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07/02/2001 16:58

Vom Umgang mit (jüdischen) Biographien ...

Ingrid Godenrath Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Tagung des Leopold-Zunz-Zentrums zur Erforschung des europäischen Judentums

    Das 1998 an der Stiftung Leucorea - Stiftung öffentlichen Rechts an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - gegründete Leopold-Zunz-Zentrum beschäftigt sich in enger Kooperation mit dem Seminar für Jüdische Studien am Institut für Orientalistik des Fachbereichs Kunst-, Orient- und Altertumswissenschaften der halleschen Universität mit Geschichte, Philosophie und Literatur des europäischen Judentums vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart und begreift diese als Teil der gesamteuropäischen Kultur und Tradition.
    Regelmäßig werden öffentliche Vorträge und internationale Konferenzen in Halle und Wittenberg organisiert. Im Mittelpunkt der Tagung steht die jüdische Gelehrtengeschichte.
    Vier Tage lang (vom 9. bis zum 12. Juli 2001) beschäftigen sich in der Lutherstadt Wittenberg und in der Universitätsstadt Halle namhafte Wissenschaftler aus fast zwanzig Universitäten in Deutschland Großbritannien, Österreich und Kanada unter verschiedenen Aspekten mit Biographien jüdischer Gelehrter der letzten Jahrhunderte.

    Das Leopold-Zunz-Zentrum zur Erforschung des europäischen Judentums in der Stiftung Leucorea in der Lutherstadt Wittenberg lädt für die Zeit vom Montag, dem 9. Juli bis Donnerstag, den 12. Juli 2001, zu einer öffentlichen Tagung als Beitrag zur Reihe "Jüdische Gelehrtengeschichte" im Haus der Stiftung Leucorea, Lutherstadt Wittenberg, Collegienstr. 62, ein.
    Das Thema der Tagung, die durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Axel Springer Stiftung, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Stiftung LEUCOREA und durch die Stadtsparkasse Wittenberg gefördert wird, lautet:

    "Vom Umgang mit (jüdischen) Biographien.
    Beiträge zur jüdischen Gelehrtengeschichte".

    Die Eröffnung findet am 9. Juli 2001, um 19.00 Uhr statt. Den Grußworten von der Stiftung LEUCOREA und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg folgt um 19.15 Uhr eine Einführung durch Giuseppe Veltri und Reinhard Markner. Um 19.30 Uhr hält Anthony Grafton (Princeton) einen öffentlichen Vortrag zum Thema "Gelehrtenbiographie: Gattung oder Katastrophe?".

    Der Dienstag (10. Juli) beginnt um 9.00 Uhr mit einem Vortrag von Giuseppe Veltri (Halle/Wittenberg) über "Biographik und Autobiographik in der Anfangszeit der Wissenschaft des Judentums". Es folgen Fabricio Lelli (Florenz), Andreas Brämer (Hamburg) und Andreas Gotzmann (Erfurt) mit Beiträgen zu Yohanan Alemanno, Zacharias Frankel und Samuel Holdheim. Am Nachmittag ab 15.00 Uhr besuchen die TagungsteilnehmerInnen die Universitätsstadt Halle und hören dort am Abend den öffentlichen Vortrag von Ivan Kalmar (Toronto) über maurische Synagogen (mit Dias).

    Am Mittwoch (11. Juli) Vormittag ab 9.00 Uhr referieren Michael Studemund-Halévy (Hamburg), Manfred Walther (Hannover), Christoph Schulte (Potsdam) und Hanno Birken-Bertsch (Jena) über Jacob Rosales, Spinoza, Jacob Emden, Isaak Euchel, Sabbatia Wolf und Salomon Maimon, am Nachmittag ab 15.00 Uhr Daniel Krochmalnik (Heidelberg), Hartwig Wiedebach (Göppingen) und Reinhard Markner (Halle/Wittenberg) über Moses Mendelssohn, und Hermann Cohen sowie über die Grundsatzfrage um 1800: Biographie oder Charakteristik? Am Mittwoch Abend werden ab 18.00 Uhr neue Projekte vorgestellt: - Harald Dehne(Berlin): David Friedländer; - Marina Sassenberg (Duisburg): Selma Stern, - Carola Dietze (Göttingen): Helmuth Plessner, - Astrid Mehmel (Bonn): Alfred Philippson, - Margit Schad (Berlin): Michael Sachs, - Martina Scheer (Wien): Bertha Badt-Strauss.

