Mehr auf persönliche Eindrücke und Erfahrungen aus dem eigenen Bekanntenkreis als auf sachlich orientierte Informations- und Beratungsangebote bauen viele junge Leute, wenn es darum geht, sich nach Schulabschluß für einen Studienort zu entscheiden. Doch sind die Ansprüche, die an die Hochschule ihrer Wahl gestellt werden, keineswegs niedrig und zunehmend auf Anforderungen der späteren beruflichen Praxis ausgerichtet. Am Lehrstuhl für Statistik und empirische Wirtschaftsforschung der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg hat Michael Niederalt das Auswahlverhalten von Studienanfängern im Rahmen einer Diplomarbeit untersucht und dabei festgestellt, daß sowohl die Anbieter der akademischen Ausbildung als auch ihre "Kundschaft" mehr dazu beitragen könnten, Informationsmängel zu beheben.
Attraktivität auf dem Bildungsmarkt
In der hochschulpolitischen Diskussion wird seit einiger Zeit die Forderung nach mehr Wettbewerb laut. Universitäten sollen ihre Leistungen auf dem Bildungsmarkt anbieten und um die Gunst der Studierenden kämpfen. Dadurch soll auch die Qualität der Lehre verbessert werden. Jedoch stellt sich dabei die Frage, anhand welcher Kriterien Studienanfänger ihre Hochschule auswählen, denn möglicherweise sind nicht (nur) Leistungskriterien als Beweggründe ausschlaggebend. Um Aufschlüsse über das Wahlverhalten der Studierenden sowie Hinweise für ein Universitätsmarketing zu gewinnen, wurden Studienanfänger der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der FAU Erlangen-Nürnberg befragt.
Es hat sich gezeigt, daß die bei früheren Untersuchungen an anderen Universitäten als entscheidend herausgestellten Motivkomplexe "Nähe des Hochschulortes" sowie "Attraktivität der Stadt" nach wie vor einen wesentlichen Einfluß auf die Wahl der Hochschule besitzen. Darüber hinaus konnte ein neuartiger Motivkomplex identifiziert werden: Die "Attraktivität der Hochschule im Hinblick auf den Beruf morgen". Darunter sind insbesondere solche Kriterien zu verstehen, die auch oder gerade von der Praxis gefordert werden: Die Hochschule sollte modern lehren, forschen und ausgestattet sein, möglichst viele und attraktive Austauschprogramme anbieten, (vermehrt) konkrete Praxisprobleme in die Lehrveranstaltungen mit einbeziehen und damit den Bezug zur Praxis wahren.
Den hochgesteckten, wenn auch berechtigten Wünschen der Studienanfänger steht jedoch ein vergleichsweises passives Informationsverhalten gegenüber. Institutionalisierte sowie massenmediale Beratungs- und Informationsformen werden wenig genutzt, dagegen vertraut man "zufällig" erhaltenen Informationen (insbesondere von Freunden, Bekannten und Verwandten, die selbst studieren oder studierten) sowie den vor Ort erlangten Eindrücken über Hochschule und Stadt. Abgesehen davon deutet allerdings einiges darauf hin, daß das Internet in Zukunft als Informationsquelle zunehmende Attraktivität erfahren wird.
Gute Noten für Hochschulort Nürnberg
Neben dem Auswahlprozeß bei der Wahl der Hochschule wurde auch das Image des Hochschulortes Nürnberg untersucht. Trotz einiger Verbesserungswünsche kann es insgesamt als positiv bezeichnet werden, denn der Gesamteindruck von Fakultät sowie Stadt Nürnberg ist größtenteils gut. Darüber hinaus sind knapp 90 % der Antwortenden mit dem Beginn ihres Studiums in Nürnberg zufrieden. Vielfach trauten sich die Studienanfänger über den Hochschulort Nürnberg jedoch keine Beurteilung zu. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, daß die Informationsbasis der Abiturienten bei der Auswahl im allgemeinen recht spärlich ist.
Die "Kundschaft" der Fakultät ist sehr unterschiedlich. Während knapp 60 % der Befragten "bildungsseßhaft" sind, d. h. aus Bequemlichkeits- und finanziellen Gründen an der nächstgelegenen Hochschule begannen, gibt es auch knapp 20 % "freiwillige Wanderer". Darunter sind all jene zu verstehen, die aufgrund umfangreicherer Informationen bewußt heimatfremd nach Nürnberg "gewandert" sind, da sie sich hier sowohl von der Universität als auch von der Stadt den größten Nutzen versprechen. Es gilt, diesen Anteil in Zukunft deutlich zu steigern.
Zwar befinden sich die Universitäten schon auf dem Weg in Richtung "Bildungsmarkt". Der Abbau von Informationsdefiziten beim Entscheidungsprozeß der Studienberechtigten ist dabei ein wichtiger Wegabschnitt. Dazu kann die Universität selbst durch geeignete Maßnahmen beitragen. Parallel dazu sind aber auch die Studienanfänger gefordert, sich durch eine bessere Information wettbewerbskonform zu verhalten. Die Frage, ob Wettbewerb auf dem Bildungsmarkt dem deutschen Universitätssystem tatsächlich weiterhilft, wurde in die Untersuchung jedoch nicht einbezogen und bleibt weiterhin offen.
* Kontakt:
Prof. Dr. Günter Buttler, Lehrstuhl für Statistik und empirische Wirtschaftsforschung,
Lange Gasse 20, 90403 Nürnberg, Tel.: 0911/5302 -268, Fax: 0911/5302 -178,
E-mail: Sachse@.wiso.uni-erlangen.de
http://www.wiso.uni-erlangen.de/WiSo/VWI/s1/
Criteria of this press release:
Social studies
transregional, national
Research projects
German
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