idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/10/2013 10:39

Algengene könnten Landpflanzen ertragreicher machen - In Nature und National Geographic diskutiert

Dr. Victoria Meinschäfer Stabsstelle Kommunikation
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

    Spezielle Meeresschnecken, die auch im Mittelmeer leben, verwischen die sonst so klar gezogene Linie zwischen dem Tier- und dem Pflanzenreich. Sie sind die einzigen bekannten Tiere, welche Photosynthese betreiben – sonst eine definierende Eigenschaft der Pflanzen. Wissenschaftler der Heinrich-Heine-Universität haben nun in einer Kooperation mit einer Arbeitsgruppe des Forschungsmuseums Alexander Koenig (Bonn) die „photosynthetischen Schnecken“ neu untersucht und ihre überraschenden Ergebnisse in zwei, in den Fachblättern „Proceedings of the Royal Society B“ und „Genome Biology and Evolution“ erschienenen Artikeln, publiziert.

    Die Meeresschnecke Elysia timida frisst die Alge Acetabularia und isoliert aus dieser spezifisch nur die Plastiden, d.h. die Organellen, welche die Photosynthese betreiben. Die Schnecken lagern die aus den Algen übernommenen Plastiden während der Verdauung in spezialisierte Darmzellen ein, wo diese unangetastet bleiben. Dort betreiben die Plastiden weiterhin Photosynthese. Bemerkenswert ist dabei vor allem die Ausdauer der Plastiden in den Schnecken: „Diese Plastiden sind sehr stabil und das unterscheidet sie von allen anderen in Landpflanzen vorkommenden Plastiden“, erklärt Dr. Sven Gould vom Institut für Molekulare Evolution. „Sie können bis zu einem Jahr in der neuen Umgebung, sprich der Schnecke, überleben und dort Photosynthese treiben.“
    Dass Meeresschnecken viele Monate ohne Nahrung auskommen war bislang schon bekannt, aber die Düsseldorfer und Bonner Biologen haben nun aufgedeckt, dass es nicht die Photosynthese ist, welche die Schlüsselrolle spielt, sondern der Nährwert der Algen.
    Zudem wurde noch eine weitere Besonderheit mit weitreichenden Konsequenzen entdeckt, für welche sich auch die Agrarindustrie interessieren könnte.
    Identifiziert wurden bestimmte Gene in den Plastiden der Algen, welche Landpflanzen in ihrem photosynthetischen Organell fehlen. Diese Gene sind sehr wahrscheinlich für die lange Lebensdauer der Algenplastiden – auch in den Schnecken – verantwortlich. Fügt man diese Gene nun in die Plastiden der Landpflanzen ein, so könnten diese die Landpflanzen bei ihrer Arbeit unterstützen und Licht „unempfindlichere“ Plastiden generieren. „Das kann man sich vorstellen wie beim Autofahren. Stellen sie sich vor, sie hätten den Mechaniker (die speziellen Algengene) die ganze Zeit im Auto (den Plastiden) mitfahren. Geht etwas kaputt kann sofort repariert werden ohne das erst einmal alles still steht. Der Umweg über die Zentrale, die den Mechaniker erst noch losschickt, wird ausgelassen.“
    Wird in den Plastiden nämlich nicht sofort der durch Licht entstandene Schaden behoben, so gehen diese umgehend kaputt. Nach der Hypothese der Wissenschaftler ließen sich so die Erträge der Nutzpflanzen deutlich steigern.

    Kontakt:
    Dr. Sven Gould
    gould@hhu.de
    0211 8113983

    Christa G, Zimorski V, Woehle C, Tielens AGM, Wägele H, Martin W, Gould SB (2014). Plastid-bearing sea slugs fix CO2 in the light but do not require photosynthesis to survive. Proceedings of the Royal Society B: Biology. In press

    de Vries J, Habicht J, Woehle C, Changjie H, Christa G, Wägele H, Nickelsen J, Martin WF, Gould SB (2014). Is ftsH the key to plastid longevity in sacoglossan slugs? Genome Biology and Evolution. In press


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).