Forscher der Universitäten Jena und Prag legen Buch über Kooperationen im "Dritten Reich" vor
Jena (29.05.08) Die Amtszeit ihres Rektors Karl Astel von 1939 bis 1945 gehört zu den düsteren Kapiteln der Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena. In dieser Zeit sollte der "Rassengedanke", von Astel maßgeblich befördert, gen Osten exportiert und dort umgesetzt werden. Eine besonders enge Kooperation bestand dabei zwischen Jena und der "Deutschen Karls-Universität Prag". Dieses dunkle Kapitel erhellen jetzt im 450. Jubiläumsjahr der Universität Jena der Biologiedidaktiker und Wissenschaftshistoriker PD Dr. Uwe Hoßfeld von der Uni Jena und sein Prager Kollege Dr. Michal Simunek mit einer neuen Publikation. Das Buch "Die Kooperation der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Deutschen Karls-Universität Prag im Bereich der 'Rassenlehre' 1933-1945" wird gemeinsam mit der Landeszentrale für Politische Bildung am 10. Juni in Prag der Öffentlichkeit präsentiert.
Auf 183 Seiten zeichnen Hoßfeld und Simunek die Entwicklung dieser engen Kooperation nach, zu deren wichtigsten Protagonisten der Jenaer Rasseforscher Lothar Stengel- von Rutkowski zählte. "Die enge Verflechtung von Jena und Prag zeigt den Versuch, das Phänomen Rassismus zu einem internationalen Phänomen zu machen", sagt Hoßfeld. Prag sei dabei eine zentrale Rolle zugewiesen worden, ablesbar an der Zahl von drei rassekundlichen Lehrstühlen an der Karls-Universität. In Jena gab es vier derartige Lehrstühle. Karl Astel hatte bereits 1940 an der dritten gesamtdeutschen Rektorenkonferenz in Prag teilgenommen. Doch die Kontakte ins Protektorat Böhmen-Mähren beschränkten sich keineswegs auf die übergeordnete Ebene. Simunek und Hoßfeld belegen, wie eng Assistenten und bereits Studenten in rassekundlichen Fragen auf der Achse Jena-Prag kooperierten. So entstand bereits im Jahr 1939 ein studentisches Netzwerk zwischen Jena und Prag. Auf Betreiben des Thüringer Gaustudentenführers Dr. Walther Kieser übersiedelte in diesem Zuge die Jenaer Arbeitsgemeinschaft "Junge Wissenschaft" des Gaustudentenführers Thüringen e. V. in die tschechische Hauptstadt.
Der Biologiedidaktiker Uwe Hoßfeld möchte mit dem neuen Buch Biologie-, Ethik- und Geschichtslehrern geeignetes Material für den Unterricht in die Hände geben.
Der Band wird durch einen umfangreichen Dokumentenanhang ergänzt. Dank des Wissenschaftshistorikers Simunek, der an der Prager Universität wissenschaftlicher Mitarbeiter ist und in Jena in einem Mendelejew-Projekt forscht, liegen viele Dokumente erstmals auf Deutsch vor. Zu den aussagekräftigen Belegen gehört eine freundliche Rezension, die der Auschwitzer KZ-Arzt Josef Mengele über ein Buch Stengel- von Rutkowskis verfasst hatte.
Uwe Hoßfeld, Michal Simunek: Die Kooperation der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Deutschen Karls-Universität Prag im Bereich der "Rassenlehre" 1933-1945, Erfurt 2008, ISBN 978-3-937967-34-9
Das Buch wird von der Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen herausgegeben und kann dort bezogen werden. Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Regierungsstraße 73, 99084 Erfurt, Tel.: 0361 / 3792721 oder im Internet: www.thueringen.de/de/lzt/publikationen/content.html.
Kontakt:
PD Dr. Uwe Hoßfeld
Arbeitsgruppe Biologie-Didaktik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Straße 159, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949491 oder 03641 / 949505 (Haeckel-Haus)
E-Mail: uwe.hossfeld[at]uni-jena.de
http://www.uni-jena.de
http://www.thueringen.de/de/lzt/publikationen/content.html
Cover der neuen Publikation, die offiziell am 10. Juni in Prag präsentiert wird.
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Der Jenaer Rektor Karl Astel (1898-1945).
Foto: UAJ
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Criteria of this press release:
History / archaeology
regional
Scientific Publications
German
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