idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/23/2001 16:44

Über acht Millionen DM Preisgelder

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Universität Leipzig für Kooperation mit weltweit führenden Wissenschaftlern ausgezeichnet

    Die höchst dotierten Preise der deutschen Wissenschaftsgeschichte gehen nach Leipzig. Von den 14 Wolfgang Paul-Preisen, die die Alexander von Humboldt-Stiftung in diesem Jahr vergibt, gehen zwei an international renommierte Spitzenwissenschaftler, die mit Fachkollegen der Universität Leipzig auf der Grundlage eines gemeinsamen Forschungsprogramms zusammenarbeiten und von ihr zur Auszeichnung nominiert wurden. Es sind dies der Professor für Philosophie an der New York State University in Buffalo, USA, Barry Smith, der mit 4,3 Millionen DM zugleich den höchsten Betrag aller Preisträger für die Forschungskooperation erhält, und einer der weltweit führenden Biophysiker, Professor Dr. Josef A. Käs, bislang University of Texas, Austin, USA, und soeben auf die Professur "Experimentalphysik/Physik weicher Materie mit dem Schwerpunkt Zellbiophysik" in Leipzig berufen. Er erhält 3,8 Millionen DM zur Finanzierung seiner wissenschaftlichen Vorhaben. Zum Vergleich: Der bekannteste Wissenschaftspreis der Welt, der Nobel-Preis, ist zur Zeit mit zwei Millionen DM dotiert.

    Gestiftet wurden die Wolfgang Paul-Preise vom Bundesministerium für Bildung und Forschung; die Preisverleihung findet am 6. November in Berlin statt. Da es Ziel des Wolfgang Paul-Programmes ist, den Preisträgern die bestmöglichen Arbeitsbedingungen an einer Forschungseinrichtung in Deutschland zu bieten, ist die Auszeichnung zweier Leipziger Kandidaten auch ein Ausweis für die Attraktivität und das wissenschaftliche Potenzial der Universität Leipzig. "So können die besten Köpfe aus dem Ausland frei von administrativen Zwängen ihre Forschungsprojekte vorantreiben und auch in Deutschland eigene Arbeitsgruppen mit hoch qualifizierten jüngeren Wissenschaftlern aufbauen", betonte Prof. Wolfgang Frühwald, Präsident der Humboldt-Stiftung.

    Die Preise wurden nach Wolfgang Paul (1913-1993), einem Pionier auf dem Gebiet der Teilchenphysik, benannt. 1989 erhielt der den Nobelpreis für Physik, von 1979 bis 1989 war er Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung.

    Professor Dr. Barry Smith
    Ein zentrales Problem der heutigen Informationswissenschaften besteht in der Vielzahl vorhandener Modellierungsmethoden und Begriffssammlungen, die alle größtenteils subjektiv und vage sind und denen eine vereinheitlichende Grundlage fehlt. Entsprechend können diese Modelle nicht wiederverwendet werden. Ziel des Forschungsvorhabens ist es daher, mittels philosophischer und formal-logischer Methoden einen allgemein nutzbaren Rahmen für die semantische Fundierung von Informationssystemen zu entwickeln. Durch diese Forschungen werden wesentliche Impulse für die Weiterentwicklung der Informationswissenschaften erwartet.
    Mit anderen Worten: Die Untersuchungen von Professor Smith sind deshalb von besonderer Bedeutung, weil bisherige anwendungsorientierte Software- und Wissenstechniken nicht in der Lage sind, Begriffssysteme komplizierter Gegenstandsbereiche so abzubilden, dass es möglich wird, sie mit informationstechnischen Mitteln zu erforschen. Da außerdem nur eine geringe Wiederverwendbarkeit gegeben ist, mussten bei ähnlichen Anwendungsproblemen immer wieder neue Modelle entwickelt werden. Das von Professor Smith zusammen mit Professor Dr. Heinrich Herre vom Leipziger Institut für Informatik und Frau Dr. Barbara Heller vom Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig entworfene interdisziplindre Forschungsvorhaben soll dazu führen, die beschriebenen Erkenntnisse in konkrete Informationssysteme zu integrieren.
    In dem Forschungsvorhaben, dessen Anwendungsschwerpunkt auf dem Gebiet klinischer Studien liegt, ist eine besonders enge Kooperation mit der Medizinischen Fakultät und dort insbesondere mit dem Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie und dem Koordinierungszentrum für Klinische Studien vorgesehen. Die Erarbeitung der theoretischen Grundlagen für die ontologisch fundierte Abbildung von Wissen führt zu einer Reiihe schwieriger Fragen. Um sie zu lösen, ist die Zusammenarbeit mehrerer Fächer erforderlich. Hierzu ist eine weitere enge Kooperation mit den Universitätsinstituten für Informatik, für Logik und Wissenschaftstheorie, für Linguistik sowie mit dem Max-Planck-Institut für Neu-ropsychologische Forschung vorgesehen.

