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06/21/2000 11:25

Management von Süßwasser in Westafrika

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    83/2000
    Ein Forschungsvorhaben der Universitäten Köln und Bonn

    "Integratives Management-Projekt für einen effizienten und tragfähigen Umgang mit Süßwasser in Westafrika (IMPETUS Westafrika)" ist der Titel eines interdisziplinären, anwendungsbezogenen Forschungsvorhabens, das gemeinsam von den Universitäten Köln und Bonn unter Beteiligung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Köln, getragen wird. Im Vordergrund dieses zunächst auf acht befristete Projektes steht das nachhaltige Management der knappen Ressourcen "Wasser". Die geplanten Arbeiten sollen auf der Basis eines Kompetenznetzwerkes in zwei Flußeinzugsgebieten Westafrikas durchgeführt werden. Dieses von der Bundesregierung und der Landesregierung NRW für die ersten drei Jahre mit ca. 17 Millionen DM geförderte Vorhaben wurde heute auf einer Pressekonferenz vorgestellt.

    Das vorliegende Projekt soll auf der Basis eines Kompetenznetzwerkes in zwei Flußeinzugsgebieten Nordwest- bzw. Westafrikas durchgeführt werden. Es handelt sich dabei um den Drâa im semi-ariden Südosten Marokkos sowie um den Ouémé im wechselfeuchten Benin. Diese Wahl ist motiviert durch die Wechselwirkung, die möglicherweise zwischen den Klimaten Afrikas und Europas über atmosphärische Telekonnektionsprozesse besteht sowie durch einen wahrscheinlichen Zusammenhang zwischen den seit den 70er Jahren anhaltenden Dürreperioden sowohl nördlich als auch südlich der Sahara. Begünstigt wird das gesamte Vorhaben durch eine ausgezeichnete Datenlage in den genannten Gebieten infolge langfristiger Messprogramme der belgischen bzw. französischen Kooperationspartner sowie durch verschiedene laufende oder bevorstehende Satellitenmissionen. Es ist angestrebt, daß die Befunde des Projektes in konkrete Abmachungen auf internationaler Ebene und in angepasstes Ressourcenmanagement auf nationaler und regionaler Ebene münden.

    Süßwasser ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Leben auf der Erde. Es spielt eine überragende Rolle für die Erhaltung der natürlichen Umwelt, und seine ständige Verfügbarkeit ist unerlässlich für fast alle menschlichen Aktivitäten. Die Verknappung der Süßwasserreserven wird das bedeutendste wasserwirtschaftliche Problem des nächsten Jahrhunderts sein, das in Zusammenhang mit Problemen der Wasserqualität alle Anstrengungen zur Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung gefährden kann. In einigen Regionen sind soziale und politische Konflikte um die Ressource Wasser zu erwarten. Bereits jetzt hat die Wasserverknappung in vielen Regionen kritische Ausmaße angenommen. Das globale Mittel des Pro-Kopf-Verbrauchs hat sich in den letzten Dekaden deutlich verringert; insgesamt 22 Länder verfügen derzeit über erneuerbare Frischwasservorräte von weniger als 1.000 m3 pro Kopf und Jahr, ein Wert, der gemeinhin als Schwellenwert für Wasserknappheit angesehen wird. Für die erste Hälfte des 21. Jahrhunderts wird prognostiziert, daß etwa ein Viertel der Weltbevölkerung unter gravierender Wasserknappheit leiden wird. Für Afrika gehen einige Schätzungen davon aus, daß bereits heute die Menge an Süßwasser pro Person nur noch ein Viertel derjenigen beträgt, die 1950 zur Verfügung stand, und daß die Versorgung mit Süßwasser besonders in Westafrika problematisch werden könnte, da diese Region von einer seit 30 Jahren anhaltenden Trockenperiode betroffen ist. Die steuernden Mechanismen für die Veränderlichkeit der Klimate Westafrikas sind bisher nur unzureichend verstanden, und dies vor dem Hintergrund der Tatsache, daß die Klimate der Gebiete nördlich und südlich der Sahara zu den veränderlichsten der Welt gehören. Nordwestafrika und das tropische Westafrika sind als diejenigen Regionen bekannt, welche im 20. Jahrhundert die ausgeprägteste Klimavariabilität aufgewiesen haben. Die Möglichkeit eines vom Menschen verursachten globalen Klimawandels fügt der bereits jetzt in vielen Teilen der Erde bestehenden Herausforderung an die Sicherstellung der zukünftigen Wasserverfügbarkeit einen weiteren Risikofaktor hinzu.

