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02/05/1998 00:00

Mit Helm und Säbel auf Patrouille

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    26/98

    Mit Helm und Saebel auf Patrouille Zwischen Franzosenherrschaft und Reichsgruendung - die wechselvolle Geschichte der Koelner Polizei

    Im blauen, zugeknoepften Rock, den Saebel an der Seite und den Dreispitz auf dem Kopf - so durchstreiften die Vorgaenger der heutigen Freunde und Helfer zu Fuss das alte Koeln des 19. Jahrhunderts. Dabei gehoerte es zu ihren Aufgaben, die Strassenreinigung zu beaufsichtigen und Maerkte, Lokale und Theater aufzusuchen, um fuer einen geregelten Ablauf, Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Mit schweren Straftaten, wie Mord, Raubueberfall oder Brandstiftung, wurden die Ordnungshueter selten konfrontiert. Polizeiliches Einschreiten war bei, nach heutigen Massstaeben, geringen Delikten, wie Bettelei, Landstreicherei, grobem Unfug, Strassenlaerm oder Trunkenheit, gefordert. Wie sehr sich die Taetigkeit eines sogenannten Polizeisergeanten vergangener Zeit und der Job eines Polizeibeamten von heute unterscheiden, wird in der Studie "Die Entwicklung der Polizei in Koeln von 1794 bis 1871" deutlich, die Dr. Karin Hachenberg am Semiar fuer Deutsches Recht der Universitaet zu Koeln (Professor Dr. Dieter Strauch) verfasst hat. Fuer diese Arbeit wurde sie heute mit dem Koeln-Preis ausgezeichnet.

    Dabei waren die Polizisten von damals jedoch den Anforderungen ihres Berufs nur selten gewachsen. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts setzte sich die kleine Gruppe von vierzehn Polizeidienern hauptsaechlich aus Personen zusammen, die aufgrund mangelnder Intelligenz, koerperlicher Gebrechen oder Alkoholismus den Militaerdienst vorzeitig beenden mussten. Besonders bei groesseren Unruhen in der Bevoelkerung waren sie zu einem wirksamen Einschreiten kaum in der Lage. Eine spezielle Ausbildung fuer den Polizeidienst gab es nicht, und da die meisten Sergeanten nicht oder nur wenig lesen und schreiben konnten, waren ihnen Inhalte von Gesetzen und Dienstanweisungen oft unbekannt. Nachdem sich Beschwerden ueber Untauglichkeit von Polizisten haeuften, wurde ab 1834 darauf geachtet, geeignetere Maenner einzustellen. Doch auch in den folgenden Jahren zeigte sich vorrangig in Krisenzeiten, wie waehrend der Revolutionsunruhen von 1848, die Unfaehigkeit der Koelner Polizeitruppe, fuer Ruhe und Ordnung zu sorgen. In Ausnahmesituationen verliessen sich die Preussische Regierung und die Verantwortlichen der Stadt auf den Einsatz des Militaers oder die rasche Bildung einer Buergerwehr. Wie Dr. Hachenberg feststellt, entwickelte sich die Koelner Polizei erst nach 1860 zu einer rechtsstaatlich-buerokratisch organisierten, eigenstaendigen und professionellen Institution. Die Grundlage fuer diese Entwicklung war durch den Erlass des Polizeiverwaltungsgesetzes von 1850 geschaffen worden, das nachdruecklich die Zustaendigkeit des Staates fuer die Ordnungshueter herausstellte. In den Jahrzehnten zuvor hatte zwischen Staat und Stadt Koeln ein Tauziehen um die Verantwortlichkeit fuer die Polizei geherrscht. Gegen den Widerstand der Koelner, besonders des damaligen Oberbuergermeisters von Mylius, trat nach der UEbernahme der Rheinlande durch Preussen 1816 der erste staatliche Polizeipraesident in der Stadt sein Amt an. Damit war die Trennung der Polizeigeschaefte von denen der Stadtverwaltung vollzogen. Die Wahl war auf den ehemaligen Polizeidirektor von Magdeburg, Karl Philipp von Struensee, gefallen, eine Entscheidung, die sich fuer Koeln als wenig gluecklich erweisen sollte. Im persoenlichen Umgang galt von Struensee als "barsch und auffahrend". Fuer den Koelner Karneval brachte er nicht nur kein Verstaendnis auf, sondern stand diesem Phaenomen zutiefst misstrauisch gegenueber. Die Antihaltung ihres Polizeipraesidenten blieb den Koelner Buergern nicht verborgen, was die negative Einstellung ihm gegenueber verstaerkte und ihn zum Objekt von Hohn und Spott machte. Ausserdem begann von Struensee als treuer preussischer Staatsdiener schon bald nach Amtsantritt damit, die Vorgaenge in der Stadt zu ueberwachen, auszuspionieren und dem preussischen Polizeiminister Fuerst von Wittgenstein regelmaessig Bericht zu erstatten. Somit war die Regierung in Berlin stets gut ueber die Ereignisse in Koeln informiert und von Struensee blieb trotz seiner Unbeliebtheit in der rheinischen Metropole fuenfzehn Jahre im Amt. Erst 1830, als die Unruhen der franzoesischen Julirevolution auch ins Rheinland ueberschwappten, kam es zum Sturz des Polizeipraesidenten. Unverhaeltnismaessig brutal war die Polizei gegen die demonstrierende Bevoelkerung vorgegangen, so dass sich deren Groll nun offen gegen von Struensee richtete. Heimlich und hastig verliess dieser die Stadt, wonach die Unruhen sich innerhalb kuerzester Zeit legten. Auf zeitgenoessische Quellen gestuetzt schildert Dr. Hachenberg am Beispiel Koelns anschaulich den holprigen Weg, der im Laufe des letzten Jahrhunderts beschritten werden musste, bis sich das Polizeiwesen langsam in Richtung einer zur Aufrechterhaltung innerstaatlicher Sicherheit und Ordnung geeignet erscheinenden Institution entwickeln konnte.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias Fuer Rueckfragen steht Ihnen Professor Dr. Dieter Strauch unter der Telefonnummer 02227/6076 zur Verfuegung.

    Fuer die UEbersendung eines Belegexemplares waeren wir Ihnen dankbar.


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