Auf seinen Wintersitzungen hat der Wissenschaftsrat vier Verfahren der institutionellen Akkreditierung beraten. Zu den Ergebnissen im Einzelnen:
Die Freie Hochschule Mannheim (FHM) i. Gr. will ihre Absolventinnen und Absolventen für pädagogische Aufgaben an waldorfpädagogisch orientierten Einrichtungen vorbereiten sowie in Lehre und Forschung eine im Sinne der Anthroposophie anthropologisch ausgerichtete Pädagogik weiterentwickeln. Die FHM bietet derzeit für 135 Studierende den sechssemestrigen Bachelorstudiengang Waldorfpädagogik (B.A.) und den viersemestrigen, nicht-konsekutiven Masterstudiengang Waldorf-Klassenlehrer/in (M.A.) an, hinzu kommt der sechssemestrige Bachelorstudiengang Heilpädagogik (B.A.).
Die FHM hat ihr Verhältnis sowohl zu einer anthroposophisch orientierten Waldorfpädagogik als auch zur Allgemeinen Erziehungswissenschaft nicht in ausreichendem Maße geklärt. Ohne eine solche Klärung besteht aber die Gefahr, eine spezifische, weltanschaulich geprägte Pädagogik im Sinne einer außerwissenschaftlichen Erziehungslehre zur Grundlage einer Hochschuleinrichtung zu machen. Darüber hinaus stellt sich auch die derzeitige personelle und sächliche Ausstattung der FHM in quantitativer und qualitativer Hinsicht als unzureichend dar.
Aufgrund der festgestellten Defizite gelangt der Wissenschaftsrat zu einer negativen Akkreditierungsentscheidung.
Die Theologische Hochschule Reutlingen (THR) hat sich nach der Akkreditierung ihres Hochschulgründungskonzeptes im Jahre 2005 erfolgreich weiterentwickelt. Die seinerzeit vom Wissenschaftsrat ausgesprochenen Auflagen und Empfehlungen wurden in vollem Umfang erfüllt. „Der Hochschule ist es seither gelungen, ihr hochschulisches Profil deutlich zu schärfen“, so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider. Das Studium wird dem im Leitbild formulierten Anspruch, eine praxisorientierte und zugleich wissenschaftlich fundierte theologische Ausbildung zu bieten, in beiden Studiengängen gerecht. Das hervorragende Betreuungsverhältnis ermöglicht eine intensive fachliche Begleitung der Studierenden. Besonders gewürdigt wurden auch die vielfältigen Kooperationsbeziehungen mit Bildungseinrichtungen im In- und Ausland. Es wurde empfohlen, künftig weitere Anstrengungen zum Ausbau der schon nennenswerten Forschungsaktivitäten zu unternehmen.
Der Wissenschaftsrat spricht eine institutionelle Reakkreditierung für zehn Jahre aus.
Die geplante Internationale Hochschule Liebenzell (IHL) i. Gr., die aus einem seit dem Jahr 1900 bestehenden Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission hervorgehen soll, möchte ihre künftigen Studierenden für eine Berufstätigkeit im Missionsbereich, als Predigerin oder Prediger einer neupietistischen Gemeinschaft oder in der Sozialarbeit qualifizieren. Das vorgelegte Hochschulkonzept überzeugt durch die Praxisnähe und die internationalen Anteile ihrer Bachelorstudiengänge, die geplante intensive Betreuung der Studierenden, die Forschungsausrichtung und die umfassende Qualitätssicherung des Lehrangebots durch eine englische Hochschule. Kritisch angemerkt wird die geplante Erstbesetzung der Professuren mit den Dozenten der Vorgängereinrichtung ohne vorhergehendes Berufungsverfahren.
Der Wissenschaftsrat hat die Hochschule institutionell akkreditiert. Die Akkreditierung wird allerdings erst dann wirksam, wenn die Hochschule nach ihrer Gründung ein Berufungsverfahren zur ersten Besetzung der Professuren einführt. Eine Reakkreditierung soll nach fünf Jahren erfolgen.
Die Leibniz-Fachhochschule i. Gr., Hannover plant die Aufnahme ihres Betriebs mit einem wirtschafts- und managementorientierten Studienangebot zum Sommersemester 2011. Sie geht aus der Leibniz-Berufsakademie hervor, die seit 1976 duale Ausbildungsgänge anbietet. Diese Tradition des dualen Studienangebots in enger Kooperation mit Unternehmen der Region Hannover soll an der Leibniz-Fachhochschule in den kommenden Jahren durch einen berufsbegleitenden und einen Vollzeitstudiengang ergänzt werden. „Erfreulicherweise ist es der Gründungsinitiative im zweiten Anlauf überzeugend gelungen, ein hochschuladäquates Konzept zu entwickeln“, so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Herr Professor Strohschneider. Insbesondere nimmt die Forschung jetzt den Stellenwert ein, der für eine Hochschule erforderlich ist. Als Auflage wurde ausgesprochen, eine Inkonsistenz in der Grundordnung zu beseitigen.
Der Wissenschaftsrat hat die Leibniz-Fachhochschule institutionell akkreditiert. Er hält eine Reakkreditierung nach fünf Jahren für notwendig.
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1010-11.pdf - Stellungnahme zur Freien Hochschule Mannheim i.Gr.
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1007-11.pdf - Stellungnahme zur Theologischen Hochschule Reutlingen (THR)
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1008-11.pdf - Stellungnahme zur Internationalen Hochschule Liebenzell (IHL) i. Gr.
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1009-11.pdf - Stellungnahme zur Leibniz-Fachhochschule i.G., Hannover - 2. Antrag -
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