    Der beobachtete signifikante Trend zu unternormalen Niederschlägen seit den 70er Jahren legt nahe, die Regionen nördlich und südlich der Sahara in einem gemeinsamen Ansatz zu betrachten. Dies geschieht auf der Basis eines für die jeweilige Klimazone typischen Flußeinzugsgebietes mit einer Fläche von etwa 100.000 km2. Ausgewählt wurden zum einen das Einzugsgebiet des Drâa in Südosten Marokko als Beispiel für ein Flußsystem im Gebirgsvorland humider bis arider Subtropen, zum anderen das Einzugsgebiet des Ouémé in Benin als typisches Flußsystem wechselfeuchter Randtropen.

    Die natürliche Verfügbarkeit von Süßwasser wird vom hydrologischen Zyklus kontrolliert. Für die Bestimmung des hydrologischen Zyklus' spielt die Verfügbarkeit von Klimadaten, besonders die der raum-zeitlichen Verteilung von Niederschlag und Verdunstung, eine zentrale Rolle. Entsprechend sind Klimadaten für die Planung der Wasserversorgung von Haushalten, Industrie und Landwirtschaft und für das Management von Wasserkraftwerken und Ökosystemen von außerordentlicher Bedeutung. Eine effektive und anwendungsorientierte Betrachtung des hydrologischen Zyklus' bedeutet nicht nur, daß unterschiedliche Disziplinen der Naturwissenschaften (z.B. Hydrologie, Meteorologie, Botanik, Agrarwissenschaft, Geologie und Geofernerkundung) sehr eng zusammenarbeiten müssen, sondern heißt auch, daß sozio-ökonomische und medizinische Fragestellungen mit einbezogen werden müssen.

    Die übergeordnete Zielstellung des auf insgesamt acht Jahre angelegten Projektes besteht in dem Aufzeigen konkreter Wege zur Umsetzung wissenschaftlicher Resultate in wissenschaftlich fundierte und belastbare, zugleich aber auch umsetzbare Lösungsstrategien vor dem Hintergrund einer sich ändernden natürlichen Umgebung. Hierdurch soll eine verläßliche Basis für politische Maßnahmen und internationale Vereinbarungen bereitgestellt werden. In der ersten dreijährigen Phase stehen überwiegend Diagnosen verschiedener Aspekte des Wasserhaushaltes im Vordergrund der Betrachtungen. Darauf aufbauend werden in der zweiten dreijährigen Phase Prognosemethoden in bezug auf zu erwartende Veränderungen in den kommenden Jahrzehnten entwickelt. Die im Laufe des Projektes gesammelten Erkenntnisse aller beteiligten Disziplinen werden in der abschließenden letzten zweijährigen Phase gekoppelt werden, um durch unterschiedliche Szenarienbetrachtungen eine umfassende Abschätzung von Risiken und möglichen Auswirkungen auf lokaler und regionaler Ebene zu erlauben.

    Die Untersuchung beider Flußeinzugsgebiete in einem Kompetenznetzwerk hat die Vorteile, daß die Anwendung einheitlicher Methodologien den geplanten Vergleich beider Einzugsgebiete erleichtert, und daß die notwendigen wissenschaftlichen Grundverfahren nur einmal entwickelt und lediglich für beide Gebiete adaptiert werden müssen. Daraus lassen sich auch Erfahrungen zur Übertragbarkeit der Verfahren auf andere Regionen ableiten. Es ist beabsichtigt, nach Abschluß der behandelten Fallstudien die Ergebnisse in einem weiteren Schritt in flußübergreifende Modelle zu integrieren.

    Die vorliegende Forschungsinitiative wird eingebettet in die lokale Forschungslandschaft von Benin bzw. Marokko. Es wird Wert darauf gelegt, die dortigen staatlichen, traditionellen und privaten Institutionen durch eine intensive Zusammenarbeit zu stärken und den Aufbau wissenschaftlichen "know-hows" zu fördern. Nachwuchsforschern aus den genannten Ländern sollen durch Aufenthalte als Gastwissenschaftler in Köln und Bonn die Gelegenheit erhalten, von den Ergebnissen des Projekts zeitnah zu profitieren.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias
    Für Rückfragen steht Ihnen Professor Dr. Peter Speth unter der Telefonnummer 0221 470 3679, der Fax-Nummer 0221 470 5161 und der Email-Adresse speth@meteo.uni-koeln.de zur Verfügung.
    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web (http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.html).

    Für die Übersendung eines Belegexemplares wären wir Ihnen dankbar.


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    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Geosciences, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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