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11/18/2002 12:29

Warum spricht der Affe nicht?

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Das ist eine der Fragen, auf die Prof. Dr. Yves von Cramon, Direktor des Max-Planck-Instituts für neuropsychologische Forschung Leipzig, im Rahmen einer Veranstaltung des Studium universale eingehen wird. Ausgehend von der Evolution des Menschen behandelt er die Faktoren ...

    Warum spricht der Affe nicht?

    Das ist eine der Fragen, auf die Prof. Dr. Yves von Cramon, Direktor des Max-Planck-Instituts für neuropsychologische Forschung Leipzig, im Rahmen einer Veranstaltung des Studium universale eingehen wird. Ausgehend von der Evolution des Menschen behandelt er die Faktoren, die für die Ausbildung des menschlichen Gehirns eine Rolle spielten. "Der aufrechte Gang und die Fernsichtigkeit des Homo sapiens waren die Schrittmacher der Gehirnentwicklung." erklärt Prof. von Cramon. "Der aufrechte Gang ermöglichte aber auch eine veränderte Atmung und wurde so zum Schrittmacher der Sprachentwicklung."

    Zeit: 27.11. 2002, 18.15 - 19.45 Uhr
    Ort: Hörsaal 21 des Hörsaalgebäudes Universitätsstraße

    Innerhalb der Reihe "Welt der Arbeit - Arbeit in der Welt" mutet das Thema etwas ausgefallen an, erscheint aber nicht mehr so abwegig, wenn man in Betracht zieht, dass die heutige Arbeitswelt nur durch die Entwicklung des menschlichen Gehirns möglich wurde. "Die Vielfalt der Arbeitswelt beruht auf einem Organ mit hoher Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Die Rolle des Stirnhirns ist dabei besonders interessant", so von Cramon.

    Der heutige Mensch oder Homo sapiens hat so viel Stirnhirn wie der Australopithecus Gesamtgehirn hatte. Noch nicht einmal 500 cm3 gegen 1400 cm3 des modernen Menschen. Nur der Neandertaler hatte mit 1800 cm3 ein größeres Hirn. Im Stirnhirn gibt es womöglich noch evolutionäre Baustellen, spekuliert Prof. von Cramon. Das Stirnhirn ist auch das einzige Hirnareal, dessen Ausreifung noch nicht bei der Geburt abgeschlossen ist, sondern bis zur Pubertät und darüber hinaus andauert.

    Die Hirnfurchen fallen bei jedem Menschen anders aus. "Wir sind alle Unikate", meint Prof. von Cramon, "auch wenn der Bauplan der gleiche ist." Den Schlüssel für unsere Verschiedenartigkeit sieht er in den Faser- oder Nervenverbindungen innerhalb des Stirnhirns und zu nahezu allen anderen Hirnarealen. Das ist die Ursache dafür, dass dem Stirnhirn eine besondere Rolle zukommt. Diese vielfältigen Netzwerkverbindungen sind wiederum entscheidend dafür, wes Geistes Kind ein Mensch ist. In der Regel gilt, Stärken auf einem Gebiet werden durch Schwächen auf einem anderen Gebiet wieder ausgeglichen. "Alleskönner kann es nicht geben.", kommentiert von Cramon.

    Eine Hierarchie unter den Nervenverbindungen gibt es nicht. Sie beeinflussen sich gegenseitig. Es gibt keinen "Steuermann", sondern alles läuft gleichzeitig ab. Informationen über die Außenwelt und die eigene Innenwelt müssen gleichzeitig zugänglich sein. Das ist die Voraussetzung für die Steuerung, Prof. von Cramon nennt es auch "Orchestrierung", komplexen Verhaltens. Das Stirnhirn ist quasi ein goßer Marktplatz für den Informationsaustausch.
    Das Hirn des Homo sapiens ist dem aller anderen Spezies überlegen. Darin liegt die Grundlage für den großen Siegesfeldzug des Jetztzeitmenschen. Eigenschaften wie die schnelle Anpassung an verschiedene Situationen, die Verknüpfung von Informationen, das Filtern von Informationen, das Abspeichern von Informationen u.a. waren die Voraussetzung für das Entstehen unserer modernen Welt mit ihrer bunten Arbeitswelt und ihren Kommunikationsmöglichkeiten, an erster Stelle der Sprache.

    Kommen wir zurück zu unserer Ausgangsfrage "Warum spricht der Affe nicht?". Weil in dem genetischen Abstand des Menschen zum Affen, der nur 1,3 % beträgt, die Sprachfähigkeit begründet ist. Denn 1,3 % bedingen 39 Millionen mögliche Unterschiede !
    Übrigens: Der Hirnforscher Cramon nutzt die Ergebnisse seiner theoretischen Arbeit auch für die Behandlung von Patienten, die durch Unfall oder Schlaganfall Hirnfunktionseinbußen davongetragen haben. Auf ein Beispiel dazu wird er in seinem Vortrag ebenfalls eingehen.
    weitere Informationen: Prof. Yves von Cramon
    Telefon: 0341 99 40 220
    E-Mail: cramon@ns.mpg.de
    http://www.cns.mpg.de/index.xml

    Dr. Bärbel Adams


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    Der Hirnforscher Prof. Yves von Cramon
    Der Hirnforscher Prof. Yves von Cramon

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    Das menschliche Gehirn
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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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