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10/04/2013 14:56

Kunsthistoriker Dr. h. c. Andreas Hüneke erhält Bundesverdienstkreuz am Bande

Kerrin Zielke Stabsstelle für Presse und Kommunikation
Freie Universität Berlin

    Der renommierte Kunsthistoriker Dr. h. c. Andreas Hüneke von der Freien Universität Berlin hat am Freitag für sein Wirken das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Die Zeremonie fand im Schloss Bellevue statt. Zur Begründung hieß es, Hüneke sei einer der führenden Experten für die NS-Kunstpolitik. Er erforsche seit mehr als 30 Jahren „die Aktion ‚Entartete Kunst‘, mit der die Nationalsozialisten moderne Kunst systematisch verfemten und zerstörten“ und habe wichtige Grundlagenarbeit zur Geschichte des modernen Museums in Deutschland geleistet. Mit seinem einzigartigen Wissen und seinem Privatarchiv habe er Generationen von Forscherinnen und Forschern in Ost und West zur Seite gestanden.

    Weiter hieß es, in Lehrveranstaltungen an der Freien Universität begeistere Hüneke junge Menschen und leite sie zu einem kritischen, differenzierten Urteil an. Hervorgehoben wurde auch das ehrenamtliche Wirken des Wissenschaftlers, etwa als Gründer und Vorsitzender des Potsdamer Kunstvereins und als langjähriger ehrenamtlicher Vizepräsident des Internationalen Kunstkritikerverbands AICA.

    Andreas Hüneke, geboren 1944 im sächsischen Wurzen, verbrachte seine Kindheit und Jugend in der sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR. Das Recht auf Bildung und freie Berufswahl wurde ihm verwehrt: Nach der 8. Klasse wurde er vom weiteren Schulunterricht ausgeschlossen. Obwohl sein Hauptinteresse der Kunst galt, war er gezwungen, auf andere Fachrichtungen auszuweichen. So besuchte er nach dem Abitur an der Abendschule und der Ausbildung zum Plakatmaler ein kirchliches Seminar. Er arbeitete als Theatermaler und studierte von 1965 an schließlich Theologie an der damaligen Martin-Luther-Universität in Halle. Es war das einzige Fach, das ihm als Wehrdienstverweigerer offen stand. Er besuchte an der Universität auch kunsthistorische Veranstaltungen und erwarb damit Wissen, das ihm später eine Anstellung an der Staatlichen Galerie Moritzburg in Halle an der Saale einbrachte. Hüneke wurde über Jahrzehnte und bis zur deutschen Vereinigung durch den Staatssicherheitsdienst der DDR schikaniert und in seiner beruflichen Entfaltung eingeschränkt.

    Schon in den 1970er Jahren befasste sich Andreas Hüneke mit dem Thema „Entartete Kunst“. Der Begriff bezeichnet die Verfemung und Zerstörung von mehr als 20.000 Werken der Klassischen Moderne durch die Nationalsozialisten. Die Objekte wurden in 101 Museen konfisziert, teilweise gegen Devisen ins Ausland verkauft, teilweise vernichtet. Hüneke ist zudem ein ausgewiesener Experte für die Kunst des Expressionismus. Ungeachtet seiner Veröffentlichungen und seines Wirkens wurde ihm in der DDR untersagt, zu promovieren und sich zu habilitieren. Seit 2003 lehrt und forscht er in der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ der Freien Universität Berlin. Im Jahr 2012 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

    Hüneke veröffentlichte zahlreiche Bücher, Aufsätze und Kataloge und konzipierte eine große Anzahl von Ausstellungen.

    Weitere Informationen
    Dr. Meike Hoffmann, Forschungsstelle „Entartete Kunst“ der Freien Universität Berlin, E-Mail: meike.hoffmann@fu-berlin.de; fsek@zedat.fu-berlin.de


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