Lassen sich Leberzellen des Menschen in Bauchspeicheldrüsenzellen umprogrammieren? Dieser Frage geht die Diabetes-Forscherin Dr. Francesca Spagnoli vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch mit einer „Proof-of-Concept“ (PoC)-Förderung des Europäischen Forschungsrat (engl. Abk. ERC) nach. Diese Förderung geht nur an Forscher, die bereits vom ERC gefördert wurden. Sie beträgt 150 000 Euro, hat eine Laufzeit von zwei Jahren und soll helfen, die Forschung in die Anwendung zu bringen. Dr. Spagnoli ist eine von 50 PoC-Empfängern 2014. Bereits 2009 hatte sie einen ERC Starting Grant von einer Million Euro für ihre Forschung erhalten.
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, von der weltweit über 350 Millionen Menschen betroffen sind. Bei Patienten mit Typ 1 Diabetes sind die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse – sie produzieren das lebenswichtige Hormon Insulin, das den Blutzucker reguliert und die aufgenommene Nahrung in Energie umsetzt – durch eine fehlgeleitete Immunreaktion zerstört worden. Diese Patienten müssen ihr ganzes Leben Insulin spritzen. Typ-2 Diabetiker hingegen können das von den Beta-Zellen produzierte Insulin nicht ausreichend verwerten. Sie werden mit Diät und Medikamenten behandelt. Doch auch bei Typ-2 Diabetikern können die Beta-Zellen im Laufe der Jahre zugrunde gehen, so dass auch diese Patienten dann unter Umständen Insulin spritzen müssen.
Da die Insulinbehandlung jedoch schwere Nebenwirkungen hat, versuchen Ärzte seit langem, Patienten Beta-Zellen oder eine Bauchspeicheldrüse von Spendern zu verpflanzen, allerdings mit geringem Erfolg. „Zum einen gibt es nicht genügend Spender, zum anderen arbeiten die transplantierten Zellen oder das transplantierte Organ häufig nur sehr eingeschränkt, so dass die Patienten häufig nach fünf Jahren ein neues Transplantat benötigen oder erneut Insulin spritzen müssen“, erläutert Dr. Spagnoli.
Aus diesem Grund richten Forscher ihr Augenmerk auf zellbasierte Therapien. Derzeit werden verschiedene mögliche Quellen für Beta-Zellen erforscht, darunter embryonale Stammzellen und andere Zellarten. „Als besonders vielversprechend“ sieht Dr. Spagnoli die Umprogrammierung von Leberzellen in Bauchspeicheldrüsenzellen an. Leber und Bauchspeicheldrüse haben vieles gemeinsam. „Beide Organe“, so Dr. Spagnoli, „entstehen im Embryo in der gleichen Region. Sie spielen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel und regulieren den Blutzuckerspiegel. Auch haben sie eine Reihe von Genen gemeinsam“.
Mit ihrer Forschung ist es Dr. Spagnoli gelungen, einen Faktor zu identifizieren, der Leberzellen der Maus in Bauchspeicheldrüsenzellen umwandelt. Mit ihrer PoC-Förderung will die Forscherin ihre Erkenntnisse auf Leberzellen des Menschen übertragen und herausfinden, ob sich damit eine auf den eigenen Leberzellen eines Patienten gestützte Therapie (autologe zellbasierte Therapie) entwickeln lässt. Ihre Entdeckung ist inzwischen beim Europäischen Patentamt in München zum Patent angemeldet.
Kontakt:
Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
in der Helmholtz-Gemeinschaft
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13125 Berlin
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e-mail: presse@mdc-berlin.de
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Dr. Francesca Spagnoli
(Photo: David Ausserhofer/ Copyright: MDC)
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Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Biology, Medicine
transregional, national
Research projects
German
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