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05/24/1996 00:00

Die Jahresfeier-Reden werden gedruckt Preise für herausragende Abschlussarbeiten vergeben

Dr. Wolfgang Mathias Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    PRESSE-INFORMATION 55/96

    Die Jahresfeier-Reden werden gedruckt

    Preise fuer herausragende Abschlussarbeiten vergeben

    Koeln, den 22. Mai 1996 - In einer Feierstunde hat gestern der Erste Prorektor der Universitaet zu Koeln, Professor Dr. Peter Speth, fuenf jungen Wissenschaftlern Auszeichnungen fuer herausragende Abschlussarbeiten ueberreicht. Urspruenglich war vorgesehen, die Preisverleihung im Rahmen der Jahresfeier der Universitaet zu Koeln in der Aula vorzunehmen. Dies war jedoch nicht moeglich, da die Veranstaltung durch ca. 800 Studenten gesprengt worden ist. Hierdurch wurde der als Festredner geladene Bundesminister fuer Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Dr. Juergen Ruettgers, daran gehindert, den geplanten Festvortrag mit dem Thema "Die Hochschulen in unserer Gesellschaft" zu halten. Ebenso konnte der Erste Prorektor der Universitaet zu Koeln, Professor Dr. Peter Speth, nicht wie geplant, den Bericht ueber das vergangene Jahr vortragen. Die nicht gehaltenen Reden werden jetzt in einer Broschuere gedruckt, die in der zweiten Junihaelfte veroeffentlicht wird.

    Den diesjaehrigen VUB-Preis zur Forschungsfoerderung erhielten Dr. Susanne Daub und Dr. Juergen Schmitz. Dieser Preis wurde 1988 von Dr. Friedrich Preuss-Neudorf, Inhaber der Vereinigten Universitaets- und Fachbuchhandlung, gestiftet und wird alljaehrlich fuer herausragende Arbeiten vergeben. Der Preis ist mit je 2.000 DM dotiert.

    Dr. Susanne Daub vom Institut fuer Altertumskunde erhielt den Preis fuer ihre Dissertation ueber die von Leonardo Bruni gehaltene Leichenrede auf Nanni degli Strozzi. Leonardo Bruni war als Kanzler der Fuehrer des avantgardistischen Stadtstaates Florenz. In seiner Rede von 1427 geht es um den Preis der Lebensform in Florenz, aber auch um die Neudefinition des Staatsbuergers, der seinem Staat mit der Waffe dient. Schon zu ihrer eigenen Zeit wie auch in den folgenden Jahren der Befestigung florentinischer Herrschaft gegenueber Mailand wurde die Rede als ein Manifest der Legitimation wie auch der kulturellen Eigenart gesehen. Die letzte Ausgabe stammt von Etienne Baluzius aus dem Jahre 1681, die 1764 noch einmal nachgedruckt wurde. Seitdem hat die Forschung die Rede fast ganz aus den Augen verloren, insofern kommt der von Dr. Susanne Daub vorgelegten Edition ein besonderer Verdienst zu. Ihre einleitende Monographie ist eine hervorragende Einfuehrung in das Werk Brunis, seine Gedankenwelt, seine Schreibweise und seine politischen wie humanistischen Tendenzen. Da die Rede bereits bei den Zeitgenossen hochgeruehmt war, wurde sie haeufig abgeschrieben, insgesamt mit hunderten von Textvarianten, die bisher noch jedem Editor vom Versuch einer kritischen Edition als Grundlage einer diffizilen Interpretation zurueckgehalten haben. Die Preistraegerin hat diese Variantenvielfalt minutioes analysiert und entmystifiziert. Sie durchschaut sie als im strengen textkritischen Sinne unaufloesbar, da Kontaminationen mehrerer Handschriften nachgewiesen sind. Nach sorgfaeltiger Wuerdigung des Wertes jeder einzelnen Variante fuer Gestalt und Sinn des Textes kann sie jedoch feststellen, dass die Qualitaet des gemeinhin ueberlieferten Textes erstaunlicherweise nicht wesentlich gelitten hat.

    Dr. Juergen Schmitz bekam die Auszeichnung fuer seine Dissertation ueber die Regulation der Zytokin-Expression in T-Helferzellen durch Antigen-praesentierende Zellen, die er am Institut fuer Genetik verfasste. In den letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass Zytokine bei der Regulation des Immunsystems eine fundamentale Rolle spielen. Damit wird die Regulation der Zytokinexpression selbst zu einem Schluesselproblem in der Immunologie. Dr. Schmitz hat neue Zellsortier- und Zellanalysemethoden entwickelt und in bestechender Weise eingesetzt, um zu untersuchen, wie die Zellen des Immunsystems zusammenarbeiten, um eine Entzuendungsreaktion oder eine Allergie einzuleiten. Er hat herausgefunden, dass und wie Makrophagen die alles kontrollierenden T-Lymphozyten spezifisch instruieren. Er hat dabei international bedeutende Konzepte entwickelt, die heute von einer Reihe anderer Arbeitsgruppen bearbeitet werden. Die Ergebnisse des Preistraegers haben direkte Auswirkungen nicht nur in der biomedizinischen Grundlagenforschung, sondern auch in der klinischen Erforschung der Autoimmunerkrankung, wie z.B. Rheuma, der Allergien, der Impfstoffentwicklung und der Infektionsabwehr und -kontrolle insgesamt.

