idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/14/2000 14:39

Die Wahlchancen der "ergrauten Grünen"

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Der Wandel der Partei Bündnis 90/Die Grünen hin zur Realpolitik und ihre Forderung nach einem Benzinpreis von 5 DM hatte keinen altersspezifischen Effekt auf die Wähler. Mit dem neuem Profil und Programm der Grünen im Vorfeld der Bundestagswahl 1998 verbesserten sich die Stimmenanteile fast in allen Altersgruppen gleichermaßen. Auch die negative Reaktion der Wähler auf die Forderung der Partei nach einem Benzinpreis von 5 DM war nicht abhängig vom Alter. Das ist ein Ergebnis der Untersuchung von Markus Klein vom Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit dem Institut für Politikwissenschaft der Universität Mainz.

    180/2000
    Die Wahlchancen der "ergrauten Grünen"
    Benzinpreis und Profilwandel im Wähler- und Medienecho

    Der Wandel der Partei Bündnis 90/Die Grünen hin zur Realpolitik und ihre Forderung nach einem Benzinpreis von 5 DM hatte keinen altersspezifischen Effekt auf die Wähler. Mit dem neuem Profil und Programm der Grünen im Vorfeld der Bundestagswahl 1998 verbesserten sich die Stimmenanteile fast in allen Altersgruppen gleichermaßen. Auch die negative Reaktion der Wähler auf die Forderung der Partei nach einem Benzinpreis von 5 DM war nicht abhängig vom Alter. Das ist ein Ergebnis der Untersuchung von Markus Klein vom Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit dem Institut für Politikwissenschaft der Universität Mainz.

    Ein weiteres Ergebnis ist, daß die öffentliche Diskussion in den Medien über die Erhöhung der Mineralölsteuer die Wahlbereitschaft der Bürger negativ beeinflußte. Dem politisch weniger informierten Leser wurden die Forderungen der Grünen aus dem Parteiprogramm oft nur unvollständig oder verfälscht dargestellt. Markus Klein schließt daraus, daß die Grünen durch den unprofessionellen Umgang mit den Medien die Chance verloren, Wähler auch aus dem Kreis der politisch weniger gut informierten Bürgern zu gewinnen.

    In der Diskussion um den Benzinpreis wurden in den Medien oft die genaueren Umstände verschwiegen, wie die Tatsache, daß der Preis erst in ca. 10 Jahren auf 5 DM steigen, und vorher pro Jahr nur um 30 Pfennig erhöht werden sollte. Statt dessen wurden die Wähler mit der reinen Preishöhe von 5 DM erschreckt. Begleitende Planungen der Grünen, die Bürger mit dem so erhöhten Steueraufkommen über die Senk-ung der Lohnnebenkosten zu entlasten (was den Arbeitsmarkt allgemein gefördert hätte) fielen häufig unter den Tisch. Genauso war auch ein Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und der Umwelttechnologien vorgesehen. In den Medien wurde das Bild einer potentiellen Regierungspartei verbreitet, die nicht länger freche Oppositionspartei war. So konnte das Thema Benzinpreis als neu und erschreckend dargestellt werden, obwohl die Grünen eine Erhöhung der Mineralölsteuer schon seit ihrer Parteigründung fordern.

    Die Wahlentscheidung fiel für die Grünen schließlich positiver aus als noch im Vorfeld der Wahl erwartet. Positive Reaktionen unter den Wählern rief zunächst der Kurswechsel der Grünen zu ihrem 18. Gründungstag im Januar 1998 hervor. Das war die Vorbereitung auf geplante Regierungsverantwortung nach der Wahl. Statt unreifer fundamentalistischer Opposition wollten sie nun realpolitische Volljährigkeit demonstrieren. Damit sollten Parteimitglieder und Wähler angesprochen werden, die mit der Partei in Solidarität ergraut waren. Ein verstärkter Zuspruch der älteren Wähler konnte allerdings in der Studie von Klein nicht bestätigt werden. Ein Punkt des Parteiprogramms zur Wahl, das in den Magdeburger Beschlüssen mit einer Folge von diversen Änderungen verabschiedet wurde, war die Forderung nach einer stufen-weisen Erhöhung des Benzinpreises auf 5 DM. Das löste Diskussionen in den Medien aus. Die dadurch bewirkten Verluste von Wählerstimmen sind nach Auffassung des Kölner Sozialwissenschaftlers Zeichen eines Erosionsprozesses.

    Verantwortlich: Silke Höfler

    Für Rückfragen steht Ihnen Markus Klein unter der Telefonnummer (0221)470-3157, der Fax-Nummer (0221)4769444 und der E-Mail Adresse klein@za.uni-koeln.de zur Verfügung.
    Unsere Presseinformationen finden sie auch im Internet unter: http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.html
    Für die Übersendung eines Belegexemplars wären wir Ihnen dankbar.


    Images

    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Law, Politics
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).