Essen und Konsumgewohnheiten stellen ein Stück kulturelle Identität dar. Migranten müssen diese in ihrer neuen Heimat oft anpassen. Wie russisch-jüdische Migranten in Israel und Deutschland mit dieser Herausforderung umgehen, hat die Kulturanthropologin Dr. Julia Bernstein untersucht. Für ihre Studie erhielt sie den erstmals vergebenen Scardigli-Preis der Goethe-Universität.
FRANKFURT. Was bedeutet es, als jüdisch-russischer Migrant im Ausland zu leben? Die Kulturanthropologin Dr. Julia Bernstein untersucht diese Frage aus der Perspektive von Konsumgewohnheiten und Alltagsleben russisch-jüdischer Migranten in Deutschland und Israel. Insbesondere die Einkaufs- und Essgewohnheiten nimmt sie als herausragende Praktiken symbolischer Welterschließung und Identitätssicherung in den Blick. Für ihre Dissertation, die mittlerweile auch als Buch vorliegt, erhielt sie den mit 3.000 Euro dotierten Barbara und Piergiuseppe Scardigli-Preis. Er wurde in diesem Jahr erstmals verliehen.
Die in Israel geborene Forscherin prüft in ihrer faszinierenden Forschungsarbeit Begriffe wie „Zuhause für Einwanderer“, „Heimat“, „kulturelle Werte des Migranten“, und „Integration“ und definiert diese neu. Sie zeigt, wie Migranten die Widersprüche ihrer multiplen Identitäten bewältigen, was es beispielsweise heißt, ex-sowjetisch siegreich, jüdisch und Holocaustopfer, hochqualifiziert und Sozialhilfeempfänger in Deutschland zu sein. Anhand der Ess- und Konsumgewohnheiten entwirft sie das Bild einer reichhaltigen sozialen Wirklichkeit.
Dr. Julia Bernstein lehrt gegenwärtig am Institut für vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften der Universität zu Köln. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Migrationsprozesse durch Transnationalisierungsperspektiven, Identitätsfragen im gesellschaftlichen Wandel, materielle Kultur sowie Nahrungskonsum als identitätsstiftende Praktiken sowie Transformationen nach dem Bruch ex-sozialistischer Gesellschaften.
Der Barbara und Piergiuseppe Scardigli-Preis wird für herausragende Dissertationen und Habilitationen in den „kleinen“ geisteswissenschaftlichen Fächern vergeben. Die Stifter des Preises waren beide Professoren an der Goethe-Universität Frankfurt.
Publikation:
Julia Bernstein: Food for Thought: Contested Affiliations of Russian Speaking Jewish Migrants in Israel and Germany. A Study of Everyday Life and Food Practices. Frankfurt und New York: Campus, 2010/11.
Informationen: Lucia Lentes, Alumni-Betreuung und Fundraising, Campus Bockenheim, Tel: (069) 798-22756, l.lentes@vdv.uni-frankfurt.de.
Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn drittmittelstärksten und größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Parallel dazu erhält die Universität auch baulich ein neues Gesicht. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht ein neuer Campus, der ästhetische und funktionale Maßstäbe setzt. Die „Science City“ auf dem Riedberg vereint die naturwissenschaftlichen Fachbereiche in unmittelbarer Nachbarschaft zu zwei Max-Planck-Instituten. Mit über 55 Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität laut Stifterverband eine Führungsrolle ein.
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Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation Telefon (069) 798 – 2 92 28, Telefax (069) 798 - 2 85 30, E-Mail hardy@pvw.uni-frankfurt.de
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