    Professor Dr. Josef Käs
    Die wissenschaftliche Arbeit von Prof. Käs und seiner Forschungsgruppe hat mehrfach zu wissenschaftlichen "Durchbrüchen" geführt. So wurde eine neue optische Methode entwickelt, die darauf beruht, durch zwei gegenläufige Laserstrahlen einzelne lebende biologische Zellen zu deformieren und daraus ihre viskoelastische Eigenschaft mit hoher Präzision zu bestimmen. Diese Methode ist unterdessen weltweit patentiert und wird zur Zeit zu einem kommerziellen Produkt weiterentwickelt. Ziel ist ein neues Verfahren der Krebsfrüherkennung, insbesondere bei Gebärmutterhalskrebs.
    Prof. Käs pflegt seit langem einen intensiven wissenschaftlichen Austausch mit der Universität Leipzig, insbesondere mit dem Institut für Experimentelle Physik I (Direktor: Professor Dr. Friedrich Kremer). Mit der Berufung von Prof. Käs auf einen Lehrstuhl in experimenteller Physik mit der Denomination "Zellbiophysik" möchte das Institut seine Aktivitäten in dem Bereich der Biophysik und Biotechnologie wesentlich verstärken. Darüber hinaus steht Prof. Käs seit längerem mit mehreren Arbeitsgruppen in der Medizinischen Fakultät in Kontakt. Mit dem Neurologen Professor Dr. Andreas Reichenbach vom Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung ist geplant, die von Prof. Käs neu entwickelten Methoden zur Untersuchung lebender, frei schwimmender einzelner Nervenzellen, wozu auch die Zellen des Auges gehören, einzusetzen. Obwohl diese Forschung weltweit noch ganz am Anfang steht, versprechen die zu erwartenden Ergebnisse erhebliche Auswirkungen auf die Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems und in der Augenheilkunde. Weiterhin ist vorgesehen, in enger Zusammenarbeit mit dem Tumorzentrum Leipzig die von ihm entwickelte Technologie des "Optical Stretchers" zur Krebsfrühdiagnose einzusetzen. Auch hierbei werden im Mikrobereich Untersuchungen möglich, die z. B. Aufschlüsse über die Geschwindigkeit des Wachstums von Krebszellen erwarten lassen. Damit kann man in der klinischen Forschung die Wirkung von Medikamenten und anderer Heilbehandlungen frühzeitig feststellen und auf diese Weise Therapien ständig an den Heilverlauf anpassen. Mit Professor Dr. Frank Emmrich, dem Direktor des Instituts für Klinische Immunologie und Tronsfusionsmedizin, plant Professor Käs im Rahmen der Rheumaforschung Kräfte in Faserzellen des Bindegewebes aufzuklären. Auch hieraus sind weitreichende Konsequenzen für die Behandlung von Krankheiten zu erwarten.
    Ein Teil der Fragestellungen von Professor Käs hat auch sehr direkte Bezüge zur Polymerphysik, die die Grundlage unserer Kunststoffproduktion ist. In der Arbeitsgruppe von Professor Friedrich Kremer vom Leipziger Institut für Experimentelle Phyik werden bisher schon intensiv ferroelektrische flüssigkristalline Netze studiert. Hier wie auch bei der Kooperation des Instituts für Biochemie mit der Arbeitsgruppe von Professor Kremer, in der Einsatzmöglichkeiten der von Professor Käs entwickelten "optischen Pinzette" erkundet werden, sind vielfältige weitere wissenschaftliche Berührungspunkte mit dem Preisträger gegeben.

    Professor Dr. Josef Käs gehört in seinem Spezialgebiet, der "Molekularen Biophysik", wie auch im größeren Fachgebiet "Physik der weichen Materie" zu den weltweit führenden Wissenschaftlern. Der gebürtige Münchener ist jetzt 40 Jahre alt. Dass ein Forscher seiner Reputation nun dem Ruf noch Sachsen folgt, ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Universität Leipzig mit der Gründung des Biotechnologisch-Biomedizinischen Zentrums, dem vorgesehenen Technologie-Kompetenzzentrum und neuen, von der DFG finanzierten Forschungsverbünden den richtigen Weg der Neuorientierung in den Naturwissenschaften geht.


    Images

    Criteria of this press release:
    Information technology, Mathematics, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Physics / astronomy
    transregional, national
    Research projects, Science policy
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).