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03/16/2012 17:06

Antidepressivum als neue Leukämietherapie / Epigenetischer Behandlungsansatz

Dr. Christina Heimken Presse- und Informationsstelle
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Antidepressivum in Kombination mit einem dem Vitamin A verwandten Wirkstoff kann als Therapie bei Leukämie wirksam sein / Publikation in „Nature Medicine“

    Ein Antidepressivum in Kombination mit einem dem Vitamin A verwandten Wirkstoff kann als Therapie bei Leukämie wirksam sein. Dies hat eine internationale Forschungsgruppe herausgefunden, in der Einrichtungen aus London, Münster und Toronto kooperieren. Die Erkenntnisse der Wissenschaftler wurden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht.

    Bei einer seltenen Form der Akuten Myeloischen Leukämie (AML) ist schon jetzt ein Präparat, das auf einer Vitamin-A-Säure (ATRA) basiert, eine sehr wirksame Therapie. Allerdings ist eine Behandlung damit bei anderen Leukämien unwirksam. Neue Forschungsergebnisse zeigen nun, dass der differenzierende Effekt von ATRA durch die gleichzeitige Behandlung mit dem Antidepressivum Tranylcypromin (TCP) deutlich verbessert werden kann. In ihrer Veröffentlichung konnten die Autoren belegen, dass die Kombination von TCP und ATRA zu einer starken Differenzierung von Leukämiezellen führt.

    „ATRA hat bereits jetzt eine seltene Form der Akuten Leukämie in eine gut behandelbare Erkrankung überführt. Wir haben nun einen Weg gefunden, diese sehr wirksame Behandlung möglicherweise auch auf andere Leukämien auszuweiten“ sagt Dr. Arthur Zelent vom Institute for Cancer Research in London. Bisher war unklar, warum andere Formen der Leukämie nicht auf ATRA ansprachen. In der aktuellen Studie zeigte sich, dass ein molekularer Block existiert, der durch das Antidepressivum überwunden werden konnte. Von der Medizinischen Fakultät der Universität Münster und dem Universitätsklinikum waren die Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Carsten Müller-Tidow und Prof. Dr. Martin Dugas wesentlich an der Untersuchung beteiligt.

    Müller-Tidow, in dessen Labor die Untersuchungen an primären Leukämiezellen durchgeführt wurden, sagt zu den Ergebnissen: „Es ist erstaunlich zu sehen, wie durch Hinzunahme des Antidepressivums der Effekt von ATRA auf die Leukämiezellen verstärkt wird. Die Behandlung von Leukämiezellen durch solche gezielten Therapien ist ein sehr hoffnungsvoll stimmender Ansatz.“ Prof. Dr. Martin Dugas ergänzt: „Bei den von uns durchgeführten bioinformatischen Analysen zeigte sich eindeutig, dass ein gezielter, epigenetischer Effekt dem Therapieerfolg zugrunde liegt.“ Unter Leitung von Prof. Müller-Tidow planen die Ärzte und Wissenschaftler nun die Durchführung einer klinischen Studie, bei der ATRA gemeinsam mit dem Antidepressivum bei Patienten mit akuten Leukämien eingesetzt werden soll.

    Die Planung ist weit fortgeschritten; das Projekt kann vermutlich in diesem Sommer starten. Insgesamt, so das Forscherteam, zeigten die Ergebnisse, dass neue Therapieansätze mit epigenetischen Therapien auch neue Hoffnung im Kampf gegen eine noch immer lebensbedrohliche Erkrankung bieten.

    Redaktion: Dr. Thomas Bauer (Telefon: 0251 83-58937, E-Mail: thbauer@uni-muenster.de)

    Literatur: Schenk T. et al. (2012): Inhibition of the LSD1 (KDM1A) demethylase reactivates the all-trans-retinoic acid differentiation pathway in acute myeloid leukemia. Nature Medicine published online (doi:10.1038/nm.2661)


    More information:

    http://www.nature.com/nm/journal/vaop/ncurrent/full/nm.2661.html Link zur Publikation


    Images

    Die an der Leukämie-Studie beteiligten Wissenschaftler und Ärzte aus Münster: Prof. Dr. Carsten Müller-Tidow (vorn) sowie Dr. Stefanie Göllner, Prof. Dr. Martin Dugas, Katja Hebestreit und Dr. Hans-Ulrich Klein (v. l.)
    Die an der Leukämie-Studie beteiligten Wissenschaftler und Ärzte aus Münster: Prof. Dr. Carsten Müll ...
    Foto: WWU/FZ
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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Die an der Leukämie-Studie beteiligten Wissenschaftler und Ärzte aus Münster: Prof. Dr. Carsten Müller-Tidow (vorn) sowie Dr. Stefanie Göllner, Prof. Dr. Martin Dugas, Katja Hebestreit und Dr. Hans-Ulrich Klein (v. l.)


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