Aus dem Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissen
Random Reading im Deutschen Wörterbuch
Präsentation auf der Dokumenta 11
"leser jedes standes und alters sollen auf den unabsehbaren strecken der sprache nach bienenweise nur in die kräuter und blumen sich niederlassen, zu denen ihr hang sie führt und die ihnen behagen." So Jacob Grimms Wunschvorstellung vom Adressatenkreis und der Nutzung des von ihm und seinem Bruder Wilhelm 1838 begonnenen und erst Generationen von Lexikographen später im Jahr 1971 abgeschlossenen Deutschen Wörterbuchs. Ein "wörterbuch zum hausbedarf" sollte es werden, in dem "mit verlangen, oft mit andacht gelesen werden" kann. Ecke Bonks für die Documenta11 realisiertes Projekt kommt diesem Wunsch nahe. Der deutsche Künstler, der sich seit langem mit der ungeheuren Fülle von Zeichensystemen und ihrer Fähigkeit, dem Menschen die Welt zu strukturieren und zu deuten, beschäftigt, hat für das umfassendste Wörterbuch der deutschen Sprache ein Format gefunden, das zugleich der mehr als hundertjährigen Bearbeitungstradition und dem (Wort)Reichtum dieses voluminösen Werks Rechnung trägt: Alle 427 Lieferungen des Deutschen Wörterbuchs, die 380 Lieferungen des DWB und die bisher erschienenen 47 der Neubearbeitung, werden in chronologischer Reihenfolge auf der Dokumenta 11 ausgestellt und führen dem Betrachter die lange - und noch keineswegs abgeschlossene - Geschichte dieses "schatzhauses deutscher sprache" vor Augen.
Der immense Umfang des Werkes wird verdeutlicht durch die auf eine Wand projizierte, endlos erscheinende Liste aller Stichwörter. Vom ersten bis zum letzten Tag der Kunstausstellung wird in diesem digitalen Rollbild jedes der annähernd 300.000 Lemmata von A bis ZYPRESSENZWEIG in alphabetischer Abfolge genau einmal für 28 Sekunden angezeigt. Im Nebenraum wird das Wörterbuch selbst in einem Random-Reading-Prozeß visualisiert: Per Zufallsmechanismus werden jeweils drei Wörterbuchartikel aus dem gesamten Datenbestand ausgewählt und in einer der Typographie des gedruckten Wörterbuchs ähnlichen Projektionsform auf drei Wänden gezeigt, wobei während der hundert Tage der Documenta jeder Artikel nur einmal erscheint. Zwei im Raum aufgestellte Bänke bieten den Besuchern die Möglichkeit, in Ruhe in den Wörterbuchartikeln zu lesen, sich von Wortschöpfungen wie zum Beispiel BANGELN, SCHIEFELN oder ZAUSCHEN überraschen zu lassen und einen Einblick in die Differenziertheit und Vielfalt des im DWB aufgenommenen Wortschatzes zu gewinnen. Der von Ecke Bonk installierte Random-Reading-Prozeß im Grimmschen Wörterbuch nähert sich so dem von seinem Begründer Jacob Grimm erstrebten Stöbern in der deutschen Sprache sehr stark an.
Die für die Realisierung dieses Projekts benötigte Software und die digitalen Wörterbuchdaten wurden Ecke Bonk vom Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften und dem DFG-Projekt "Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm auf CD-ROM und im Internet", beide angesiedelt an der Universität Trier, zur Verfügung gestellt.
Vera Hildenbrandt
Weitere Informationen:
"Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften"
Dr. Thomas Burch
Universität Trier
DM 329
Telefon: (06 51) 2 01 - 33 64
e-mail: burch@uni-trier.de
Internet: www.kompetenzzentrum.uni-trier.de
DFG-Projekt:
"Deutsches Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm auf CD-Rom und im Internet"
www.DWB.uni-trier.de
Projektpräsentation auch zum
Treffpunkt Universität Trier:
Tag der offenen Tür / AStA-Sommerfest 2002 am 29. Juni an der Universität Trier
In Gebäude A, Raum 7, ca. 11-13 Uhr
http://www.kompetenzzentrum.uni-trier.de
Blick in die präsentation auf der documenta
None
Criteria of this press release:
Art / design, History / archaeology, Language / literature, Media and communication sciences, Music / theatre, Social studies
transregional, national
Research projects
German
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