"Emotion und Kognition: Transformationen in der europäischen Literatur des 18. Jahrhunderts" lautet das Thema der internationalen Fachkonferenz, zu der das Interdisziplinäre Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) vom 1. bis 3. April 2009 einlädt. Dazu werden namhafte Referenten aus Deutschland und weiteren europäischen Staaten, aus den USA und aus St. Petersburg erwartet. Veranstaltungsort ist das IZEA in Halle (Saale), Franckesche Stiftungen, Franckeplatz 1, Haus 54.
Während des vergangenen Jahrzehnts sind "Emotionen" und "Wissen" zu Schlagwörtern sowohl der Geisteswissenschaften als auch der psychologischen und Neurowissenschaften, der Medienwissenschaften sowie verschiedener populärwissenschaftlicher und öffentlicher Diskurse geworden. Begriffe wie "Emotional Intelligence" oder "EQ" sind dabei schon seit längerer Zeit in Mode. Die Beziehung der Emotionen zum Bereich des Kognitiven, also zu Phänomenen wie Wissen, Erkenntnis, Erfahrung, Gedächtnis und rationales Handeln, ist bisher allerdings nur in den empirischen Wissenschaften und in der Philosophie zu einem zentralen Gegenstand des wissenschaftlichen Interesses geworden. Die Literatur- und Kulturwissenschaften beginnen gerade erst, sich dem Zusammenhang zwischen "Emotionen" und "Wissen" bzw. der Frage, in welchen Bereichen es sinnvoll ist, einem solchen Zusammenhang nachzugehen, zuzuwenden.
Die Tagung soll zur theoretischen Klärung dieses verwirrenden interdisziplinären Forschungsfeldes beitragen und damit nicht nur die Perspektive auf neue Fragestellungen eröffnen, sondern zugleich einen möglichen systematischen Rahmen hierfür aufzeigen. Für das Verständnis des essentiellen Zusammenhangs zwischen Emotionen und Wissen und dessen Bedeutung für die Ausprägung eines modernen, zum Teil noch heute gültigen Menschenbildes ist das Studium des 18. Jahrhunderts unabdingbar. Eine umfassende Studie zur Theorie der Emotionen im 18. Jahrhundert in ihrem Verhältnis zu den zeitgenössischen Wissensdiskursen steht jedoch noch aus und ist, insbesondere auch hinsichtlich der Vernetzung in der Erforschung ähnlicher sowie verwandter Phänomene in den einzelnen Nationalliteraturen, ein Desiderat.
Die interdisziplinäre Tagung soll mögliche Zugänge zu einer philosophischen Theorie der Emotionen eröffnen, indem diese vor dem Hintergrund der Wirkung emotionaler Diskurse und der sentimentalischen Praxis des 18. Jahrhunderts auf die zeitgenössischen Wissensdiskurse ausleuchtet. "Hier geht es also nicht nur um die Beobachtung des eigenen und fremden Gefühls, durch die Reiseberichte zu 'sentimental journeys', Briefe zu medialen Experimentierfeldern der Gegenseitigkeit, Tagebücher zu Protokollen der Selbsterforschung werden. Es geht auch und insbesondere um die Strukturen eines Wissens außerhalb der Wissenschaft, um die Feinmechanik etwa von Meinung, Überzeugung, Perspektive, Erinnerung, kurz: um die Werkzeuge, mit denen wir unsere Welt im Alltäglichen erschließen, und um das, was wir meinen, wenn wir sagen, wir wüssten etwas", sagt die Organisatorin der Tagung, Dr. Sonja Koroliov.
Die IZEA-Mitarbeiterin Dr. Koroliov hat an den Universitäten Oxford und Heidelberg Klassische Philologie und Philosophie sowie Slawistik und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert und in Heidelberg über den russisch-jüdischen Religionsphilosophen Lev Shestov promoviert. Aktuell beschäftigt sie sich mit dem Zusammenhang von Emotionen und Wissen in der russischen und europäischen Aufklärung.
Finanziert wird die Tagung von der Thyssen-Stiftung.
Ansprechpartner zu dieser Pressemitteilung:
Dr. Sonja Koroliov
IZEA/Slavistik
Telefon: 0345 55-21774
E-Mail: sonja.koroliov@izea.uni-halle.de
Dr. Sonja Koroliov
Source: Foto: Privat
Criteria of this press release:
Cultural sciences, Language / literature, Philosophy / ethics, Social studies
transregional, national
Scientific conferences
German
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