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05/16/2002 14:35

Studie zum Fahrradfahren in einer Großstadt

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    100 Millionen Euro wurden von der Bundesregierung für den Ausbau des Fahrradnetzes in den nächsten zehn Jahren bewilligt. Aber wie sieht es konkret mit dem Fahrradfahren in einer Großstadt wie Leipzig aus? Anthropogeographen der Universität Leipzig haben hierzu eine Studie erarbeitet, die den Verkehrsplanern umfassende Informationen in die Hand gibt.

    In Deutschland gibt es zur Zeit 65 Millionen Fahrräder. Radfahren ist sehr beliebt und liegt in der Beliebtheitsskala noch vor dem Fußballspielen. Es ist gesund, kostengünstig und macht Spaß. Das Fahrrad gilt als das ideale Verkehrsmittel für die Verwirklichung einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Nach Verkehrsminister Kurt Bodewig ist es aber auch das am meisten unterschätzte Verkehrsmittel. Bei rund 25% aller Autofahrten werden Entfernungen unter 3 km zurückgelegt. Hier bietet sich das Umsteigen auf das Fahrrad geradezu an.
    Die Niederlande sind die führende Fahrradnation in Europa. Als Hochburgen in Deutschland gelten die Städte Erlangen und Münster. Trotzdem werden in Deutschland nur 12% aller Wege mit dem Rad zurückgelegt. Umgerechnet entspricht das 300 km pro Bürger und Jahr. Obwohl in den letzten Jahren der Anteil an Fahrradfahrern zugenommen hat, scheint der Autoboom ungebrochen. Die Gründe, nicht noch mehr Menschen für das Radfahren zu begeistern, sind vielfältig. Zu nennen wären u.a. der geringe Anteil an Fahrradwegen und zu wenige Abstellmöglichkeiten. Obwohl es einfach ist, einen Radweg einzurichten, sind die Lücken im Netz der Fahrradwege beträchtlich. Dies soll nun schrittweise geändert werden. Das Kabinett beschloss kürzlich den ersten Nationalen Verkehrsplan, der helfen soll, innerhalb der kommenden10 Jahre neue Wege anzulegen und ein fahrradfreundliches Klima zu schaffen. Dazu stellt die Regierung 100 Millionen Euro zur Verfügung.

    In dieses Vorhaben passt eine Studie, die eine Arbeitsgruppe des Anthropogeographischen Instituts der Universität Leipzig unter der Leitung von Frau Dr. Susanne Heydenreich und unter Beteiligung von Diplom-Geographin Silke Franz und Cindy Rockstroh anfertigte. Sie untersuchten das Fahrradverhalten der Leipziger. Hintergrund der Studie ist das im Entwurf vorliegende "Handlungskonzept zur Förderung des Radverkehrs in Leipzig" vom Amt für Verkehrsplanung der Stadt Leipzig und hat das Ziel, neben der Verbesserung des Radwegenetzes die Voraussetzungen dafür zu schaffen, die Akzeptanz für das Fahrrad zu erhöhen, d.h. den Anteil an der Fahrrad fahrenden Bevölkerung zu erhöhen. Es reicht nicht, nur die Verkehrswege zu verbessern, sondern es müssen auch flankierende Maßnahmen wie z.B. Ausschilderungen der Fahrrouten durchgeführt werden. Die bisherigen Untersuchungen zur Nutzung des Fahrrads waren unzureichend, insbesondere die Frage, warum es von bestimmten Altersgruppen bevorzugt wird, ob und welche Rolle der Verdienst der Nutzer spielt, welche Bedürfnisse der Radfahrer hat und welchen Wert das Fahrrad für ihn einnimmt. Deshalb wurden von den Leipziger Wissenschaftlern in Zusammenarbeit mit dem Amt für Verkehrsplanung der Stadt, Fahrradbeauftragter Herr Michael Gloßat, folgende Fragen untersucht:

    - Wer fährt in Leipzig Fahrrad?
    - Zu welchen Zielen und unter welchen Bedingungen wird Rad gefahren?
    - Welche Einstellungen und Motive prägen das Verhältnis zum Fahrrad und dessen Nutzung?
    - Wie zufrieden sind Radfahrer mit den Radstrecken und Abstellanlagen in Leipzig?

    Dazu wurden 733 Personen verschiedenen Alters und sozialer Schichten aus dem gesamten Stadtgebiet befragt. 60% aller Befragten besitzen ein Fahrrad, 11% sogar mehrere, und nur 29% haben kein Rad. 74% der Befragten fahren Rad, davon 39% täglich oder mehrmals in der Woche, 29% weniger als einmal im Monat, alle anderen ein- oder mehrmals im Monat. Männer nutzen das Rad häufiger als Frauen und jüngere Personen häufiger als ältere.
    Das Fahrrad spielt sowohl im Alltag als auch in der Freizeit eine wichtige Rolle. 23% der Befragten nutzen es für die Fahrt zum Ausbildungs- oder Arbeitsort, 18% für Erledigungen und Einkäufe, 25%, um Freizeitgelegenheiten zu erreichen, und 26% für Ausflüge.
    Mit dem Zustand der Fahrradwege und den Abstellanlagen waren die Fahrradfahrenden nur durchschnittlich zufrieden (Note 3,2 auf einer Skala von 1 bis 6). Gefragt nach ihren Verbesserungswünschen nannten die Radler vor allem die Einrichtung von mehr Radwegen, die stärkere Vernetzung der Fahrwege und die Verbesserung des Zustands der bestehenden Anlagen Außerdem wünschen sie sich mehr Rücksicht durch andere Verkehrsteilnehmer.
    Die Studie hat interessante Ergebnisse für die Fahrradnutzung in Leipzig gebracht. Es ist zu hoffen, dass diese Resultate von den Verkehrsplanern der Stadt registriert und entsprechend umgesetzt werden. Der erste Schritt, die finanzielle Förderung solcher Vorhaben, ist durch die Bundesregierung gemacht worden. Die weitere Planung für eine Verbesserung der Struktur des Fahrradnetzes, aber auch die verstärkte Aufklärung der Bevölkerung und damit die Erhöhung der Akzeptanz für das Fahrrad, muss nun vorangetrieben werden. Ziel ist es, mehr Personen zum Umsteigen vom Auto auf das Fahrrad zu motivieren, was nicht nur die Umwelt entlasten würde, sondern auch der Gesundheit der Menschen dient.

    Weitere Informationen: Frau Dr. Susanne Heydenreich
    Telefon: 0341 97 38616
    E-Mail: heyde@uni-leipzig.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Oceanology / climate, Traffic / transport
    regional
    Research projects
    German


     

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