    Am Donnerstag (12. Juli) Vormittag ab 9.00 Uhr treten Rachel Heuberger (Frankfurt am Main), Hanna Liss (Heidelberg), Annette Vowinckel (Berlin) und Christian Wiese (Erfurt) auf und widmen sich Nehemias Anton Nobel, David Hoffmann, Hannah Arendt und Leo Baeck. Am Nachmittag sprechen Ulrich Sieg (Marburg), Gregor Pelger (Köln), Ivan Kalmar (Toronto) und Uffa Jensen (Berlin) über Emanuel Lasker, Gustav Salomon Oppert, Ignaz Goldziher und Moritz Lazarus.

    Die Tagung dient als Pilotveranstaltung einer Projektgruppe, die sich der jüdischen Gelehrtengeschichte widmen will. Ziel ist die Abfassung einer Reihe von Monographien zu diesem Komplex. Mit der Zusammenkunft ist beabsichtigt, über den Stand der Forschung zu berichten und Theorie und Praxis der Lebensbeschreibungen sowie gängige Methoden in Frage zu stellen und neue Ansätze zur Erforschung und Beschreibung wichtiger Persönlichkeiten zu entwickeln.
    Mit dem Ziel, zu einer Verfeinerung biographischer Forschungsmethoden beitragen, beschäftigen sich die TeilnehmerInnen mit jüdischen Denkern, Philosophen und gelehrten Rabbinern aus mehreren Jahrhundert und erörtern folgende Fragen:

    Inwiefern sticht das Schicksal des Porträtierten aus seiner Zeit heraus,
    oder steht es exemplarisch für viele?

    Ist das Denken des Betreffenden überhaupt nur
    aus seinen persönlichen und aus den Zeitumständen zu verstehen?

    Welche Episoden aus der Biographie erschienen als besonders geeignet,
    die geistige Entwicklung und Eigenart des Gelehrten darzustellen?

    Jüngst wurde die israelische Schriftstellerin Michal Govrin in der FAZ mit der Aussage zitiert, "dass in ihrem Land das Genre der Biographie so gut wie nicht existiere". Meist werden nur über solche jüdischen Persönlichkeiten Biographien geschrieben, deren Leistung nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit ihrem Judentum steht. Dies gilt für Naturwissenschaftler wie Albert Einstein, aber ebenso für Philosophen, Philologen und Historiker. Kenntnisse über jüdische Geistesgeschichte im engeren Sinn sind bis heute deshalb wenig verbreitet.

    Die literarische Komposition ist nicht nur in der Autobiographie entscheidend, sondern ebenso für die Biographie. Im Unterschied zum Autobiographen, der weiß, wo er die Bedeutung, die Wendepunkte und Hauptakzente im eigenen Leben sehen möchte, muss der Biograph diese für seinen "Gegenstand", den zu Porträtierenden, erst aufsuchen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie sinnvoll die Gattung der umfassenden, chronologisch erzählten Biographie "von der Wiege bis zum Grab" für diese Aufgabe tatsächlich ist.
    Die Initiatoren des Gelehrtenbiographien-Projekts sind der Überzeugung, dass die besondere Bedeutung einer Person auf besonders prägnante Weise zu vermitteln und einzuordnen ist, wenn eine bestimmte Episode im Leben des Portraitierten als Spiegel benutzt wird, um retrospektiv und prospektiv das ganze Leben und Wirken in den Blick zu bekommen. Das Ungenügen an der gegenwärtigen biographischen Kultur wurde vor kurzem von Simon Jarvis im Times Literary Supplement formuliert: "One could wish that there were fewer biographies and more partial lives published. The partial life, unable to allow the false naturalness of biology and chronology to do the work of establishing a form, is better able to begin from a drastically precise set of questions and interests."

    Zu dieser Tagung sind alle InteressentInnen herzlich eingeladen.

    Dr. Margarete Wein

    Nähere Informationen:
    Annette Winkelmann
    Tel.: 0345 / 552 40 64 oder 03491 / 46 62 41/42 (Tagungsleitung)
    03491 / 466-0 (Sekretariat der Stiftung Leucorea)
    Fax: 0345 / 552 72 00 (bis 8. Juli)
    03491 / 46 62 22 (ab 9. Juli)
    E-Mail: winkelmann@LZZ.uni-halle.de


    More information:

    http://www.LZZ.uni-halle.de


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Philosophy / ethics, Religion, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

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