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07/13/2000 14:59

Universität Münster bekennt sich zu ihrer Verantwortung

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster bekennt sich zu ihrer Verantwortung für Verfolgung und Willkür an der Universität während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. In einer vom Senat der Universität auf Antrag des Rektorats einstimmig verabschiedeten Erklärung werden die zwischen 1933 und 1945 durch politische Willkür erfolgten Entziehungen von Doktorgraden sowie die Relegation von Studierenden an der Universität Münster für nichtig erklärt.

    Die Universität Münster stellt in der Resolution fest, dass auch durch Organe der Universität in der NS-Zeit aus politischen und rassischen Gründen oder Motiven Unrecht begangen worden ist. Diese Akte politischer Verfolgung werden als willkürlich, menschenverachtend und einer Universität unwürdig verurteilt: "Sie widersprechen zutiefst den humanistischen Idealen, denen sich die Westfälische Wilhelms-Universität Münster verpflichtet fühlt. Die Universität hat sich an den Opfern dieser Willkürmaßnahmen mitschuldig gemacht und bekennt sich voller Scham zu ihrer Verantwortung".

    In einer von Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer und seinen Mitarbeitern am Historischen Seminar in Zusammenarbeit mit dem Universitätsarchiv zusammen gestellten Dokumentation werden für die Universität Münster zehn Aberkennungen von Doktorgraden, 35 Entlassungen münsterscher Hochschullehrer, wissenschaftlicher und nichtwissenschaftlicher Mitarbeiter sowie zwölf Relegationen von Studierenden aus rassischen und politischen Gründen aufgeführt. Auch wenn eine Aufklärung dieser Vorgänge, die Auseinandersetzung mit ihnen und die Übernahme der Verantwortung für das verübte Unrecht mehr als ein halbes Jahrhundert versäumt worden sei und eine Korrektur des begangenen Unrechts heute nicht mehr möglich sei, sehe es die Universität als ihre Aufgabe an, die individuellen Fälle aufzuklären und in jedem Einzelfall darauf hinzuwirken, dass das Recht wieder hergestellt werde.

    Die "Erklärung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zu Maßnahmen der Universität während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft" hat folgenden Wortlaut:

    "Die Westfälische Wilhelms-Universität, in dem Bewußtsein,

    - dass auch durch Organe der Universität in den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zwischen 1933 und 1945 im Namen der Universität aus politischen und rassischen Gründen oder Motiven an Mitgliedern und Angehörigen der Universität Unrecht begangen worden ist, indem Doktorgrade entzogen, Relegationen von Studierenden vorgenommen und Verfolgungen, die zu Entlassungen, Vertreibungen oder Gefährdungen von Leib und Leben geführt haben, eingeleitet worden sind;

    - dass eine Korrektur des begangenen Unrechts heute nicht mehr möglich ist und dass sich die Universität deshalb von der eigenen Schuld nicht durch einen einmaligen Akt befreien kann und

    - dass die Aufklärung dieser Vorgänge, die Auseinandersetzung mit ihnen und die Übernahme der Verantwortung für das von ihr verübte Unrecht von der Universität mehr als ein halbes Jahrhundert versäumt worden ist,

    stellt folgendes fest:

    Diese Akte der politischen Verfolgung verletzen die Menschenrechte. Sie sind willkürlich, menschenverachtend und einer Universität unwürdig. Sie widersprechen zutiefst den humanistischen Idealen, denen sich die Westfälische Wilhelms- Universität Münster verpflichtet fühlt. Die Universität hat sich an den Opfern dieser Willkürmaßnahmen mitschuldig gemacht und bekennt sich voller Scham zu ihrer Verantwortung.

    Die Universität erklärt dementsprechend: Die in den Jahren 1933 bis 1945 durch Akte der politischen Willkür erfolgten Entziehungen von Doktorgraden sowie die Relegationen von Studierenden sind nichtig. In diesen und in den Fällen der Verfolgungen sieht die Universität es als ihre Aufgabe an, die individuellen Fälle aufzuklären und in jedem Einzelfall darauf hinzuwirken, dass das Recht wiederhergestellt wird."


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Science policy
    German


     

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