Presseinformation
Nr. 03/ 14.01.2002/ele
Bundesverdienstkreuz für Professor Dr. Hartmut Lichtenthaler
Ein Botschafter Deutschlands
Für seine Verdienste um die Wissenschaft und die internationalen Beziehungen ist dem Pflanzenphysiologen Professor Dr. Hartmut Lichtenthaler das Bundesverdienstkreuz verliehen worden. Der baden-württembergische Wissenschaftsminister Peter Frankenberg überreichte Lichtenthaler die Auszeichnung am Montag im Gastdozentenhaus auf dem Campus. Mit seinem umfangreichen wissenschaftlichen Werk habe der 67-Jährige große Leistungen für das ganze Fach der Pflanzenphysiologie vollbracht, sagte Frankenberg. Professor Dr. Sigmar Wittig, der Rektor der Fridericiana, würdigte Lichtenthaler als "bedeutenden Lehrer und Forscher". Der Geehrte selbst gab sich bescheiden: "Ich habe nur Selbstverständliches getan". In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg habe er es als seine Pflicht gesehen, den Austausch unter Wissenschaftlern über Landesgrenzen hinweg mitzugestalten. So habe er Feindseligkeit und Misstrauen zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Sprache zerstreuen wollen: "Ich war Botschafter unseres Landes". Dies sei ihm nur dank der Unterstützung der Universität und des Engagements seiner Frau Regine möglich gewesen.
Im März vergangenen Jahres wurde Lichtenthaler emeritiert. Der im badischen Weinheim geborene Vater von drei Kindern gehört zu den renommiertesten Forschern der Fridericiana. Die Karriere des studierten Pharmazeuten und Botanikers begann 1961 mit einem dreijährigen Forschungsaufenthalt in Frankreich und den USA. Dort arbeitete Lichtenthaler in der Gruppe um den Photosyntheseforscher Melvin Calvin, den frisch gekürten Nobelpreisträger für Medizin und Physiologie.
1970 wechselte Lichtenthaler von der Universität Münster zur Universität Karlsruhe, wo er zum Ordinarius auf den pflanzenphysiologischen Lehrstuhl Botanik II berufen wurde. Lichtenthaler hat sich sofort für den Ausbau der Biologie und die Einrichtung des Diplomstudiengangs Biologie in Karlsruhe engagiert. Schon seit 1983 beschäftigte sich sein Lehrstuhl mit dem Waldsterben. Gemeinsam mit französischen Physikern in Straßburg entwickelte Lichtenthaler 1994 erstmals ein Gerät zur UV-Laser-induzierten Fluroreszenzbildanalyse von Pflanzen und Früchten. Mit dieser Methode kann man Nährstoffmangel und Parasitenbefall bei Pflanzen schon zu einem Zeitpunkt erkennen, da ihre Blätter noch grün sind und keine visuell erkennbaren Schäden zeigen.
Weltweite Anerkennung in Fachkreisen erfuhr die Arbeitsgruppe Lichtenthaler zusammen mit einem französischen Kollegen 1995 bis 1998 durch die Aufklärung eines neuen Biosyntheseweges für Isoprenoide im Zellstoffwechsel der Pflanzen. Dies sorgte vor allem deshalb für Aufsehen, weil dieser Biosyntheseweg auch beim Malaria-Erreger vorkommt - an Malaria, der häufigsten Infektionskrankheit der Welt, sterben jährlich mehr als zwei Millionen Menschen.
Als Botaniker und Pflanzenbiochemiker genießt Hartmut Lichtenthaler weltweite Anerkennung. Besonders wird sein langjähriges Engagement für die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit osteuropäischen Instituten gewürdigt. So erhielt der mehrmalige Ehrendoktor erst im Juli 2000 die Ehrenmedaille der ungarischen Pflanzenphysiologischen Gesellschaft für die Förderung der ungarischen Pflanzenphysiologen in den zurückliegenden drei Dekaden.
http://www.uni-karlsruhe.de/~presse/Pressestelle/pi003.html
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