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07/12/2002 14:44

Katalog zur Landesausstellung Sachsen-Anhalt 2002 erschienen

Ingrid Godenrath Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Am Freitag, dem 12. Juli 2002, stellte der Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, auf einer Pressekonferenz den Katalog zur Landesausstellung Sachsen-Anhalt "EMPORIUM. 500 Jahre Universität Halle-Wittenberg" vor.

    In 14 Räumen des renovierten Hauptgebäudes der Martin-Luther-Universität sind noch bis 30. September 2002 auf 1300 qm rund 2000 zum Teil noch nie öffentlich gezeigte Objekte zu sehen. Grundlage der Ausstellung sind die reichen kulturhistorischen Bestände der Universität und überregionaler Fremdleihgeber. "Der Katalog ist nicht nur ein Begleitband zur Ausstellung, er ist ein wesentlicher Beitrag zur Universitätsgeschichte Deutschlands", sagte Minister Olbertz.

    Im reich bebilderten Katalog werden die Themen der Landesausstellung in insgesamt 17 Essays von Wissenschaftlern erläutert. Daneben finden sich technische Beschreibungen jedes einzelnen der Ausstellungsobjekte und deren thematische Einordnung mit weiterführenden Literaturhinweisen. Der 450-seitige Katalog mit knapp 600 überwiegend farbigen Abbildungen ist im Museumsshop zum Preis von 25 Euro und im Buchhandel für 42 Euro erhältlich.

    Katalog zur Ausstellung im Hauptgebäude der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg:
    EMPORIUM. 500 Jahre Universität Halle-Wittenberg, Landesausstellung Sachsen-Anhalt 2002, hrsg. von Gunnar Berg, Thomas Bremer, Heinrich Dilly, Hermann-Josef Rupieper, Marianne Schröter, Udo Sträter, Claudia Wagner, fliegenkopf verlag Halle (Saale), 2002.

    Ausstellungs- und Katalogkonzept

    Wie die Ausstellung selbst versteht sich auch der Katalog als wissenschaftlicher Beitrag zur allgemeinen Universitätsgeschichte. Sowohl die Wittenberger Universität Leucorea als auch die 1694 gegründete Fridericiana in Halle haben durch ihre Verfassung und die Ausrichtung der Lehre der weiteren universitären Entwicklung in Deutschland und in Europa wesentliche Impulse vermittelt und gelten deshalb als wichtige Reformuniversitäten.

    Das Ausstellungs- und Katalogkonzept nähert sich den fünf Jahrhunderten Universitäts-geschichte in Wittenberg und Halle auf drei systematischen Ebenen. Die theoretischen Grundlagen für das Gesamtkonzept wurden von Prof. Dr. Hermann J. Rupieper, Historiker am Institut für Geschichte der Martin-Luther-Universität, entwickelt und durch eine Gruppe von Wissenschaftlern ausgearbeitet und realisiert.
    "Wir wollten zeigen, wie die Universität in das soziale Umfeld eingebunden ist. Seit fünf Jahrhunderten beeinflussen diese Institution und ihre jeweiligen Akteure - Wissenschaftler, Mitarbeiter und Studierende - das kulturelle, politische und wirtschaftliche Leben Mitteldeutsch-lands", sagt Prof. Rupieper.

    1. Wissen, Wissenschaft und Forschung
    Vier Räume im Erdgeschoss des Löwengebäudes und vier wissenschaftliche Essays im Katalog sind den sich wandelnden Bedingungen, unter denen Wissenschaft und Forschung in den verschiedenen Jahrhunderten betrieben wurden, gewidmet.

    Wissenschaft an der Leucorea in Wittenberg
    Die Verbindung von Reformation und Humanismus in Wittenberg schuf die Bedingungen für umfassende Bildungsreformen. Die neue Ausrichtung der Wissenschaften war motiviert durch die Rückbesinnung auf antike Autoren und auf den Wortlaut der Heiligen Schrift. Eine Schulung der Rede- und Denkfähigkeit, aber auch die Erweiterung der historischen, mathematisch-technischen und physikalisch-astronomischen Kenntnisse der Studenten wurde zur Grundlage eines erfolgreichen Studiums. Die Leucorea in Wittenberg stieg so zur bestbesuchten Universität im 16. Jahrhundert auf und wurde zum Vorbild für Bildungsreformen in ganz Europa.

    Wissenschaft an der Fridericiana in Halle
    Die wissenschaftliche Ausrichtung, Verfassung und Struktur der 1694 gegründeten Fridericiana in Halle waren durch das Aufeinandertreffen zweier sozial- und ideengeschichtlich außerordentlich einflussreicher Strömungen, des Pietismus und der Aufklärung, geprägt. Die hallesche Universität wurde eine der ersten akademischen Lehranstalten, bei der die rationale Berufsausbildung im Vordergrund stand. Dieser wissenschaftspolitische Wandel spiegelte sich auch in einem tiefgreifenden Wandel der Wissenschaft selbst wider: "Wissenschaftliches Arbeiten sollte stets einen Erfahrungsbezug aufweisen. Neben Lehre und Wissensvermittlung traten verstärkt eigene praktische Versuche der Studierenden, in denen wesentliche Elemente der späteren Berufstätigkeit eingeübt wurden." (Katalog, S. 70)

    2. Universität, Politik und Gesellschaft
    Universitäten sind und waren schon immer auf verschiedenste Weise in ihr gesellschaftliches Umfeld eingebunden. Dem Anspruch nach in Forschung und Lehre autonom, sind sie doch von den jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig.

