Im Vergleich mit anderen Städten und Regionen Bayerns nimmt Erlangen beim Schulerfolg seiner Schüler und Schülerinnen eine hervorragende Position ein, und zwar sowohl für Kinder ohne wie für Kinder mit Migrationshintergrund. Die Analyse der Schuldaten des Jahres 2005/06 zeigt allerdings auch, dass selbst hier der Schulverlauf und Schulerfolg von Kindern ausländischer Herkunft im Schnitt schlechter ausfällt als bei deutschen Kindern. In Zusammenarbeit mit der Abteilung für Statistik und Stadtforschung der Stadt Erlangen hat Katharina Seebaß (M.Sc.) diese Daten im Rahmen eines Praktikums analysiert. Die Ergebnisse dieser Auswertungen wurden jetzt im Erlanger Ratssaal präsentiert. Die Analysen bilden zugleich die Grundlage für eine Diplomarbeit, die die angehende Diplom-Sozialwirtin am Lehrstuhl für Soziologie und Empirische Sozialforschung der Universität Erlangen-Nürnberg schreibt. Sie wird von Dr. Reinhard Wittenberg betreut.
Hinweise auf den Migrationshintergrund von Schülern werden in den amtlichen Schuldaten erst seit dem Schuljahr 2005/06 erfasst. Danach beträgt der Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund an allgemeinbildenden Schulen in Erlangen 15,4 Prozent. Die Untersuchung sollte die Bildungssituation dieser Kinder genauer beleuchten und ihren Schulerfolg klären. Bereits bei der Einschulung sind Unterschiede zwischen ihnen und der Gruppe der deutschen Schüler zu beobachten. Werden im Durchschnitt aller Schüler 73 Prozent im Alter von sechs Jahren eingeschult, beträgt der Vergleichswert unter Schülern mit Migrationshintergrund 64 Prozent: Sie werden demzufolge später eingeschult.
Der Schulerfolg der Grundschüler lässt sich am besten anhand der Übertrittsquoten auf das Gymnasium messen. Diesbezüglich belegt Erlangen in Bayern mit Abstand den Spitzenplatz: 56,6 Prozent der Grundschulabsolventen beginnen hier eine gymnasiale Schulausbildung, landesweit sind es nur 35,2 Prozent. Schüler mit Migrationshintergrund treten jedoch auch in Erlangen seltener auf ein Gymnasium über: Genau ein Drittel schafft diesen Schritt, während mehr als die Hälfte (55,3 Prozent) von der Grund- zur Hauptschule wechselt. Generell haben Mädchen bessere Chancen als Jungen, ins Gymnasium überzutreten. Allerdings wechseln ausländische Mädchen häufiger zur Hauptschule als ihre ausländischen männlichen Klassenkameraden.
Wie erwartet, spielt es eine erhebliche Rolle, in welchem Grundschulsprengel die Schüler aufwachsen. Je höher dort das durchschnittliche Bildungs- und Einkommensniveau liegt, desto höher sind auch die Übertrittsquoten auf ein Gymnasium. Umgekehrt gilt, dass in Grundschulsprengeln mit hohen Anteilen an Hartz IV-Empfängern und Schülern mit Migrationshintergrund hohe Übertrittsquoten auf die Hauptschule zu beobachten sind.
Unter den Absolventen der allgemeinbildenden Schulen erreichen rund 40 Prozent der deutschen Schüler und Schülerinnen die allgemeine Hochschulreife und 34 Prozent verlassen die Schule mit einem Realschulabschluss. Ein anderes Bild zeigt sich bei den ausländischen Schülern: nur knapp 13 Prozent der Schüler verlassen die Schule mit dem Abitur und knapp ein Drittel (27 Prozent) mit einem mittleren Schulabschluss. Am häufigsten beschließen nicht deutsche Schüler die Schulzeit mit einem Hauptschulabschluss (37 Prozent). Rund ein Fünftel der ausländischen Schüler verlässt die Schule ohne jeglichen Abschluss, während dies unter den deutschen Schülern knapp acht Prozent sind.
Als Maß für den Misserfolg in der Schule werden die Wiederholer einer Jahrgangsstufe betrachtet. Ein durchschnittliches Schuljahr eines einzelnen Schülers kostet ca. 5.000 Euro. Insgesamt wiederholten im Schuljahr 2005/06 in Erlangen 603 Schüler eine Klasse; das entspricht einer Wiederholerquote von 4,2 Prozent. Die meisten Wiederholungen treten bei einem Wechsel zwischen verschiedenen Schularten auf. Auch unter den Wiederholern sind Schüler mit Migrationshintergrund anteilsmäßig häufiger vertreten als Schüler ohne Migrationshintergrund.
Obwohl Schülerinnen und Schüler in Erlangen weit erfolgreicher sind als anderswo in Bayern, ist die Situation dennoch nicht zufriedenstellend. Zu fragen bleibt, welche kommunalpolitischen Maßnahmen die Stadt ergreifen kann, um ihre Spitzenstellung aus- und zugleich die relative Benachteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund abzubauen.
Die Universität Erlangen-Nürnberg, gegründet 1743, ist mit 26.600 Studierenden, 83 Instituten, 550 Professoren und 2000 wissenschaftlichen Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in enger Verknüpfung mit Jura, Theologie, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften.
Weitere Informationen für die Medien:
Dr. Reinhard Wittenberg
Tel.: 0911/5302-699
reinhard.wittenberg@wiso.uni-erlangen.de
Criteria of this press release:
Social studies, Teaching / education
regional
Research results
German
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