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04/18/2012 09:32

DFG-Graduiertenkolleg an der HHU eröffnet: „Materialität und Produktion“

Dr. Victoria Meinschäfer Stabsstelle Kommunikation
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

    Heute wird das Graduiertenkolleg „Materialität und Produktion“ feierlich eröffnet. 16 Promovendinnen und Promovenden forschen hier gemeinsam. Betreut werden sie dabei von zehn Professorinnen und Professoren aus den Disziplinen Kunstgeschichte, Germanistik, Anglistik, Medien- und Kulturwissenschaft, Geschichte und Romanistik. Sprecherin des Graduiertenkollegs ist die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Andrea von Hülsen-Esch.

    „Materialität" und „Produktion“ sind zentrale Begriffe der Kultur- und Geistesgeschichte. Im Fokus des Graduiertenkollegs steht neben den Begriffsklärungen vor allem die Frage nach dem Zusammenhang von Material und Produktion im Vordergrund. Wenn z.B. Kaiser Maximilian am Beginn des 16. Jahrhunderts, also zu einem Zeitpunkt, an dem die Druckkunst längst erfunden ist, mit dem „Ambrasser Heldenbuch“ eine Handschrift in Auftrag gibt, dann ist es eine bewusste Entscheidung gegen den Buchdruck. Die Handschrift dient der herrscherlichen Repräsentation als höfischer Ritter. Indem er für das Buch florale Schmuckelemente wählt, bedient er aber zugleich auch den aktuellen Zeitgeist.
    Am Ende des Produktionsprozesses zeigen und bedeuten das Bild und die Schrift des Heldenbuchs etwas, sind Medien mit kulturellem Sinn, aber nur, weil sie als geformte, gestaltete Materialität in Erscheinung treten. „Generell machen Materialisierungen von Literatur uns deutlich, dass Buchstaben auf Papier uns virtuelle Formen des Erlebens und des Handelns ermöglichen, die von gesellschaftlicher Relevanz sind, weil sie einen verborgenen Hintergrund unseres Miteinanders, unserer Vorstellungen von Gemeinschaftlichkeit und Gesellschaft freilegen. Solche und vergleichbare Zusammenhänge vom Material oder vom Produktionsprozess ausgehend zu erforschen, haben wir uns vorgenommen“, sagt von Hülsen-Esch.

    Das Kolleg ist zunächst auf 4,5 Jahre angelegt und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 2,5 Millionen Euro gefördert. Wenn alle Stipendien vergeben sind, werden hier 15 Stipendiatinnen und Stipendiaten, 15 weitere Kollegiaten und zwei Postdoktoranden gemeinsam forschen; zwölf Stipendien in Höhe von rund 1500 Euro monatlich werden von der DFG und drei von dem Rektorat der Heinrich-Heine-Universität zur Verfügung gestellt.

