Ein internationales Kolloquium zur Interkulturalitäts- und Genderforschung mit dem Titel "Jenseits der Dichotomien? Transgressive Identitäten und Topographien der Zwischenräume" findet vom 11. bis 13. Oktober 2001 in der Volkshochschule Trier, Palais Walderdorff, Domfreihof 1, 54290 Trier statt. Veranstalter sind die Graduiertenkollegs "Identität und Differenz. Geschlechterkonstruktion und Interkulturalität (18. bis 20. Jahrhundert)" unter der Leitung von Prof. Dr. Viktoria Schmidt-Linsenhoff (Universität Trier) und "Interkulturelle Kommunikation in kulturwissenschaftlicher Perspektive" unter Leitung von Prof. Dr. Hans-Jürgen Lüsebrink (Universität Saarbrücken). Das Kolloquium ist in drei thematische Schwerpunkte gegliedert. Im ersten werden aus der Sicht der postcolonial- und gender-Forschung theoretische Ansätze jenseits der Dichotomien vorgestellt. Im zweiten sollen unter dem Stichwort Topographien der Zwischenräume Raumkonzepte diskutiert werden. Im dritten stehen Modelle transgressiver Identitäten zur Debatte.
Das Kolloquium will kultur- und sozialwissenschaftliche Ansätze und Fallstudien diskutieren, die mit den Begriffen der Hybridität und der Heterotopie, des Nomadentums und der Intermedialität, der Zirkulation und der Übersetzung, des "dritten Raumes" und "des dritten Geschlechts" arbeiten und zu einer Klärung dieser noch vielfach diffusen Konzepte beitragen. Exemplarisch für diese Tendenz ist die Entwicklung der Orientalismusforschung in den vergangenen zwanzig Jahren. Während Edward Said 1978 den "Orient" als einseitige Projektion und Erfindung des "Okzidents" in einem statischen Modell konzipiert hatte, haben Forschungen in verschiedenen Disziplinen inzwischen eine Vielzahl von "Orientalismen" herausgearbeitet, deren Dynamiken das Feld der Interkulturalität vielfach durchkreuzen und die Handlungsspielräume und Stimmen der "Anderen" erkennbar machen.
Die Kritik der Interkulturalitäts- und Genderforschung galt lange Zeit vorrangig den Herrschaftsverhältnissen, die mit den Konstruktionen von kultureller und sexueller Differenz erzeugt werden. Diese Kritik blieb jedoch oft unreflektiert den Denkmustern des Kritisierten verhaftet, die reproduziert, wenn nicht verstärkt wurden - so etwa die Struktur elementarer Dichotomien mit den Kategorien das Eigene/das Fremde, Kolonisator/Kolonisierte, Opfer/Täter, Orient/Okzident, männlich/weiblich etc. Es ist das Ziel des Kolloquiums, diese bipolaren Dichotomien zu problematisieren.
In den vergangenen Jahren hat sich die Aufmerksamkeit bereits deutlich auf bisher übersehene Phänomene der Mischung und der Zwischenräume, der Transgressionen und der Transkulturalität verschoben.
Damit wurden die längst fragwürdig gewordenen Vorstellungen von stabilen Identitäten, von Homogenität und Kohärenz der Kulturen und Geschlechter erneut widerlegt. Stand früher die Rehabilitierung und Anerkennung des kolonisierten "Anderen" oder die Kritik an der Definitionsmacht des hegemonialen Subjekts im Vordergrund, so gilt es heute, konzeptuelle Alternativen zu den vermeintlich universalen Dichotomien als Denkfigur der Interpretation zu entwickeln.
Programm
Donnerstag 11.10.2001
14.00 Begrüßung
14.30 Einführung: Hans-Jürgen Lüsebrink / Viktoria Schmidt-Linsenhoff
Jenseits der Dichotomien?
Moderation: Verena Kuni
15.30 Marie-Luise Angerer, Köln
Geschlecht als Gabe. Über den Gestus der Verausgabung in Kunst und Medien.
Kaffeepause
17.00 Maya Nadig, Bremen
Der Zwischenraum als Übergangsraum. Eine psychoanalytische Perspektive
18.00 Andrea Maihofer, Basel
Jenseits von Gleichheit und Differenz - Auswege aus einem Dilemma?
Buffet
Moderation: Christoph Antweiler
20.00 Gayatri Spivak, New York
Gender
Geselliges Beisammensein
Freitag 12.10.2001
Topographien der Zwischenräume
Moderation: Irene Nierhaus
9.00 Meyda Yegenoglu, Ankara
Inhabiting Other Spaces: Tourists and Migrants in the Postcolonial World
10.00 Heike Schmidt, Saarbrücken
Die literarische Metapher der Stadt als "anderer Raum"
Kaffeepause
11.30 Lydia Haustein, Göttingen
Warburgs Erben in Cyberspace
Transgressive Identitäten
Moderation: Urs Urban
14.00 Sarga Moussa, Lyon
L'orient des Saint-Simoniens: l'exemple d'Imayl Urbain
15.00 Ulrike Stamm, Berlin
Transgressionen in Orientreiseberichten von Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts
Kaffeepause
16.30 Pascale Haab, Saarbrücken
"Construire la Méditerranée." Amin Maaloufs literarische Reflexionen über Identität
20.00 Performing the Border.
Videoarbeit von Ursula Biemann - vorgestellt von Verena Kuni
Samstag 13.10.2001
Moderation: Katja Wolf/Melanie Ulz
9.00 Nina Trauth, Trier
"Regardez Mme X à la Sultane!"
Konstruktionen von Identität im orientalisierenden Portrait des Barock
10.00 Reina Lewis, London
Beyond Orientalist Dichotomies: Performing Ottoman Identities
Kaffeepause
11.30 Michael Böhler, Zürich
Hybridisierungs- und Universalisierungstendenzen.
Überlegungen zur Dynamik und Struktur kultureller Austausch- und Transferprozesse
am Beispiel der Schweiz
12.30 Abschlussdiskussion.
Moderation: Annegret Friedrich/Herbert Uerlings
Tagungsort: Volkshochschule Trier, Palais Walderdorff, Domfreihof 1, 54290 Trier.
Es werden keine Tagungsgebühren erhoben. Eine Anmeldung ist erwünscht.
Anmeldung und Informationen
Koordinationsstelle des Graduiertenkollegs "Identität und Differenz"
Dr. Annegret Friedrich (friedricha@uni-trier.de)
Denise Daum, M.A. (grako_id@uni-trier.de)
Universität Trier
Fachbereich III: Kunstgeschichte
D-54286 Trier
Tel. 0651-2012182 (Sekretariat Martina Hubertz)
Koordination des Kolloquiums
Dr. Ulrike Stamm (glca-stamm-kramer@freenet.de).
Fregestr. 7a
12159 Berlin
Tel. 030-8515558
Zimmervermittlung
Tourist-Information
Tel: 0651-9780816 (Frau Kruft)
Fax 0651-700047
Informationen im WWW: http://www.uni-trier.de/~linsenho/
Pressemitteilung 165/2001
Trier, 25.09.2001
Universität Trier
Pressestelle
Leitung: Heidi Neyses
Tel.: 0651/201-4238
Fax: 0651/201-4247
E-Mail: Neyses@uni-trier.de
http://www.uni-trier.de/~linsenho/
Criteria of this press release:
Art / design, Language / literature, Music / theatre, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
German
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