    Das Disputationskatheder
    Im Raum mit dem Titel 'Me auspice - Unter meinem Schutz' in der 1. Etage befindet sich eines der spektakulärsten Ausstellungsobjekte: Das Disputationskatheder aus dem Großen Auditorium des Neuen Collegium Fridericianum, eine Leihgabe der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Reformationsgeschichtliches Museum Wittenberg. Dieses Objekt verweist auf eine alte akademische Tradition, der nach strengen Regeln ablaufenden argumentativen Rede und Gegenrede mit dem Ziel der Wahrheitsfindung. Das hier ausgestellte Disputationskatheder ist vermutlich das einzig erhaltene Objekt dieser Art aus dem 17. Jahrhundert. Mit dem Spruch "Unter meinem Schutz hat Wittenberg zu lehren begonnen" beschreibt das Universitätssiegel die Rolle des Kurfürsten Friedrich des Waisen bei der Gründung der Leucorea. Diese Worte haben einen doppelten Bezug. Der Kurfürst "lässt lehren" bedeutet einerseits: Das wesentliche Motiv für die Universitätsgründung war die Ausbildung von treuen und fähigen Beamten. Andererseits bedeutet diese Formulierung aber auch: An der Leucorea herrschte eine weitgehende Lehrfreiheit. Dies war einer der Gründe dafür, dass sie an der Spitze der Universitätsreformbewegungen im 16. Jahrhundert stand.

    Politisierung der Universität im 20. Jahrhundert
    Die Universität Halle-Wittenberg war im 20. Jahrhundert, wie alle deutschen Universitäten, einer Folge heftiger Umbrüche und Wandlungsprozesse unterworfen. Das Thema "Politisierung der Universität", das in der Aula des Löwengebäudes umgesetzt wurde, ist einer der Schwerpunkte des gesamten Ausstellungskonzeptes. Gezeigt werden eine Vielzahl bisher nicht veröffentlichter Dokumente, Fotos und Medaillen aus dem Bestand von Archiven, unter anderem: die Ehrenurkunde für den NS-Ideologen Alfred Rosenberg anlässlich der Übernahme der Schirmherrschaft 1938, ein tragbares Aufnahmegerät des Ministeriums für Staatssicherheit und der 1965 für den ghanaischen Präsidenten Kwame Nkrumah angefertigte Talar.

    3. Studenten, Professoren und Öffentlichkeit
    Die vier Räume der zweiten Etage und die dazugehörigen Essays im Katalog thematisieren die Entwicklung der akademischen Lehre. Daneben wird der Wandel im Verhältnis unter den Universitätsangehörigen und zwischen akademischer Lebenswelt und urbaner Öffentlichkeit veranschaulicht. Diese durchaus nicht immer spannungsfreie Beziehung ist unter anderem am Beispiel eines Schlittens illustriert, auf dem hallesche Studenten zu Beginn des 18. Jahrhunderts zur Faschingszeit über den Marktplatz fuhren. "Dabei verspotteten sie die Professoren, die Einwohner von Halle als auch die Angehörigen des Dessauischen Regiments, was nicht ungestraft blieb. Auch fuhren sie sonntags lärmend durch die Straßen über den Markt und störten damit den Gottesdienst." (Katalog, S. 351)

    Außerdem wurden in den Räumen der zweiten Etage zahlreiche Exponate zusammengetragen, die die Veränderungen in der akademischen Lehre zeigen: Die auch heute noch gängige Trias von Vorlesung, Seminar und Übung war keineswegs schon immer Praxis im universitären Alltag. Das heute erwünschte freie und selbstbestimmte Lernen ist Resultat einer langen Entwicklung an deren Beginn den Studenten die festgefügten, kanonisierten Lehrinhalte einfach diktiert wurden. Diskussionen und eigene Meinungen waren eher unerwünscht.

    Neben den universitätseigenen Sammlungen zählen Museen und Archive der Lutherstadt Wittenberg und der Stadt Halle (Saale) zu den Leihgebern der Ausstellung. Exponate diverser Fremd- und Privatleihgeber komplettieren diese Zusammenstellung herausragender Zeugen der deutschen Kulturgeschichte. Zu entdecken sind eine Vielzahl repräsentativer und traditionsbegründender Objekte: Universitätsinsignien, Matrikelbücher, Urkunden, Münzen, Medaillen, Gemälde, Grafiken und Plastiken. Der sozialhistorische Ansatz bringt es mit sich, dass auch Alltagsgegenstände, Fotografien, Filmmaterial, Unterrichtsmodelle, Präparate und wissenschaftliche Geräte ausgestellt sind.

    Ansprechpartnerin:
    Marianne Schröter
    Ausstellungsbüro
    Tel.: 0345 5521553
    E-Mail: wagner@500jahre.uni-halle.de


    More information:

    http://www.500jahre.uni-halle.de/emporium/index.html


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Scientific Publications
    German


     

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