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06/26/1997 00:00

Grosse Mehrheit gegen Namensänderung der Uni Münster

Heidrun Schuering Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    upm-Pressemitteilung der Universitaet Muenster 239/97 - 26. Juni 1997

    Grosse Mehrheit gegen Namensaenderung

    Umfrage der Universitaetszeitung Muenster zu Diskussion um Namenspatron Wilhelm II.

    Eine deutliche Mehrheit der Angehoerigen der Westfaelischen Wilhelms-Universitaet Muenster ist gegen eine AEnderung des Namens ihrer Hochschule. Dies ergab eine Umfrage der "muz - Muensters Universitaets-Zeitung", die Donnerstag (26. Juni) erscheint. 60 Prozent der 536 Befragten (490 Hochschulangehoerige, 46 Nicht-Hochschulangehoerige) sprachen sich dafuer aus, den bisherigen Namen beizubehalten, 15 Prozent ist es gleichgueltig, welchen Namen die Universitaet traegt.

    Die Diskussion um den Namenspatron Wilhelm II. hatte in den letzten Wochen fuer Aufsehen gesorgt. Unter Hinweis auf die problematische historische Rolle und Politik des letzten deutschen Kaisers, der 1902 die muenstersche Hochschule wieder in den Rang einer Universitaet erhoben hatte, sprach sich eine vom Senat der Universitaet eingesetzte Kommission mit sechs zu vier Stimmen fuer eine AEnderung des Namens aus. Die endgueltige Entscheidung hat sich das Rektorat der Universitaet vorbehalten.

    Waehrend die Vertreter der Studierenden im Senat bereits seit einigen Jahren immer wieder eine Umbenennung der Universitaet vor allem aufgrund der Kolonialpolitik und der antisemitischen AEusserungen des Namenspatrons fordern, zeigte sich bei der "muz"-Umfrage, dass von 313 befragten Studierenden lediglich rund 20 Prozent fuer eine AEnderung des Namens plaedierten. 63 Prozent waren explizit fuer Westfaelische Wilhelms-Universitaet, dem Rest ist der Name nach eigenen Angaben schlicht egal.

    Weder die Identifikation ueber den Namen - nur 23 Prozent aller Befragten identifizieren sich ueber den Namen mit der WWU - noch das Interesse an einer Diskussion scheint innerhalb und ausserhalb der Universitaet so gross zu sein, wie es Leserbriefe und Medienaufmerksamkeit suggerieren. Unterstuetzung findet die derzeitige Namensdiskussion nur bei gut 17 Prozent der Befragten. Etwa 38 Prozent befinden sie fuer weniger wichtig, und fast 45 Prozent halten eine solche Diskussion fuer ueberfluessig. Fuer wichtig wird die Diskussion besonders in der Gruppe der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erachtet: Mehr als ein Drittel der wissenschaftlichen Mitarbeiter und gut ein Viertel der befragten Professoren votierten entsprechend. Insgesamt sind rund 76 Prozent derer, die die Diskussion wichtig finden, fuer eine AEnderung des Namens gegenueber knapp 16 Prozent, die eine Beibehaltung Wilhelm II. als Namenspatron befuerworten. Fast fuenf Prozent der 238 Befragten, die die Diskussion ueber die Namensaenderung fuer ueberfluessig halten, sind dennoch fuer einen anderen Namen.

    Fast zwei Drittel (62,9 Prozent) der Befragten identifizieren sich nicht ueber den Namen der Universitaet - in der Gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiter trifft dies sogar auf mehr als 80 Prozent zu. Interessant ist, dass fast ein Drittel der befragten Nicht- Universitaetsangehoerigen die Frage bejahten. Von den insgesamt 124 Befragten (23,1 Prozent), die sich ueber den Namen mit der Universitaet identifizieren, stimmten gut 80 Prozent fuer die WWU, knapp 13 Prozent fuer einen anderen Namen und immerhin 6,5 Prozent war der Name trotz allem egal. Dagegen befuerworteten etwa 30 Prozent derjenigen, die sich nicht ueber den Namen mit der Universitaet identifizieren, eine Umbenennung, waehrend sich jeder zweite in dieser Gruppe fuer die WWU aussprach.

    Auffaellig ist, dass die Gruppen der Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter den jetzigen Namen der Uni - mit je rund 45 Prozent der Befragten - besonders stark ablehnen. In der Gruppe der Studierenden hingegen, die immerhin als erste eine Namensaenderung beantragten, unterstuetzten nur 20 Prozent der Befragten diese Forderung.

    Der Vorschlag einiger studentischer Senatoren, die Uni Muenster nach der Juedin Henriette Hertz zu benennen, fand in der Umfrage keinen Widerhall. Spitzenreiter bei den Alternativvorschlaegen war eine Loesung, die bereits seit Jahren von vielen praktiziert wird: 37 Prozent aller Wilhelm-Gegner und damit knapp zehn Prozent aller Befragten wuerden sich auch mit "Universitaet Muenster" zufrieden geben.

    Bei der Umfrage zeigte sich auch deutlich, dass die Universitaet Muenster zwar den Namen Wilhelms II. traegt, dies vielen aber nicht bewusst ist: Waehrend immerhin rund 55 Prozent wussten, dass der letzte deutsche Kaiser der Namensgeber war, konnte nur knapp ein Viertel der Befragten das Jahr der Namensgebung korrekt datieren. Etwa drei Viertel derjenigen, die eine Namensaenderung wuenschen, konnten den richtigen Namensgeber benennen. Dies gelang demgegenueber nur knapp der Haelfte der WWU-Anhaenger - auch ein Hinweis darauf, dass es nicht die Person Wilhelms, sondern die lange Tradition ist, die die meisten am Namen festhalten laesst.

    Insgesamt wurden im Auftrag der Universitaets-Zeitung vom 26. Mai bis zum 3. Juni dieses Jahres 536 Personen, darunter 490 Universitaetsangehoerige, befragt. Die 49 Professoren und Professorinnen sowie 58 wissenschaftliche und 70 nichtwissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wurden - ueber alle Fachbereiche und Dezernate verteilt - zufaellig ausgewaehlt und telefonisch befragt. Die 313 Studierenden wurden vor der Universitaets- und Landesbibliothek, deren Zweigstellen in den Sozialwissenschaften und der Medizin, sowie den beiden Mensen interviewt. Hinzu kamen 46 Passanten, die nicht der Universitaet angehoeren.


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