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06/15/2001 15:10

Wider das Vergessen

Andrea Teuscher Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Philippe Burrin zum ersten Gastprofessor für interdisziplinäre Holocaustforschung berufen

    FRANKFURT. Mit der Berufung von Philippe Burrin zum ersten Gastprofessor für interdisziplinäre Holocaustforschung an der Goethe-Universität kommt die im vergangenen Herbst zwischen Universität und Fritz Bauer Institut vereinbarte engere Kooperation sichtbar zum Tragen. Die Findungskommission verspricht sich durch die Veranstaltungen Burrins eine Bereicherung der hiesigen Holocaust-Forschungslandschaft durch die Konfrontation mit neuen Perspektiven und überdies neue Impulse. Der international renommierte Forscher Burrin ist Professor für internationale Geschichte an der Universität Genf; derzeit forscht er am Wissenschaftskolleg in Berlin zur Holocaustgeschichtsschreibung. Burrin wird einen Teil seiner Veranstaltungen noch in diesem Semester sowie im kommenden Wintersemester anbieten.

    Die nun erstmals besetzte Professur ist die erste und einzige in Deutschland, die ausschließlich der Thematik der Geschichte und Wirkung des Holocaust gewidmet ist.
    Sie wurde ermöglicht durch das finanzielle Engagement des Landes Hessen und wird von der Goethe-Universität und dem Fritz Bauer Institut gemeinsam getragen.

    Burrin hat sich mit der Erforschung des französischen Faschismus sowie der Geschichte Frankreichs unter der deutschen Besatzung einen Namen gemacht. In einer Fülle von Aufsätzen hat er sich mit der französischen Mitschuld an der Deportation und Vernichtung der in Frankreich lebenden Juden sowie mit der spezifischen Form des NS-Antisemitismus auseinandergesetzt. Er betrachtet die Vernichtung der europäischen Juden nicht als Ausdruck von Hitlers Antibolschewismus, sondern als Produkt eines pathologischen Hasses auf einen Weltfeind mit gegensätzlichen kapitalistischen und bolschewistischen Zügen. In der Auseinandersetzung zwischen 'Intentionalisten' und 'Funktionalisten' nimmt er eine vermittelnde Position ein.
    Im vergangenen Jahr erschien seine Arbeit 'Nazisme, facisme et autoritarisme'; von 1993 datiert die auch auf Deutsch erschienene, in Frankreich mit einem Preis ausgezeichnete Untersuchung 'Hitler und die Juden - Die Entscheidung für den Völkermord'. Burrin wurde 1997 mit dem Max Planck Forschungspreis ausgezeichnet.

    Philippe Burrin wurde 1952 in Valais/Schweiz geboren. Er studierte Politikwissenschaft in Genf und lehrt seit 1988 Geschichte der internationalen Beziehungen am dortigen Institut Universitaire de Hautes Études Internationales.
    Burrin wird seine Tätigkeit in Frankfurt noch im Sommersemester 2001 aufnehmen und seine Lehrveranstaltungen durch öffentliche Vorträge ergänzen.

    Die mit der Berufung der Gastprofessur beauftragte Findungskommission hatte Burrin im April dieses Jahres ausgewählt. Die Kommission setzt sich aus Vertretern der Stiftung Fritz Bauer Institut, des Wissenschaftlichen Beirats des Fritz Bauer Instituts und der Goethe-Universität Frankfurt zusammen. Die Professur, die turnusmäßig neu ausgeschrieben wird, ist grundsätzlich interdisziplinär ausgerichtet. Ihre jeweiligen InhaberInnen erforschen Ursachen, Folgen und Wirkungsgeschichte der Massenvernichtung aus unterschiedlichen, sozial-, geistes- und humanwissenschaftlichen Perspektiven und leisten damit einen Beitrag zur öffentlichen Aufklärung und Selbstverständigung.

    Den GastprofessorInnen steht die Infrastruktur des Fritz Bauer Instituts für ihre Forschungstätigkeit zur Verfügung. Sie bieten im Semester eine nach eigener Wahl gestaltete Veranstaltung zu ihrer Forschung an und konzipieren eine wissenschaftliche Konferenz, die nach ihren Vorstellungen vom Fritz Bauer Institut organisiert wird.

    Das Fritz Bauer Institut findet als 'An-Institut' der Universität künftig seinen Platz im IG Hochhaus auf dem neuen Campus Westend. Noch in diesem Sommer wird das Institut im fünften Geschoss des Querbaues Q3 sein neues Domizil finden. Acht Büros und ein Projektraum sind dort für das Institut reserviert. Die Spezialbibliothek Holocaust des Fritz-Bauer-Instituts ist künftig im Bibliothekszentrum Geisteswissenschaften im Bibliotheksbau Q1 im siebten Obergeschoss zu finden.
    Die Kooperation zwischen der Stiftung Fritz Bauer Institut und der Goethe-Universität steht damit in bewährter Tradition der als Stiftungsuniversität gegründeten Frankfurter Universität; andere 'An-Insititute' sind das Sigmund-Freud-Institut und das Center for Financial Studies.

    Direktor des Fritz Bauer Instituts in den kommenden fünf Jahren ist Prof. Micha Brumlik, der zugleich Professor für Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Theorie und Bildung an der Goethe-Universität ist. Eine Regelung für zukünftige Berufungen ist in dem zwischen Institut und Universität vereinbarten Kooperationsvertrag niedergelegt.
    Besonderes Anliegen ist es, die fächerübergreifende Forschung zum Holocaust in den nächsten Jahren weiter zu intensivieren.

    Weitere Informationen: Prof. Rudolf Steinberg, Präsident; Tel: 069 / 798 - 22232 / Prof. Micha Brumlik, Direktor des Fritz Bauer Instituts, Tel: 069 / 975811-22; www.fritz-bauer-institut.de


    More information:

    http://www.fritz-bauer-institut.de


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Social studies
    transregional, national
    Research projects, Studies and teaching
    German


     

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