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04/30/2013 15:10

Nahe Verwandte des Menschen: Forscher entschlüsseln Ahnenreihe des Koboldmakis

Dr. Christina Heimken Presse- und Informationsstelle
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

    Arbeitsgruppe um Wissenschaftler der Universität Münster hat wichtige Frage zur Abstammung und Evolutionsgeschichte der Primaten geklärt / Veröffentlichung in "Nature Scientific Reports"

    Münster (mfm/mk) Die Heimat der Koboldmakis sind die südostasiatischen Inseln, aber auch Zoobesucher kennen die „putzigen“ Baumbewohner mit den auffälligen großen Augen. Der Gang zu ihnen ins Affenhaus ist quasi ein Verwandtenbesuch, wie eine neue Studie nachweist. Lange lag die evolutive Herkunft dieser Primatengruppe im Dunkeln, nun ist sie entschlüsselt und eine wissenschaftliche Sensation: der Koboldmaki, auch Tarsier oder Gespenstaffe genannt, ist eindeutig näher mit dem Menschen und höheren Primaten verwandt als bislang vermutet. Eine Arbeitsgruppe um Dr. Jürgen Schmitz vom Institut für Experimentelle Pathologie der Universität Münster hat damit eine der wichtigsten Fragen zur Abstammung und Evolutionsgeschichte der Primaten endgültig geklärt. Ihre Erkenntnisse haben die Wissenschaftler jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Scientific Reports“ publiziert.

    Lange wurden die Koboldmakis zur ersten Abspaltung im Primatenbaum gezählt und damit als Gruppe fernab von höheren Primaten gesehen. Erstmals geriet diese These schon 2001 ins Wanken, als Dr. Jürgen Schmitz und einige Kollegen 50 Millionen Jahre alte molekulare Sprünge genetischer Elemente entdeckten. „Diese legten als fossile genomische ‚Zeitzeugen‘ eine nähere Verwandtschaft des Koboldmakis zum Menschen als zu den anderen Halbaffen nahe“, erläutert Schmitz. Zwölf Jahre lang konnten Gensequenzanalysen diese vermutete Stellung des Koboldmakis im Abstammungsbaum der Primaten jedoch nicht eindeutig bestätigen – bis jetzt.

    Der Arbeitsgruppe um Schmitz, zu der Forscher der Universitäten Münster und Washington gehören, ist es nun gelungen, an Hand archaischer „springender“ genetischer Elemente einen klaren Beweis dafür zu liefern, dass der Koboldmaki viel näher mit den höheren Primaten verwandt ist als bisher gedacht. „Entscheidenden Anteil an diesen Erkenntnissen hatten die Bioinformatiker Dr. Gennady Churakov und Gerrit Hartig, die das Genom des Koboldmaki auf molekulare Sprünge untersucht haben“, berichtet Schmitz zur Vorgehensweise der Arbeitsgruppe.

    „Wir haben erstmals das gesamte Genom des Koboldmakis mit vielen Vertretern höherer Primaten und Halbaffen verglichen“, beschreibt Dr. Churakov die bioinformatische Methode. Durch ein aufwändiges Verfahren war es dem Team möglich, 104 fossile Sprungereignisse zu identifizieren, die sich vor etwa 50 Millionen Jahren bei gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Koboldmaki ereigneten und somit zweifelsfrei die nahe Verwandtschaft des Koboldmaki zum Menschen belegen. So konnte mit dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt eine der wichtigsten noch ausstehenden Fragen zur evolutiven Geschichte der Primaten geklärt werden. „Der Koboldmaki stellt also eindeutig die nächste Referenz zu den höheren Primaten dar, wenn es um vergleichende Genetik und Genomik geht“, ist auch Prof. Jürgen Brosius, Leiter des Instituts für Experimentelle Pathologie, begeistert von den Erkenntnissen aus seiner Einrichtung.

    Kontakt:

    Dr. Thomas Bauer
    Dekanat der Medizinischen Fakultät
    der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
    Ressort Presse & Public Relations
    Telefon: 0251 83-58937
    E-Mail: thbauer@uni-muenster.de

    Originalpublikation:

    Hartig, G., Churakov, G., Warren, W. C., Brosius, J., Makalowski, W., Schmitz, J. (2013) Retrophylogenomics place tarsiers on the evolutionary branch of anthropoids.
    http://dx.doi.org/10.1038/srep01756


    Images

    Dr. Jürgen Schmitz (l.) und Prof. Jürgen Brosius vom Institut für Experimentelle Pathologie der Universität Münster im Gespräch.
    Dr. Jürgen Schmitz (l.) und Prof. Jürgen Brosius vom Institut für Experimentelle Pathologie der Univ ...
    Foto: mk
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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Dr. Jürgen Schmitz (l.) und Prof. Jürgen Brosius vom Institut für Experimentelle Pathologie der Universität Münster im Gespräch.


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