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02/04/2010 09:11

Populäre Musik in der DDR - interessante Neuerscheinung

Dipl.-Journ. Carsten Heckmann Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    "Heißer Sommer - Coole Beats: Zur populären Musik und ihren medialen Repräsentationen in der DDR" - so lautet der Titel eines bemerkenswerten Buches, das soeben im Peter Lang Verlag erschienen ist. Herausgegeben wurde es von den beiden Medien- und Kommunikationswissenschaftlern Sascha Trültzsch und Thomas Wilke, die zu dieser Thematik in verschiedenen Projekten an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), Department Medien & Kommunikationswissenschaften, geforscht haben.

    "Der vorliegende Sammelband wurde durch eine Tagung angestoßen, die im Sommer 2008 in Halle stattfand", sagt Dr. Thomas Wilke. Das 4. Hallesche Medienkolloquium beschäftigte sich mit medialen Präsentationen von Populärkultur in der DDR. Dabei wurde deutlich, dass es durchaus Forschungsbedarf- und Interesse für den heute stark diskutierten Zusammenhang von Popkultur und Medien in der DDR gibt.

    In dem Band steht nun die Frage im Mittelpunkt, wie die verschiedenen Medien der DDR die mediale Vermittlung von Popkultur geleistet und zugleich beeinflusst haben. "Thematisiert wird Populärkultur als Alltagskultur in der entsprechenden politisch-ideologischen Rahmung", so Wilke. Dabei beleuchten die zehn Autoren in einem recht weit gespannten Feld das besondere Verhältnis zwischen staatlicher Kontrolle, Kreativität und popkultureller Entwicklung. Die Publikation vereinigt Beiträge zur populären Musik in den Bereichen Presse, Rundfunk, Fernsehen, Kino und Diskothek.

    Der staatliche Rundfunk der DDR nimmt als größter Musikproduzent und stärkstes Distributionsmedium populärer Musik einen besonderen Stellenwert in diesem Band ein. Die Frage der Vermittlungsleistung des Hörfunks und des angebotenen Programms war ganz entscheidend für die kulturpolitische Sedimentierung eigener Werteskalen und ideologischer Vorstellungen.

    In diesem Zusammenhang widmet sich Rainer Bratfisch - ausgehend vom starken Unterhaltungs- und Tanzbedürfnis nicht nur der Jugend nach dem Zweiten Weltkrieg - der Entwicklung des Jazz in der DDR und seiner indifferenten Position in den lange währenden kulturpolitischen und propagandistischen Auseinandersetzungen in den 50er Jahren. Die enge Verbindung zwischen Musik und Literatur wird deutlich, wenn Bratfisch auf Peter Hacks eingeht und dabei die zeit- und systemübergreifenden Thematiken und Qualitäten herausstellt, die die Werke von Hacks für den Jazz auch heute noch haben.

    Eine weitere Besonderheit innerhalb des Rundfunks - speziell des Jugendradios DT 64 - skizziert Thomas Wilke anhand der von 1973 bis 1989 vierzehntäglich gesendeten Podiumsdiskothek. Diese Sendung entstand aus der von Diskjockeys öffentlich formulierten und vorgebrachten Kritik, dass es an aktueller Musik mangele, die bei Tanzveranstaltungen gespielt werden könne. Die Sendung hatte den offiziellen Auftrag, aktuelle und hier überwiegend westliche Popmusik für DJs bereitzustellen, die diese bei entsprechendem Lizenzantrag dann in ihren Veranstaltungen nutzen durften. Dabei fungierte die Sendung zugleich als Informationsschnittstelle, da die Redakteure selbst nicht nur zur Diskoszene gehörten, sondern auch in den staatlichen Institutionen Positionen besetzten. Die Rundfunkmitschnitte galten als offiziell lizenziert und zählten zum nachweisbaren Repertoire im Rahmen der gesetzlichen 60/40-Regelung, nach der in Musik- und Tanzveranstaltungen nur 40 Prozent westliche Musik gespielt werden sollte, die zudem lizenziert sein musste.

    Der Beitrag von Georg Maas unternimmt einen Streifzug durch die Filmgeschichte der DEFA und ihren ganz eigenen Zu- und Umgang mit spezifischen Verarbeitungsformen jugendkultureller Entwicklungen. Charakteristisch sind hier Filme wie Berlin - Ecke Schönhauser, Heißer Sommer, Die Legende von Paul und Paula über Solo Sunny bis Flüstern und Schreien, die letztlich einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren umfassen und so filmgeschichtlich und -ästhetisch einen diachronen Zugang und vergleichenden Blick über den Grenzzaun der eigenen Produktion ermöglichen. Maas untersucht systematisch die Integration und Umsetzung populärer Musik in diesen Filmen.

    Die Herausgeber: Sascha Trültzsch war von 2004 bis 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der MLU u. a. im DFG-Projekt "Programmgeschichte des DDR-Fernsehens" (Teilprojekt Familienserien). 2008 wurde er promoviert zum Dr. phil. Seit Ende 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Salzburg.
    Thomas Wilke ist seit 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der MLU, u. a. im DFG-Projekt "Programmgeschichte des DDR-Fernsehens" (Teilprojekt fiktionale Geschichtssendungen). Er wurde ebenfalls 2008 promoviert.

    Sascha Trültzsch, Thomas Wilke (Hg.) (2010): Heißer Sommer - Coole Beats. Zur populären Musik und ihren medialen Repräsentationen in der DDR. Frankfurt am Main u. a.: Peter Lang. 215 Seiten, ISBN 978-3-631-58609-9

    Ansprechpartner zu dieser Pressemitteilung:
    Dr. Thomas Wilke, M.A
    Departement für Medien- und Kommunikationswissenschaften der MLU
    Telefon: 0345 55-23587
    E-Mail: wilke@medienkomm.uni-halle.de


    More information:

    http://www.peterlang.de/Index.cfm?vID=58609&vHR=1&vUR=2&vUUR=1&v...


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    Criteria of this press release:
    Media and communication sciences, Music / theatre, Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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