"Der Mensch bleibt sich gleich," faßt Prof. Dr. Elisabeth Trube-Becker ihre Erfahrungen nach über acht Jahrzehnten zusammen. Damit meint die emeritierte Rechtsmedizinerin nicht nur die Fälle von sexuellem Mißbrauch und Gewalt gegen Kinder und Frauen, mit denen sie sich in ihrem beruflichen Alltag beschäftigt hat, ihre Diagnose bezieht sich vielmehr auf die gesamte Gesellschaft.
Elisabeth Trube-Becker, 1919 in Düsseldorf geboren und hier zur Schule gegangen, studiert nach dem Abitur in Freiburg, Marburg und Düsseldorf Medizin. Daß sie studieren würde, stellte sie nie in Frage, und daß es Medizin sein sollte, sei ihr schon seit dem achten Lebensjahr klar gewesen, berichtet sie. Nach einer kurzen Zeit als Ärztin in verschiedenen Praxen wurde sie Assistentin im Institut für Rechtsmedizin an der Medizinischen Akademie in Düsseldorf (der Vorgängerin der heutigen Universität) und habilitierte sich 1951 über ein erbbiologisches Thema. Damit war sie die erste Professorin für Rechtsmedizin in Deutschland und die erste Professorin an der Düsseldorfer Universität überhaupt.
Zu ihren Forschungsschwerpunkten, der Gewalt gegen Kinder und Frauen und der sexuellen Mißhandlung, kam sie durch ihre Erfahrungen an Medizinischen Akademie: "Der Anlaß war ein Fall von Kindesmißhandlung, den ich obduziert habe," erinnert sich die 1984 emeritierte Professorin, "der hat mich sehr beeindruckt." Damals wurde ihr klar, daß sexueller Mißbrauch und Mißhandlung viel häufiger sind, als sie es vermutet hatte: "Ich hab immer gedacht, daß ist was Seltenes, daß ein Vater zugleich auch Vater seines Enkelkindes ist, bis ich dahinterkam, daß das nicht stimmt." Daß sich die Quantität oder Qualität von Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht verändert hat, davon ist Elisabeth Trube-Becker überzeugt, "gucken Sie doch nur mal ins alte Testament, da finden Sie schon solche Fälle," stellt aber gleichwohl eine Veränderung des Umgang mit diesem Thema in den Medien fest.
Trube-Becker, Elisabeth: Gelebtes Leben. Lebenserinnerung einer Ärztin der Rechtsmedizin, Hamburg: Kovac 2000
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