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03.07.2001 17:25

Akribischer Blick ins pralle Leben des spätmittelalterlichen Augsburg

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    "Das Augsburger Offizialatsregister 1348 - 1352. Ein Dokument geistlicher Diözesangerichtsbarkeit um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts. Edition mit darstellendem Teil": Auch wenn der Titel von Dr. Christian Schwabs Dissertation dies nicht auf Anhieb vermuten lässt:die mit einem der diesjährigen Universitätspreise der Gesellschaft der Freunde der Universität Augsburg ausgezeichnete Studie eröffnet einen tiefen und detaillierten Blick ins pralle Leben des spätmittelalterlichen Augsburg.

    Die 860-seitige, 1996 abgeschlossene und in diesem Jahr in einer renommierten rechtshistorischen Reihe publizierte Dissertation Schwabs bietet die akribische Analyse einer höchst komplizierten Materie: Seit dem 13. Jahrhundert ist der Offizial der im Auftrag seines Bischofs tätige geistliche Richter eines Bistums. Die von ihm geführten Gerichtsprozesse und -entscheidungen wurden in Kurzprotokollen registriert. Das von Schwab untersuchte Register ist - zumindest für Deutschland - das älteste erhaltene, die nächsten Register (aus Regensburg) sind etwa 150 Jahre jünger. Die vor dem Offizial verhandelten Fälle waren recht vielfältig, am häufigsten waren Eheprozesse, bei denen es etwa um heimliche Ehe oder um banalen Ehebruch gehen mochte. Doch auch pikante Fälle konnten vor den Richter kommen, z. B. der Fall eines Mannes, dessen erste Ehe wegen seiner Impotenz aufgehoben worden war, der aber in einer neuen Ehe dann Kinder zeugte: Musste der Mann nun zu seiner ersten Frau zurück? Galt seine zweite Frau als Konkubine? Waren die Kinder aus der zweiten Ehe illegitim - mit allen beruflichen Einschränkungen?

    Es sind nicht nur derartige Ausnahmefälle, die Schwab untersucht. Trotz der oft enttäuschenden Wortkargheit der Registereinträge, unter der auch der Autor selbst nicht selten gelitten hat, eröffnet seine Arbeit einen tiefen und detaillierten Blick ins "pralle Leben" im spätmittelalterlichen Augsburg, den andere Quellen nicht gewähren. Und zugleich liefert Schwab mit seiner Studie ein methodisches Vorbild für die Auswertung späterer Register.
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    DAS AUGSBURGER OFFIZIALATSREGISTER 1348 - 1352. EIN DOKUMENT GEISTLICHER DIÖZESANGERICHTSBARKEIT UM DIE MITTE DES VIERZEHNTEN JAHRHUNDERTS. EDITION MIT DARSTELLENDEM TEIL - Dissertation von Dr. Christian Schwab (Philosophische Fakultät II der Universität Augsburg; Betreuer: Prof. Dr. Bernhard Schimmelpfennig, Mittelalterliche Geschichte)


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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