Symposion für Querdenker an der Goethe-Universität zu Nietzsches 100. Todesjahres in der Aula am 1. und 2. Dezember
FRANKFURT. Unangepasste Denker sind selten, auch unter Philosophen. In den vergangenen 100 Jahren hat es damit keiner so weit getrieben wie Friedrich Nietzsche. Er ist die Symbolfigur, in der sich der Typus des traditionellen Gelehrten überwindet. Die Beschäftigung mit Nietzsche ist auch heute noch geeignet, ein vorwiegend mit sich selbst und der Institution beschäftigtes Gelehrtentum wieder auf den Menschen aufmerksam zu machen. Die hundertste Wiederkehr seines Todestages ist Anlass, sich mit seiner provokativen Philosophie auseinander setzen. Dies geschieht während eines Symposions für Querdenker - nicht nur für Wissenschaftler -, das am 1. und 2. Dezember in der Aula der Goethe-Universität veranstaltet wird.
Ausgangspunkt der Philosophie Nietzsches ist nicht ein idealtypisch gedachtes Lebewesen, sondern der wirkliche Mensch mit seinen Schwächen, Stärken, Leiden und Hoffnungen. Der Mensch soll seine Bequemlichkeit aufgeben, nur an das glauben zu wollen, was ihn tröstet. Dadurch wird Nietzsche zum Gegenspieler jeder Art amtlich verkündeter Wahrheit. In seinen Unzeitgemäßen Betrachtungen stellt er früh schon die Forderung auf: Wage es, an dich selbst zu glauben.
Die Vorträge des Symposions vergegenwärtigen Nietzsches Denkhaltung, indem sie sich ihr ausgehend von Philosophie wie auch von der Kunst annähern. Dabei sollen weniger letztgültige Aussagen getroffen, sondern vielmehr die verschiedenen Lesarten und Problematisierungen Nietzsches sichtbar gemacht werden.
Zwei herausragende Abendveranstaltungen werden den originellen Charakter des Frankfurter Symposions neben zahlreichen anderen Nietzsche-Veranstaltungen in diesem Jahr unterstreichen. Zum einen präsentieren der Bassist Johann Werner Prein und Angelika Nebel an einem Konzertabend Auszüge aus der musikalischen Gedankenwelt Nietzsches. Ihr Vortrag wird einen Eindruck vermitteln von Nietzsches Plan, musikalische Gestaltungsmittel und sprachliche Form einander anzugleichen. Zum anderen verfolgt der Berliner Psychoanalytiker Günter Gödde in einem Abschlussvortrag jenen Traditionsstrang der Psychoanalyse Sigmund Freuds, der bei Nietzsche seinen Ausgang nimmt. Es war vor allem Nietzsche, der dem irrationalen Ursprung vieler allzu rationalen Theorien rückhaltlos zu entlarven bemüht gewesen ist.
Das Symposion bietet vor allem jüngeren Autorinnen und Autoren Raum, ihren eigenen Zugang zu Nietzsche vorzustellen. Die Vorträge richten sich an die interessierte Öffentlichkeit gleichermaßen wie an die Kenner der Kunst und Philosophie. Das Interesse an diesem Symposion kann zugleich gewertet werden als Maß für die Sympathie mit dem Anspruch, die akademische Philosophie nach außen hin zu öffnen.
Programm
Freitag, 1. Dezember 2000
13.00 Uhr Eröffnung (Prof. Dr. Brita Rang, Ansprache des Kulturdezernenten der Stadt Frankfurt (Dr. Hans-Bernhard Nordhoff)
13.30 Uhr Einführende Anmerkungen (Ulrike Kienzle/Klaus-Jürgen Grün)
14.00 Uhr Prof. Dr. Alfred Schmidt (Frankfurt/M.): Was es mit Nietzsches "Positivismus" auf sich hat
16.00 Uhr Dr. Ludger Heidbrink (Hamburg): Nietzsches Diagnose der Moderne
17.00 Uhr Dr. Renate Müller-Buck (Tübingen): Nihilismus und Melancholie bei Nietzsche
20.00 Uhr Konzertabend: Nietzsche als Komponist: Klavierstücke - Lieder - Reflexionen. Johann Werner Prein (Bass), Angelika Nebel (Klavier), Ulrike Kienzle (Moderation)
Samstag, 2. Dezember 2000
9.30 Uhr Prof. Dr. Ralph-Rainer Wuthenow (Frankfurt/M.): Nietzsche und die europäische Moralistik
10.30 Uhr PD Dr. Klaus-Jürgen Grün (Frankfurt/M.): "..wir Alle sind durch die Historie verdorben"
11.30 Uhr Christian Müller (Frankfurt/M.): Nietzsches Geist der Negation und die Dialektik der Aufklärung
14.00 Uhr Dr. Ulrike Kienzle (Frankfurt/M.): Nietzsche - Wagner - Schopenhauer
15.00 Uhr Prof. Dr. Adolf Nowak (Frankfurt/M.): Die Musik des Zarathustra
16.00 Uhr Anja Hespelt M.A. (Darmstadt): Die Utopie des Übermenschen in der deutschen Plastik der Jahrhundertwende
17.30 Uhr Abschlussvortrag: Dr. Günter Gödde (Berlin) Nietzsche, der Philosoph des Unbewussten
Nähere Informationen: Dr. Ulrike Kienzle, Musikwissenschaftliches Institut, Telefon 069/798-22183, E-Mail: Kienzle@kunst.uni-frankfurt.de; Hochschuldozent Dr. Klaus-Jürgen Grün, Institut für Philosophie, Telefon 0177-2352406, E-Mail: Kgruen@t-online.de
Criteria of this press release:
Art / design, History / archaeology, Music / theatre, Philosophy / ethics, Religion, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
German
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