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05/16/1997 00:00

Schlaf: Weniger ist oft mehr

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    upm-Pressemitteilung der Universitaet Muenster 150/97 - 16. Mai 1997

    Schlaf: Weniger ist oft mehr!

    Neues Therapieprogramm der Universitaet Muenster

    Schlafstoerungen gehoeren neben Kopfschmerzen zu den haeufigsten psychosomatischen Beschwerden: 10 bis 20 Prozent der Bevoelkerung in den westlichen Industrielaendern leiden unter Schlafstoerungen. Trotz der zunehmenden Verbreitung von Schlaflabors, in denen Schlafstoerungen inzwischen zuverlaessig diagnostiziert werden koennen, sind spezifische, therapeutische Behandlungsangebote fuer Schlafgestoerte sehr wenig verbreitet. Nach wie vor ist die Verabreichung von Medikamenten die haeufigste Therapie.

    Im Schlaflabor des Psychologischen Instituts II der Universitaet Muenster wurden in den letzten Jahren unterschiedliche, speziell auf Schlafstoerungen ausgerichtete Behandlungskonzepte entwickelt und geprueft. Im Fruehjahr letzten Jahres startete ein Forschungsprojekt, das die Wirksamkeit einer relativ neuen, in Deutschland bisher kaum verbreiteten Therapiemethode bei Schlafstoerungen - der Schlafrestriktion oder Schlafverkuerzung - ueberpruefen sollte.

    Diese aeusserst effektive, aber auch zu Anfang harte Methode setzt an einem Punkt an, den jeder Schlafgestoerte sehr gut kennt: Das Verhaeltnis der Bettliegezeit und Schlafzeit klafft in der Regel so weit auseinander, dass Menschen mit Schlafstoerungen acht bis neun Stunden im Bett liegen, davon aber nur drei bis fuenf Stunden schlafen. Diese naechtlichen Gruebelstunden fuehren nach und nach zu einer immer groesseren Anspannung und Angst vor den Naechten und den Folgen am naechsten Tag. Auf diese Weise entwickelt sich ein Teufelskreis, den die Betroffenen alleine nicht mehr durchbrechen koennen.

    Bei der Schlafrestriktion wird der Schlaf in einem mehrwoechigen Gruppenprogramm unter Anleitung von Therapeuten systematisch verkuerzt. Die individuellen Bettzeiten werden dabei der tatsaechlichen Schlafzeit weitgehend angenaehert. Auf diesem Wege wird durch zunaechst sehr geringe Schlafzeiten mit steigender Tagesmuedigkeit und wachsendem Schlafdruck die effektive Schlafzeit nach und nach wieder erhoeht. In der Folge entwickelt sich eine zusammenhaengende Schlafperiode mit langsam ansteigenden Schlafzeiten. UEber die reine Schlafrestriktion hinaus werden waehrend der Gruppentreffen Massnahmen besprochen, die vor allem auf die Stabilisierung des Schlaf-Wach-Rhythmus abzielen. Die Patienten werden ueber die natuerliche Schlafphysiologie und eine richtige Schlafhygiene aufgeklaert. Ausserdem gehoert der Aufbau von Aktivitaeten zum festen Bestandteil der Therapiemethode, da schlafgestoerte Patienten haeufig ueber Jahre ihr Leben "auf Sparflamme" stellen.

    Inzwischen liegen im Schlaflabor der Universitaet Muenster die ersten vielversprechenden Ergebnisse zur Wirksamkeit dieser neuen Methode vor: Bei allen Patienten des Trainings verbesserte sich die Schlafeffektivitaet betraechtlich. Die Patienten verbrachten am Ende der Therapie nun fast 90 Prozent ihrer Zeit im Bett schlafend. Dieser Therapieeffekt war auch noch nach einem halben Jahr vorhanden. Insbesondere gelang es durch die Therapie, die starken AEngste der Patienten vor der Schlaflosigkeit weitgehend abzubauen. Viele Patienten hatten zum ersten Mal seit vielen Jahren das Gefuehl, wieder selber ihren Schlaf kontrollieren zu koennen. Zum wichtigsten Erfolg der Therapie zaehlen die Therapeuten Dr. Tillmann Mueller und Dr. Beate Paterok die Tatsache, dass einigen Patienten mit Unterstuetzung dieser Methode der Abbau des Medikamenten- oder Alkoholkonsums wie auch der Aufbau positiver Freizeitaktivitaeten gelungen ist.

    Diese vielversprechenden Ergebnisse sollen nun an weiteren Patienten ueberprueft werden. Das Schlaflabor Muenster bietet hierzu im Juni/Juli eine weitere Schlafrestriktionstherapie an, die fuer Patienten geeignet ist, deren Schlafstoerung nicht organisch oder psychiatrisch bedingt sind.

    Interessenten koennen sich sofort schriftlich melden mit Angabe der Adresse, Telefonnummer und einer kurzen Stoerungsbeschreibung und werden anschliessend zurueckgerufen.

    Adresse: Schlaflabor der Universitaet Muenster, z.Hd. Dr. Mueller/Dr. Paterok, Psychologisches Institut II, Fliednerstrasse 21, 48149 Muenster.


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    Criteria of this press release:
    Psychology
    transregional, national
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