"Das Augsburger Offizialatsregister 1348 - 1352. Ein Dokument geistlicher Diözesangerichtsbarkeit um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts. Edition mit darstellendem Teil": Auch wenn der Titel von Dr. Christian Schwabs Dissertation dies nicht auf Anhieb vermuten lässt:die mit einem der diesjährigen Universitätspreise der Gesellschaft der Freunde der Universität Augsburg ausgezeichnete Studie eröffnet einen tiefen und detaillierten Blick ins pralle Leben des spätmittelalterlichen Augsburg.
Die 860-seitige, 1996 abgeschlossene und in diesem Jahr in einer renommierten rechtshistorischen Reihe publizierte Dissertation Schwabs bietet die akribische Analyse einer höchst komplizierten Materie: Seit dem 13. Jahrhundert ist der Offizial der im Auftrag seines Bischofs tätige geistliche Richter eines Bistums. Die von ihm geführten Gerichtsprozesse und -entscheidungen wurden in Kurzprotokollen registriert. Das von Schwab untersuchte Register ist - zumindest für Deutschland - das älteste erhaltene, die nächsten Register (aus Regensburg) sind etwa 150 Jahre jünger. Die vor dem Offizial verhandelten Fälle waren recht vielfältig, am häufigsten waren Eheprozesse, bei denen es etwa um heimliche Ehe oder um banalen Ehebruch gehen mochte. Doch auch pikante Fälle konnten vor den Richter kommen, z. B. der Fall eines Mannes, dessen erste Ehe wegen seiner Impotenz aufgehoben worden war, der aber in einer neuen Ehe dann Kinder zeugte: Musste der Mann nun zu seiner ersten Frau zurück? Galt seine zweite Frau als Konkubine? Waren die Kinder aus der zweiten Ehe illegitim - mit allen beruflichen Einschränkungen?
Es sind nicht nur derartige Ausnahmefälle, die Schwab untersucht. Trotz der oft enttäuschenden Wortkargheit der Registereinträge, unter der auch der Autor selbst nicht selten gelitten hat, eröffnet seine Arbeit einen tiefen und detaillierten Blick ins "pralle Leben" im spätmittelalterlichen Augsburg, den andere Quellen nicht gewähren. Und zugleich liefert Schwab mit seiner Studie ein methodisches Vorbild für die Auswertung späterer Register.
__________________________________________
DAS AUGSBURGER OFFIZIALATSREGISTER 1348 - 1352. EIN DOKUMENT GEISTLICHER DIÖZESANGERICHTSBARKEIT UM DIE MITTE DES VIERZEHNTEN JAHRHUNDERTS. EDITION MIT DARSTELLENDEM TEIL - Dissertation von Dr. Christian Schwab (Philosophische Fakultät II der Universität Augsburg; Betreuer: Prof. Dr. Bernhard Schimmelpfennig, Mittelalterliche Geschichte)
Criteria of this press release:
History / archaeology
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).