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08/21/1997 00:00

Westfälische Wilhelms-Universität behält ihren Namen

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    upm-Pressemitteilung der Universitaet Muenster 311/97 - 21. August 1997

    Universitaet behaelt ihren Namen Rektorat beschliesst Beibehaltung des Namens "Westfaelische Wilhelms-Universitaet Muenster"

    Die Westfaelische Wilhelms-Universitaet Muenster behaelt ihren Namen! Das Rektorat der Universitaet hat am Donnerstag, 21. August 1997, nach eingehender Diskussion und Wuerdigung der im Senat vorgetragenen Argumente, beschlossen, den Namen der Universitaet beizubehalten und somit dem Antrag der Grupppe der Studierenden des Senats, den Namen der Universitaet zu aendern, nicht stattzugeben. In einer ausfuehrlichen Stellungnahme nennt das Rektorat geschichts- und kulturpolitische sowie pragmatische Gruende fuer diese Entscheidung:

    "Das Rektorat ist sich bewusst, dass die Universitaet einen problematischen Namenspatron besitzt. Der Antrag der Gruppe der Studierenden des Senats gab Anlass, in einer eigens vom Senat eingerichteten Kommission sowie im Senat selbst die Motive zu eroertern, die nach dem Ausbau zur Volluniversitaet im Jahr 1902 Stadt, Provinz und Universitaet dazu bewogen hatten, den preussischen Koenig und deutschen Kaiser Wilhelm II. um die Namenspatronage zu bitten. In Kommission, Senat und Rektorat wurde die Bedeutung einer historischen Stifterfigur, die in der Person Wilhelms II. die ganze Ambivalenz unseres Jahrhunderts, insbesondere aber auch die 'Hybris und Nemesis des deutschen Nationalstaats' (Roehl) verkoerpert, fuer die Identitaets- und Traditionsbildung einer Institution intensiv und kontrovers diskutiert.

    Das Rektorat respektiert die Motive derer, die angesichts der historischen Rolle Wilhelms II. und im Wissen um die fatale Rolle des vom deutschen Kaiser beguenstigten Antisemitismus der Meinung sind, dass sich die Universitaet in einem Akt bewusster Distanzierung von ihrem Namensgeber trennen muesse. Wenn das Rektorat dennoch an dem Namen 'Westfaelische Wilhelms- Universitaet' festhaelt, so geschieht dies aus geschichts- und kulturpolitischen sowie aus pragmatischen Gruenden.

    Aus geschichtspolitischer Perspektive darf nicht uebersehen werden, dass es im 19. Jahrhundert und davor ueblich war, den Universitaeten den Namen des jeweiligen Landesherren zu verleihen. Das geschah auch in Muenster. Damit war allerdings nicht die Identifikation mit der Person des Namensgebers verbunden. Gerade hierin liegt der Unterschied zu modernen Universitaetsgruendungen, die sich, wie beispielswiese im Fall der Johann Wolfgang Goethe-Universitaet in Frankfurt oder der Heinrich Heine-Universitaet in Duesseldorf, mit dem Namen eines Dichters und Denkers schmuecken, der zum Hochschulort in einer besonderen Beziehung steht.

    Fuer den seinerzeit vorgetragenen Wunsch von Stadt, Universitaet und Provinz , Wilhelm II. als Namenspatron zu gewinnen, stand neben der Wuerdigung der preussischen Hochschulpolitik und der besonderen Foerderung der Wissenschaften durch Wilhelm II. vor allem das Beduerfnis im Mittelpunkt, nach dem Kulturkampf in einem symbolischen Akt dem Integrationsbeduerfnis der katholischen Regionen und Bevoelkerungsgruppen Ausdruck zu verleihen. Dass dieser historische Tatbestand schon lange seine Bedeutung verloren hat, verdeutlicht einmal mehr, dass das personale Moment der Namensgebung mittlerweile verblasst ist und die Universitaet im Laufe ihrer Geschichte als wissenschaftliche Institution laengst ihre eigene Tradition und Identitaet unabhaengig vom Namensgeber entwickelt hat. Das schliesst keineswegs eine kritische Auseinandersetzung mit der historischen Rolle von Wilhelm II. aus. Diese Auseinandersetzung sollte nicht zuletzt auf wissenschaftlicher Grundlage auch in der Universitaet selbst erfolgen. Andererseits vertritt das Rektorat aber die Auffassung, dass es nicht moeglich ist, durch eine blosse Namensaenderung die historische Entwicklung der Universitaet auszublenden und sich bei der Identitaetsstiftung nur der posititven Momente der Geschichte versichern. Dazu ist gerade die deutsche Geschichte unseres Jahrhunderts von zu vielen Hoehen und Tiefen gepraegt.

    Eine Namensaenderung scheint dem Rektorat auch aus pragmatischen Gruenden nicht angezeigt. Die Wahl eines jedweden neuen Namens wuerde ein hohes Mass an Beliebigkeit implizieren und hoechstwahrscheinlich eine Identitaetsdebatte ausloesen, die mehr Verwirrung als Nutzen stiften muesste. Weitere Antraege auf Namensaenderungen waeren vermutlich vorprogrammiert fuer den sehr wahrscheinlichen Fall, dass sich die Kriterien fuer eine Namensaenderung tatsaechlich oder vermeintlich aendern. Die weitere Identitaetsfindung wuerde dadurch erheblich erschwert. Lehre und Forschung an der Universitaet Muenster haben laengst ein Profil entwickelt, das in keiner Beziehung zum Namensgeber und zur Zeitepoche des Namensgebers steht."


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