Mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


    More information:

    http://idw.tu-clausthal.de/public/zeige_pm.html?pmid=20002


    Images

    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Science policy
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).