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08/20/2002 15:06

Psychosoziale Hilfe für Leberkranke in Berlin-Brandenburg

Hedwig Görgen Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Freie Universität Berlin

    Berliner Leberring e.V. öffnet Beratungsstelle im Universitätsklinikum der FU

    Die Diagnose ist für den 49jährige Rechtsanwalt Thomas Schmidt zunächst ein Schock. "Sie haben sich mit Hepatitis C infiziert", teilt ihm der behandelnde Chirurg im Krankenhaus mit, der ihm nach einem Skiunfall am Knie operiert hat. Aufgeregt setzte sich der zweifache Familienvater mit seinem Hausarzt in Verbindung, der ihm die Leberambulanz im Universitätsklinikum Benjamin Franklin empfiehlt, ihn gleichzeitig aber auf die bis zu mehrere Wochen lange Wartezeit hinweist. In einem Ratgeberbuch findet Thomas Schmidt schließlich die Telefonnummer des Berliner Leberring e.V., der gerade in den Räumen des UKBF seine Beratungsstelle eröffnet hat. Ein langes Telefonat nimmt dem Anwalt die ersten Ängste, gleich nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus erhält er dort einen Beratungstermin.

    In Deutschland sind inzwischen rund 300-400.000 Menschen an Hepatitis C, einer Virusinfektion der Leber, erkrankt und die Zahl der neu diagnostizierten Fälle nimmt zu. Bei Hepatitis-C vermehrt sich das Virus in der Leber und wird von den Leberzellen in das Blut freigesetzt. Bei ca. sechzig bis achtzig Prozent der Patienten - wie Thomas Schmidt - gelingt es dem körpereigenen Abwehrsystem nicht, das Virus erfolgreich zu bekämpfen, die Hepatitis nimmt einen chronischen Verlauf. Bei den übrigen zwanzig bis vierzig Prozent heilt die Hepatitis C innerhalb eines Jahres nach der Infektion ohne eine Behandlung aus.

    "Leider sind die Symptome der Hepatitis C sehr unscheinbar", sagt Dr. Rajan Somasundaram von der Leberambulanz. Viele Patienten merkten die Infektion gar nicht. Manche fühlten sich nur müde und leistungsgemindert oder hätten unspezifische rechtsseitige Oberbauchbeschwerden. "Die Diagnose läßt die Patienten zunächst in ein tiefes Loch fallen", ergänzt Sabine v. Wegerer, Vorsitzende des Deutschen Leberring e.V. Viele Patienten hätten Angst, ihre Familien, Freunde und Kollegen zu informieren, aus der Befürchtung heraus, diese könnten sich auf Grund von Ansteckungsgefahr zurückziehen. "Unsere erste Aufgabe ist es, die Betroffenen zu beruhigen und ihnen ein Stück weit ihre Ängste zu nehmen", so Wegerer.

    Auch Thomas Schmidt wollte bei dem Beratungsgespräch als erstes wissen, ob er seine Frau oder die beiden Töchter mit Hepatitis C infiziert haben könnte. Sabine v. Wegerer kann ihn beruhigen. Die Infektion mit dem Hepatitis C-Virus erfolgt zumeist über den direkten oder indirekten Blutkontakt, also beispielsweise durch nicht desinfizierte Geräte beim Zahnarzt, beim Piercen und Tätowieren. Und innerhalb von Familien ist die Übertragung im Vergleich zur Hepatitis B eher selten, aber leider nie sicher auszuschließen. Und da bei ca. 40 % der Infizierten der Übertragungsweg auch heute noch nicht klar ist, empfiehlt es sich, nahe Angehörige auf die Virusinfektion testen zu lassen.

    Informiert und gut beraten bekommt Thomas Schmidt 9 Wochen nach seiner Krankenhausentlassung einen Termin in der Leberambulanz, wo man ihm nach weiteren Untersuchungen und einer Leberbiopsie zu einer Interferon- und Ribavirin-Therapie rät. Doch Thomas Schmidt hat nach einem halben Jahr nicht auf die Therapie angesprochen, wie rund vierzig bis fünfzig Prozent der Patienten. "Viele Patienten sind nach der fehlgeschlagenen Therapie enttäuscht, ihre Hausärzte mit der Chronifizierung der Krankheit zum Teil überfordert", so Somasundaram.

    "In dieser Phase ist Beratung fast lebensnotwendig", sagt Sabine v. Wegerer, schon um den Patienten zu erklären, dass sie mit einer Hepatitis C bei vernünftiger Lebensweise ein weitgehend normales Leben führen können. Auch Thomas Schmidt sucht nach dem erneuten Rückschlag die Beratungsstelle auf, diesmal gemeinsam mit seiner Frau. Sabine v. Wegerer nimmt sich Zeit, ihm alternative Heilmethoden vorzustellen, ihn nochmals über mögliche Ansteckungsgefahren oder zu Ernährungsfragen zu informieren. Außerdem rät sie dem Anwalt offen mit seiner Krankheit umzugehen und auch seine Kollegen und Freunde zu informieren. Nebenbei soll Thomas Schmidt Unterstützung in den regelmäßigen Treffen der Selbsthilfegruppe erhalten. Zudem wird er sich regelmäßig in der Leberambulanz vorstellen, über die der weitere Verlauf der Erkrankung beobachtet und eventuellen Komplikationen vorgebeugt werden soll. Gleichzeitig wird er hier über neue Therapieentwicklungen informiert und ggf. auch frühzeitig die Möglichkeit erhalten, an neuen Therapiestudien teilzunehmen.

    Der Berliner Leberring e.V. hat seine Beratungsstelle seit August 2002 im Universitätsklinikum Benjamin Franklin, um intensiv mit der Leberambulanz des UKBF zu kooperieren. Im Berlin und Brandenburger Raum ist der Berliner Leberring die einzige Beratungsstelle für Leberkranke, die Patienten aller Krankenhäuser mit Hepatitis B und C aber auch anderen Lebererkrankungen offen steht und ihre Angehörigen und Freunde berät. Der Berliner Leberring arbeitet eng mit der Deutschen Leberhilfe in Köln zusammen.

    Weitere Informationen erteilt ihnen gern:
    Dr. Rajan Somasundaram, Leberambulanz der Medizinischen Klinik I im Universitätsklinikum Benjamin Franklin, Hindenburgdamm 30, 12203 Berlin, Tel.: 030/8445 4603
    Sabine v. Wegerer, Berliner Leberring e. V. im Universitätsklinikum Benjamin Franklin, Haus III, Raum 119 Hindenburgdamm 30, 12203 Berlin, Tel.:030/8445 2140.

    Der Berliner Leberring e. V. und die Leberambulanz der Medizinischen Klinik I am UKBF laden am Samstag, den 24. August 2002, von 12 bis 18 Uhr, zum Tag der offenen Tür ein. Ort der Veranstaltung ist die Leberambulanz der Medizinischen Klinik I im Universitätsklinikum Benjamin Franklin, Fahrstuhl 20-21 (an der 1. Hilfe), 2. Stock, Hindenburgdamm 30, 12203 Berlin.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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