Dresdner Spitzen waren in der ersten Hälfe des 18. Jahrhunderts in ganz Europa bekannt und begehrt. Dass die Bedeutung dieser virtuosen Weißstickerei aus Sachsen für die europäische Textilkunst auch in der Forschung erkannt und gewürdigt wird, dafür sorgt die münstersche Wissenschaftlerin Prof. Dr. Ruth Bleckwenn.
Seit ihrer Emeritierung als Direktorin des Instituts für Textilgestaltung und ihre Didaktik der Universität Münster im Jahr 1995 bearbeitet die gebürtige Dresdnerin den großen Bestand wertvoller historischer Spitzen im Kunstgewerbemuseum Dresden. Ergebnisse sind ein umfangreicher Bestandskatalog und eine Ausstellung "Dresdner Spitzen - Point de Saxe", die am Freitag, 14. Juli 2000, im Bergpalais des Schlosses Pillnitz eröffnet und noch bis Ende Oktober in Dresden gezeigt wird.
Dresdner Spitzen waren bisher ein Stiefkind der Forschung. Es existierte keine klare Definition, was oft zu falschen Zuschreibungen führte. Ihr besonderes Merkmal ist die Fülle an Ziergründen, entstanden durch das Zusammenziehen der Fäden des sehr feinen Grundgewebes aus Musselin. Aufgekommen ist die Dresdner Spitze am Anfang des 18. Jahrhunderts, als der Import des indischen Musselins in größerem Umfang einsetzte. Sie blieb bis etwa 1780 beliebt, so lange, wie Spitzen generell als modisch galten.
Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden über 400 Stücke erfasst und nach technischen und ästhetischen Merkmalen analysiert. Nach Ansicht von Prof. Bleckwenn widerlegen die Motive der Ornamente die verbreitete Expertenmeinung, Dresdner Spitzen kopierten nur die zeitgleichen Klöppel- und Nadelspitzen: "Sie sind eigenständig und wurden ihrerseits in anderen Ländern imitiert". Allerdings ähnelten sich in manchen Merkmalen alle Spitzen im 18. Jahrhundert und seien auch auf gleiche Weise verwendet worden: "Spitzen waren ein unverzichtbares Accessoire der modischen Kleidung beider Geschlechter".
Viele bisher ungelöste Fragen der Produktion und des Handels der Dresdner Spitzen konnten durch umfangreiche Recherchen in Archiven, Museen und Sammlungen geklärt werden. Dresdner Spitze wurde in der sächsischen Hauptstadt vor allem gehandelt, aber auch hergestellt. Der Name steht damit sowohl für ein "Markenzeichen" als auch für die Herkunft des Produkts. Die Forschungsarbeiten von Prof. Bleckwenn machen die große Bedeutung Sachsens im 18. Jahrhundert für die Herstellung qualitätsvoller und modischer Spitzen auch anderer Techniken und die weit verbreitete, oft selbständige Tätigkeit von Frauen in diesem Bereich deutlich.
Die Ausstellung "Dresdner Spitzen - Point de Saxe. Virtuose Weißstickerei des 18. Jahrhunderts" ist vom 15. Juli bis 31. Oktober 2000 täglich (außer montags) von 9.30 Uhr bis 17.30 Uhr im Kunstgewerbemuseum Dresen zu besichtigen. Später wird sie auch in Nordrhein-Westfalen gezeigt: Zunächst in Bielefeld im Kunstgewerbemuseum der Stiftung Huelsmann und dann im Kreismuseum Zons (Stadt Dormagen).
http://www.staatl-kunstsammlungen-dresden.de/deutsch/muskgm.htm
Criteria of this press release:
Art / design, History / archaeology, Music / theatre, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Research projects
German
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