idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/02/2015 11:48

Forscher finden Reparaturmechanismus für defekte Schleimbestandteile: Wenn die Spucke wegbleibt

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

    Die Schleimhäute in Mund, Magen, Darm und im Augenbereich bilden eine Schutzschicht, um Reibung und das Eindringen von Fremdkörpern zu verhindern. Den Hauptbestandteil des Schleims bilden die sogenannten Mucine, die Wassermoleküle binden. Sind die Mucine allerdings beschädigt, können sie diese Eigenschaft verlieren. Wissenschaftler um Prof. Oliver Lieleg von der Technischen Universität München (TUM) haben einen Weg gefunden, die defekten Moleküle wieder zu reparieren.

    Ohne Schmierstoffe läuft nichts, das gilt für Maschinen und Menschen gleichermaßen. Unter anderem im Mund, den Augen, Magen, Darm und Genitalbereich besitzen wir daher Schleimhäute, die dafür sorgen, dass es keine zu große Reibung gibt. Schleim (= Mucus) fungiert aber auch als Schutz gegen Umwelteinflüsse wie Chemikalien und Krankheitserreger.

    Prof. Oliver Lieleg erforscht mit seiner Arbeitsgruppe am Zentralinstitut für Medizintechnik (IMETUM) an der TUM die grundlegenden Eigenschaften der Mucine, die strukturbildenden Bestandteile des Schleims. In einer aktuellen Studie, die im Journal „Advanced Materials Interfaces“ veröffentlicht wurde, konnten die Wissenschaftler nun zeigen wie Mucine ihre schmierende Wirkung verlieren können. Gleichzeitig gelang es ihnen, einen Reparaturmechanismus zu entwickeln.

    Verlust der schmierenden Wirkung

    Mucine bestehen aus einem Proteinrückgrat, an das Zuckermoleküle angeheftet sind. Diese Zucker haben die Fähigkeit, Wassermoleküle zu binden und den Mucinen ihre schmierenden Eigenschaften zu verleihen. Die TUM-Wissenschaftler zeigten gemeinsam mit Forschern vom Massachusetts Institute of Technology und dem Unternehmen Johnson&Johnson, dass Mucine bei Verlust der Zuckeranteile nicht mehr ausreichend Wasser binden können.

    Es gelang den Wissenschaftlern aber, die beschädigten Mucine im Labor erfolgreich zu reparieren, indem sie den verlorenen Zuckeranteil des Moleküls durch synthetische Moleküle ersetzten. Hierdurch wurden sowohl die Fähigkeit der Moleküle Wasser zu binden als auch ihre Schmierwirkung wiederhergestellt.

    Künstliches Molekül mit Anker

    Bei dem künstlichen Molekül handelt es sich um Polyethylenglycol, an dem die Wissenschaftler noch eine Lectingruppe als „Anker“ angeheftet haben. Dieser Anker sorgt dafür, dass das Molekül an das defekte Mucin gebunden wird. Wurden die Reparatur-Moleküle in eine Lösung mit defekten Mucinen gegeben, bekamen diese ihre schmierenden Eigenschaften zurück.

    Die Ergebnisse können zu neuen Behandlungsmethoden für Patienten mit defekter Schleimbildung führen. Einige Pathogene etwa greifen gezielt die Zuckermotive an den Mucinen an, um die Barrierewirkung der Mucin-Schicht zu schwächen.

    „Eine denkbare zukünftige Anwendungsform der molekularen Reparaturmotive könnten ein Spray oder Augentropfen sein, so dass die defekten Mucine direkt auf der Schleimhaut wiederhergestellt werden“, sagt Lieleg.

    Originalpublikation:

    T. Crouzier, K. Boettcher, A.R. Geonnotti, N.L. Kavanaugh, J.B. Hirsch, K. Ribbeck, and O. Lieleg, „Modulating mucin hydration and lubrication by deglycosylation and polyethylene glycol binding“; Advanced Materials Interfaces; DOI: 10.1002/admi.201500308

    Link zur Publikation:
    http://dx.doi.org/10.1002/admi.201500308

    Kontakt:

    Prof. Dr. Oliver Lieleg
    Professur für Biomechanik
    Technische Universität München
    Fakultät für Maschinenwesen und Zentralinstitut für Medizintechnik
    oliver.lieleg@tum.de
    +49 (0)89-289-10952


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Biology, Chemistry, Medicine
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).