upm-Pressemitteilung der Universitaet Muenster 165/97 - 23. Mai 1997
Gendiagnostik und Ethik
Muenstersche Wissenschaftlerin organisiert internationalen Workshop
Kaum ein anderes Gebiet der biomedizinischen Grundlagenforschung erlebt zur Zeit eine derart rasante Entwicklung wie die Humangenomforschung. Die Medizin verspricht sich von diesen Arbeiten zur Entschluesselung des menschlichen Erbgutes weitreichende Perspektiven fuer die Behandlung, Heilung und Praevention von genetisch bedingten und genetisch mitbedingten Erkrankungen. Vorerst beschraenkt sich die medizinische Umsetzung der stetig wachsenden Erkenntnisse jedoch noch weitgehend auf die Etablierung genetischer Testverfahren bzw. auf die Diagnostik und genetische Beratung. Das Angebot an genetischen Tests wird nach Einschaetzung von Experten mit der Identifikation von immer mehr Genen in den naechsten Jahren deutlich zunehmen.
Vor diesem Hintergrund beschaeftigen sich Wissenschaftler unterschiedlichster Fachrichtungen im Rahmen eines am 5. und 6. Juni 1997 stattfindenden internationalen Workshops insbesondere mit den sozialen und ethischen Aspekten, die mit der Einfuehrung der Verfahren verbunden sind. Organisiert wird die vom Bundesforschungsministerium gefoerderte Tagung in Berlin von der am Institut fuer Humangenetik der Universitaet Muenster taetigen Medizinsoziologin und Professorin fuer Frauengesundheitsforschung Dr. Irmgard Nippert in Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen der humangenetischen Institute der Berliner Humboldt-Universitaet sowie der Universitaet Freiburg.
Im Mittelpunkt des Workshops steht der Austausch ueber auf nationaler und internationaler Ebene entwickelte Anwendungs- und Rahmenrichtlinien, die die Anwendung der neuen Testmoeglichkeiten innnerhalb der medizinischen Versorgung begleiten sollen und die bei dieser Gelegenheit zum Teil erstmals ueberhaupt in Deutschland vorgestellt werden. Die Ergebnisse der Tagung sollen nach Worten von Prof. Nippert dazu beitragen, "dass bei der Einfuehrung genetischer Testverfahren die Beruecksichtigung spezifischer ethischer Grundprinzipien durch die Einhaltung von Richtlinien gewaehrleistet wird". Zu den zentralen Prinzipien, auf denen die Richtlinien basieren, zaehlen unter anderem die Respektierung des Selbstbestimmungsrechts des Patienten, der Vertraulichkeit genetischer Information, der Rechte auf umfassende Aufklaerung sowie die Wahrung der Schweigepflicht und der Freiwilligkeit der Inanspruchnahme genetischer Testverfahren. Ziel der auf diesem Gebiet international ausgewiesenen Mediziner, Natur- und Sozialwissenschaftler sowie auch der teilnehmenden Patientenorganisationen ist es, in Berlin eine Einschaetzung darueber zu gewinnen, ob die vorgestellten Richtlinien in der konkreten medizinischen Anwendungspraxis eingehalten und umgesetzt werden koennen. Grundlage einer solchen Einschaetzung werden neueste empirische Daten zur Evaluation der Einfuehrung genetischer Testverfahren, zur Beurteilung des Konsens ueber die Grundprinzipen bei den Anbietern der Verfahren sowie ueber deren Kenntnis der geforderen Prinzipien sein. In gleicher Weise sollen auch die von den Patientenorgansiationen gewuenschen Prinzipien bei der Umsetzung von Testverfahren beruecksichtigt werden.
In vier Arbeitssitzungen beschaeftigt sich der Workshop schwerpunktmaessig mit der Einfuehrung genetischer Diagnostik am Beispiel des familiaeren Brustkrebses, mit der Vermittlung der Grundprinzipien an die kuenftigen Anforderer genetischer Testverfahren und der Aufklaerung der potentiellen Nutzer solcher Angebote, mit dem Stellenwert der Richtlinien sowie mit der Sicht der Patienten.
Als Ergebnis der Tagung wird ein Bericht erstellt und veroeffentlicht. Auf diese Weise erhaelt auch die interessierte OEffentlichkeit umfassende Informationen ueber diese sicher immer mehr an Bedeutung gewinnende Problematik.
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
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German
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