    Das attraktive Ausbildungsprogramm

    Das Doktorandenkolleg beginnt mit einer Getting-Started-Woche, an der alle beteiligten Hochschullehrer und die Promovenden teilnehmen: In dieser Zeit werden die Stipendiaten mit der Hochschule vertraut gemacht, sie erhalten eine Einführung in das Studienprogramm der kommenden drei Jahre, der Ausbildungsvertrag wird abgeschlossen, die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis vermittelt – und vor allem lernen sie bei einem zwanglosen Beisammensein alle Mitglieder des Kollegs kennen, die französischen Partner sowie die Mentoren.
    Wie ein Leitfaden zieht sich das Forschungskolloquium durch das Ausbildungsprogramm, innerhalb dessen die Stipendiaten und Kollegiaten in 14tägigem Rhythmus Gelegenheit erhalten, den Stand ihrer Promotionsvorhaben vorzustellen und die dazu relevanten Forschungsansätze zu diskutieren.
    Thematisch und disziplinär ergänzend sind die insgesamt drei öffentlichen Ringvorlesungen innerhalb von drei Jahren gedacht, in denen zunächst bevorzugt Referenten aus den benachbarten, nicht am Kolleg beteiligten Fächer ihre Forschungsansätze darstellen; die erste Ringvorlesung wird dem Themenbereich Materialität gewidmet (mit z. B. Linguistik, Philosophie, Kognitions- und Neurowissenschaften, physikalische Chemie, Ethnologie, Psychoanalyse), die zweite demjenigen der Produktion (Soziologie, europäische Ethnologie, Kommunikationswissenschaften, empirische Kulturwissenschaft, Anthropologie), die dritte den Forschungsansätzen des Kollegs und der assoziierten Partner.
    Theorie- und Methodenworkshops in den ersten drei Semestern dienen der Schaffung einer gemeinsamen Textbasis zu den Leitbegriffen des Kollegs und der Querschnittsbereiche unter der Leitung eines semesterbegleitenden Gastwissenschaftlers und eines Postdoktoranden.
    In den dreitägigen Workshops, die insgesamt zwei Mal stattfinden, und von den Promovenden und Postdoktoranden auch unter Berücksichtigung der Forschungsgebiete der internationalen Kooperationspartner organisiert werden, werden die Leitbegriffe des Kollegs im internationalem Rahmen diskutiert. Begleiten wird diese Veranstaltung ein international renommierter, für diese Veranstaltung einzuladender Gastreferent, dessen Thesen von den Promovenden mit einem Koreferat konfrontiert werden.
    Die Exkursionen nach Frankreich bzw. in die USA. dienen der verstärkten Auseinandersetzung mit den Forschungsansätzen der Doktoranden und der jeweiligen assoziierten Partner; die Doktoranden stellen in der jeweiligen Landessprache ihre Arbeiten vor und werden fachlich durch Impulsreferate der assoziierten Partner unterstützt. In diesem Rahmen werden das Auftreten und der fachliche Austausch in internationalen Zusammenhängen geübt sowie das Networking mit den Doktoranden und Wissenschaftlern der assoziierten Partner gefördert.
    Die von den Promovenden und Postdocs organisierte Tagung rundet das Studienprogramm ab: mit der abschließenden internationalen Tagung im 6. Semester tritt das Kolleg mit Ergebnissen aus der Kollegarbeit der ersten Doktorandengeneration nach außen.
    Ergänzend zum wissenschaftlichen Studienprogramm werden in speziellen Workshops grundlegende und weiterführende Schlüsselkompetenzen vermittelt, die sowohl für ein akademisches als auch nichtakademisches Berufsumfeld im nationalen und internationalen Bereich qualifizieren.

    Eine Besonderheit dieses Kollegs stellt die Kooperation mit den französischen Partnern dar: Mit Jean-Claude Schmitt (Ecole des Hautes Etudes en Science Sociale, Paris), Alain Schnapp (Université de Paris I – Sorbonne), Céline Trautmann-Waller und Jürgen Ritte (Université de Paris IV – Nouvelle Sorbonne) bringen sich vier französische Professoren von Beginn an regelmäßig in Ringvorlesungen, Workshops und Kolloquien ein, mit dem Ziel, den deutsch-französischen Wissenschaftsdiskurs zu stärken, gemeinschaftlich interdisziplinär und international zu forschen und den Austausch zwischen deutschen und französischen Doktoranden in Schwung zu bringen. Im Rahmen des Promotionsprogramms werden die Stipendiaten ihre Arbeiten in Paris vor französischen Doktoranden und Professoren vorstellen müssen – idealerweise sollen in der zweiten Doktorandengeneration nach drei Jahren auch französische Promovenden das Düsseldorfer Kolleg verstärken. Zur Unterstützung dieses deutsch-französischen wissenschaftlichen Austauschs ist eine Postdoktorandenstelle an eine Französin, Dr. Elisabeth Ruchaud, vergeben worden, als erster Gastwissenschaftler konnte Dr. Philippe Cordez gewonnen werden.


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    Art / design, Cultural sciences, Language / literature, Media and communication sciences
    transregional, national
    Cooperation agreements, Research projects
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