    Der diesjaehrigen Universitaetspreis, der es seit 1981 gibt, wurde Dr. Ulrich Port und Elmar Souvignier verliehen.

    Dr. Port erhielt diese Auszeichnung fuer seine der Philosophischen Fakultaet vorgelegten Dissertation ueber Hoelderlins Roman 'Hyperion' im Kontext der Philosophie, AEsthetik und bildenden Kunst vor allem des 18. Jahrhunderts. Mit dieser Arbeit gelingt es dem Preistraeger, die Besonderheit des in Hoelderlins Briefroman entfalteten Typus der dichterischen Landschaft nicht nur naeher zu beschreiben, sondern auch aus seiner historischen Herkunft zu erklaeren und seinen systematischen Ort im poetischen Werk und in der Philosophie zu bestimmen. Unter Beruecksichtigung der verschiedenen Entwicklungsstufen des Romans behandelt Dr. Port die in der bisherigen Forschung nicht gestellte Frage nach der diesem Roman zugrundeliegenden AEsthetik der Natur, um auf diese Weise die von der Hauptfigur beschriebenen Ideallandschaften als genaues Korrelat jener philosophischen Position erweisen zu koennen. In differenzierten Eroerterungen, die sich nicht nur auf die Stellung dieser AEsthetik in der Philosophie des deutschen Idealismus beziehen, sondern etwa auch die Geschichte des Gedankens der contemplatio mundi, des Mimesis-Begriffes und die Diskussion der literarischen Darstellung von Landschaft beruecksichtigen, kann Dr. Port zeigen, wie die von Hoelderlin entwickelte Naturaesthetik den Platz einer prima philosophia einnimmt und die Aufgabe zugewiesen bekommt, das Absolute selbst in der Natur zur Darstellung zu bringen. Der Arbeit wird ein hoher wissenschaftlicher Wert attestiert, sie wirft neues Licht nicht nur auf Hoelderlins Roman und sein Gesamtwerk, sondern auch auf die Frage literarischer Landschaftsdarstellungen und die Geschichte der AEsthetik um 1800.

    Der Diplom-Psychologe Elmar Souvignier erhielt den Universitaetspreis fuer den Forschungsbericht, den er fuer die Forschungs- und Beratungsstelle fuer computerunterstuetzte Rehabilitation an der Heilpaedagogischen Fakultaet verfasst hat. Elmar Souvignier setzt sich in dieser Arbeit mit den Moeglichkeiten zur Foerderung des raeumlichen Denkens bei lernbeeintraechtigten Schuelern auseinander. Forschungen zu diesem Bereich sind in den letzten Jahren erst langsam angelaufen, sind aber fuer das Fachgebiet und darueber hinaus unter humanen wie gesellschaftspolitischen Aspekten in mehrfacher Hinsicht von hoher Bedeutung: Mit einem Anteil von 60 bis 70 Prozent stellen lernbeeintraechtigte Schueler die bei weitem groesste Gruppe foerderungsbeduerftiger Kinder und Jugendlicher dar. Ein hoher Anteil von ihnen gehoert spaeter zu den sogenannten Langzeitarbeitslosen. Nachdem bekannt ist, dass die spaetere gesellschaftliche und berufliche Eingliederung lernbeeintraechtigter junger Menschen in hohem Masse davon abhaengt, wie weit es gelingt, sie im schulischen und beruflichen Bildungsgaengen erfolgreich auf das spaetere Erwachsenenleben vorzubereiten, ist es wichtig, ueber Feldforschung und gezielte experimentelle Untersuchungen Foerdermoeglichkeiten fuer diese Gruppe zu erkunden und entsprechende Foerderprogramme zu entwickeln. Die Untersuchung des Preistraegers ueber die Wirkung eines Trainings des raeumlichen Denkens stellt hierzu einen sehr wichtigen Beitrag dar.

    Weiterhin verlieh die Universitaet zu Koeln gestern den vom Deutschen Akademischen Austauschdienst gestifteten Preis fuer hervorragende akademische Leistung einer auslaendischen Studentin. Dieser Preis wurde in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben. Fuer ihre Arbeit ueber die Praeparation und Charakterisierung von elektronendotierten Polykristallen, die sie am Physikalischen Institut verfasste, wurde Sylvie Noelle Bakehe aus Kamerun mit dem DAAD-Preis 1995 ausgezeichnet.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias


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