Veröffentlichung in Frontiers in Neuroscience
Düsseldorfer Psychologen um Prof. Dr. Tobias Kalenscher haben das soziale Verhalten von Ratten untersucht. Ihr Ergebnis: Selbst wenn die Ratten selbst keine offensichtlichen Vorteile haben, verhalten sie sich so, dass ihre Artgenossen davon profitieren. Die Ergebnisse veröffentlichen sie im Journal Frontiers in Neuroscience.
Wie verhalten sich Ratten, wenn sie wählen können, ob nur sie selbst oder auch eine weitere Ratte etwas zu essen bekommen kann?
Jeweils zwei Ratten nahmen am Experiment teil. Dabei konnte eine von ihnen auswählen, ob nur sie selbst oder gleichzeitig auch eine weitere, ansonsten passive Ratte eine Futterportion bekommt. Eindeutig zeigte sich, dass die Ratten weit überwiegend die prosoziale Alternative wählten, in denen auch ihr Partner satt wurde. Sie verhielten sich hingegen nicht prosozial, wenn statt eines Artgenossen lediglich eine Plüschratte am Experiment teilnahm.
„Unser Experiment ist eines der ersten, das eine evolutionär weit vom Menschen entfernte Tierart vor eine ökonomische Entscheidungssituation in sozialem Kontext stellt“, so Prof. Dr. Tobias Kalenscher von der Arbeitsgruppe Vergleichende Psychologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Bisherige Experimente mit ähnlichen Fragestellungen wurden mit Affen oder Menschenaffen gemacht, die mit dem Menschen deutlich enger verwandt sind. Oder es ging um andere soziale Verhaltensweisen wie die gegenseitige Pflege, von denen beide Tiere profitieren. Beim aktuellen Szenario profitiert aber explizit ein anderer Artgenosse, ohne das die aktive Ratte davon einen direkten Vorteil hat.
Die aktive Ratte erfährt allerdings auch keinen Nachteil davon. Zur Zeit untersuchen die Düsseldorfer Forscher, welche Rolle die Kommunikation zwischen den Ratten spielt. Die profitierende Ratte stößt so genannte Happy-Calls im Ultraschallbereich aus. Julien Hernández-Lallement, Erstautor der Studie, dazu: „Wir untersuchen gerade, ob diese für den Menschen nicht wahrnehmbaren Laute wie eine ‚soziale Belohnung‘ auf die Entscheider-Ratte wirken“.
Die Ergebnisse von Prof. Kalenschers Team legen also nahe, dass ein prosoziales Verhalten bereits früh in der Evolution angelegt wurde. Es ist nicht ein Alleinstellungsmerkmal höher entwickelter Spezies oder gar des Menschen.
Original-Artikel
J. Hernandez-Lallement, M. Van Wingerden, C. Marx, M. Srejic und T. Kalenscher, „Rats prefer mutual rewards in a ProSocial Choice Task“, Frontiers in Neuroscience 8:443
Online: DOI: 10.3389/fnins.2014.00443
http://journal.frontiersin.org/Journal/10.3389/fnins.2014.00443/full
Frontiers
Frontiers ist eine internationale, 2007 aus der Wissenschaft heraus gegründete Open-Access-Plattform für verschiedene Forschungsthemen. In insgesamt 51 thematischen Journalen wurden bisher rund 25.000 Artikel veröffentlicht, die ein Peer-Review durchlaufen haben.
Mehr Informationen unter: http://www.frontiersin.org
Kontakt
Prof. Dr. Tobias Kalenscher
Vergleichende Psychologie
Tel.: 0211-81 11607
E-Mail: tobias.kalenscher@hhu.de
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
Psychology
transregional, national
Scientific Publications
German
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