upm-Pressemitteilung der Universitaet Muenster 149/97 - 15. Mai 1997
Streit um den Namenspatron
Westfaelische Wilhelms-Universitaet diskutiert eine Namensaenderung
An der Westfaelischen Wilhelms-Universitaet Muenster wird weiter um eine Namensaenderung gestritten. Der Senat der Universitaet diskutierte am Mittwochabend (15. Mai 1997) ausfuehrlich die Vorlage einer Kommission, die sich unter Hinweis auf die problematische historische Rolle und Politik ihres Namenspatrons Wilhelm II. mit knapper Mehrheit fuer eine Namensaenderung ausgesprochen hatte, fasste selbst aber noch keinen Beschluss.
Ein Termin fuer die Entscheidung des Senats wurde, entgegen der Darstellung des AStA in einer Pressemitteilung, nicht festgelegt. Rektor Prof. Dr. Gustav Dieckheuer wies vielmehr darauf hin, dass die Entscheidung ueber den Namen der Universitaet letztlich im Duesseldorfer Wissenschaftsministerium falle. Ein entsprechender Antrag muesse in der Universitaet sorgfaeltig vorbereitet und von einer moeglichst breiten Mehrheit getragen werden. Das Rektorat plane deshalb, nach dem Senat auch noch den Konvent mit dieser Frage zu befassen.
Im Senat bestand ebenso wie in der Kommission weitgehend Einigkeit in der historischen Bewertung des deutschen Kaisers Wilhelm II., nach dem die bereits 1780 gegruendete Universitaet Muenster am 22. August 1907 benannt worden war. Die Kommission hatte in ihrem Bericht auf "antisemitische Ausfaelle" des Monarchen hingewiesen, die sich in der Zeit nach seiner Abdankung im Exil noch verstaerkt haetten. AEhnliches gelte fuer die Kolonialpolitik, deren radikale Praxis die Unterstuetzung oder eine zusaetzliche Aufladung durch den Kaiser gefunden habe.
Unterschiedlich bewertet wurden die Konsequenzen dieser neuen Bewertung der historischen Rolle Wilhelms II. fuer die Universitaet Muenster: Die eine Position, die nicht nur von Studierenden vertreten wird, will aus der Kenntnis ueber die hochproblematische Person des Namenspatrons der Universitaet und insbesondere der fatalen Rolle des von ihm beguenstigten Antisemitismus in Deutschland die Konsequenz ziehen und sich in einem Akt bewusster Distanzierung von ihrem Namengeber trennen. Die Gegenposition verweist darauf, dass die Namengebung der Universitaet auf die Gruendungsepoche verweist und der Bezug auf die Person des Namenspatrospatrons heute verblasst sei, weil die Universitaet im Lauf ihrer Geschichte eine vielschichtige Identitaet ausgebildet habe. Dies schliesse aber eine kritische und ernsthafte Auseinandersetzung mit ihrem Namen nicht aus.
Criteria of this press release:
Social studies
transregional, national
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German
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