idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/03/2009 14:23

Nutrigenomik: Dem Hunger der Gene auf der Spur

Dr. Ulrich Marsch Zentrale Presse & Kommunikation
Technische Universität München

    Diätempfehlungen haben Hochkonjunktur. Titelseiten und Werbespots verheißen Schlankheit im Handumdrehen - und neuerdings auch Gesundheit durch Essen. Da Ernährung eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tumoren spielt, kann sie umgekehrt auch vor diesen Erkrankungen schützen. Welche Mechanismen dabei von der Zelle bis zum Teller entscheidend sind, erforscht die Ernährungsphysiologin Prof. Hannelore Daniel an der Technischen Universität München.

    Rund 99 Prozent der Gene jedes Menschen sind identisch. Und doch sind wir alle verschieden. Nicht nur im äußeren Erscheinungsbild: Auch unser Stoffwechsel funktioniert ganz individuell, jeder Körper passt sich anders an die Ernährung an. Mit diesem Zusammenhang zwischen Ernährung und genetischer Veranlagung beschäftigt sich die Nutrigenomik. Dazu analysieren Forscher die Genvariationen im Erbgut und die molekularen Anpassungsmechanismen des Stoffwechsels auf eine Diät. Damit soll es in Zukunft zum Beispiel möglich sein, für jeden einzelnen Menschen die ideale Ernährungsweise zum Gesundbleiben zu bestimmen.

    Vordenkerin der Nutrigenomik in Deutschland ist Prof. Hannelore Daniel vom Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie der Technischen Universität München (TUM). Sie erforscht zusammen mit ihrem Team sowohl die Wirkungen von einzelnen Inhaltsstoffen der Nahrung auf die Genexpression als auch die sich daraus ergebenden Veränderungen im menschlichen Stoffwechsel. Viele Studien werden von ihr in enger Kooperation mit Partnern in anderen europäischen Ländern durchgeführt. In einem dieser Projekte untersuchten die Forscher, ob östrogenartige Pflanzenhormone wie Isoflavone Frauen in den Wechseljahren vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.

    Durch die geringere Östrogenproduktion nach der Menopause haben Frauen ein erhöhtes Herzinfarkt- und Arterioskleroserisiko. Isoflavone sind unter anderem in Soja enthalten und werden seit einigen Jahren in Form von Nahrungsergänzungsmitteln angeboten, ohne dass die Wirkung bisher wissenschaftlich belegt war. Dieser Nachweis ist dem Team um Prof. Daniel gelungen: Die Forscher konnten zeigen, dass der zusätzliche Verzehr von Soja-Isoflavonen die Bildung von Eiweißbausteinen im Blut fördert, die wichtig für den Schutz der Blutgefäße vor Entzündungen und damit für die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind.

    Prof. Daniel ist davon überzeugt, dass es in den nächsten zehn Jahren gelingen wird, die Individualität des menschlichen Stoffwechsels und seine Antwort auf die Ernährung umfassend zu charakterisieren und zu verstehen. So könnten Ernährungsforscher in Zukunft Risikogruppen identifizieren, die etwa eine erhöhte Anfälligkeit für Herzinfarkt oder Diabetes haben und die von einer individualisierten Ernährungsberatung oder gar von spezifischen Nahrungsergänzungsmitteln profitieren würden.

    Die Akzeptanz einer solch genombasierten Ernährung scheint hoch: "Zwei Umfragen haben ergeben, dass 60 bis 70 Prozent der Befragten bereit wären, genetische Informationen für eine individualisierte Ernährungsberatung preiszugeben", stellt Prof. Daniel fest. Auch wenn die maßgeschneiderte Ernährung noch Zukunftsmusik ist: Die Nutrigenomik liefert schon heute täglich neue Einblicke in das komplexe Wechselspiel des menschlichen Genoms mit seiner Ernährungsumwelt.

    Kontakt:
    Technische Universität München
    Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie
    Prof. Dr. Hannelore Daniel
    85350 Freising - Weihenstephan
    Tel: 08161 / 71 3400
    E-Mail: daniel@wzw.tum.de
    http://www.wzw.tum.de/nutrition

    Hintergrund:
    Mehr zur Nutrigenomik finden Sie auf der Website des Europäischen Netzwerks der Exzellenz für Nutrigenomik (www.nugo.org). Prof. Daniel hat dieses Netzwerk mit 22 Partnern aus 13 Ländern und mehr als 300 Wissenschaftlern mitbegründet.


    Images

    Welche Ernährung die richtige ist, entscheiden auch die Gene.
    Welche Ernährung die richtige ist, entscheiden auch die Gene.
    (Quelle: BLE, Bonn/Foto: Dominic Menzler)
    None

    Molekulare Ernährungsforschung: die Struktur des Soja-Isoflavons
    Molekulare Ernährungsforschung: die Struktur des Soja-Isoflavons
    (Quelle: Hannelore Daniel/TUM)
    None


    Criteria of this press release:
    Biology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects, Transfer of Science or Research
    German


     

    Welche Ernährung die richtige ist, entscheiden auch die Gene.


    For download

    x

    Molekulare Ernährungsforschung: die Struktur des Soja-Isoflavons


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).