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12/16/2015 15:55

In Berlin wird weniger aber intensiver geangelt

Hans-Christoph Keller Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Humboldt-Universität zu Berlin

    Was bewegt die Anglerinnen und Angler in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern? Wo werfen sie am liebsten ihre Angel aus? Und warum ist das Angelinteresse in Berlin rückläufig? Berliner und Potsdamer Fischereiforscher haben in einer Studie tausende Befragungen von Anglerinnen und Anglern in Nordostdeutschland wissenschaftlich ausgewertet und geben Antworten.

    In Berlin gibt es immer weniger Angler. Hier ist die Zahl der registrierten Personen mit gültigem Fischereischein in rund zehn Jahren um zwanzig Prozent auf einen Minusrekord von 23.000 Anglern zurückgegangen. In Berlin und Brandenburg gibt es im Vergleich zu Mecklenburg-Vorpommern auch besonders wenig Jungangler, dafür messen die dortigen Hobbyfischer der Angelei eine deutlich höhere Bedeutung bei. Auch sind Berliner und Brandenburger reise- und ausgabewilliger, während Mecklenburger eher gelegentlich ihre Ruten auswerfen und das vor allem direkt vor ihrer Haustür. Dies sind nur einige Ergebnisse der gerade vorgelegten umfangreichen Befragungsstudie, die gleichzeitig die Masterarbeit des Fischereistudenten Julius Ensinger von der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) ist.

    Die Studie wurde von Prof. Dr. Robert Arlinghaus, Fischereiwissenschaftler am Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und Professor für Integratives Fischereimanagement an der HU sowie von Dr. Uwe Brämick, Direktor des Instituts für Binnenfischerei in Potsdam (IfB), betreut.

    Binnenfischerei in der Region profitiert wirtschaftlich von den Hobbyanglern
    Berlinerinnen und Berliner nutzen gerne die ländlichen Reviere rund um die Hauptstadt. Dabei bevorzugen sie größere Seen, die von der Berufsfischerei bewirtschaftet werden. „Brandenburger und Mecklenburger Binnenfischer profitieren wirtschaftlich von den Berliner Anglern“, konstatiert Arlinghaus. Um die wirtschaftlichen Potenziale der Angelfischerei noch besser zu nutzen, könnten die Rahmenbedingungen für reisende Angler durch die Berufsfischereibetriebe weiter verbessert werden. „Insbesondere die schlechte Erreichbarkeit einiger Gewässer und der Mangel an einfach zugänglichen Angelstellen am Ufer ist für viele Berliner ein Problem“, erläutert Ensinger.

    Förderung des Angeltourismus mit Naturschutz in Einklang bringen
    „Darüber hinaus ist die Entwicklung einer vielfältigen Gewässerlandschaft empfehlenswert, die es unterschiedlichen Anglertypen erlaubt, ihre spezifischen Erwartungen an das Angelerlebnis zu befriedigen“, schlägt Arlinghaus vor. Die Gewässer sollten – statt mit einheitlichen Fangbestimmungen, wie es aktuell der Fall ist – je nach Gewässer- und Anglertyp unterschiedlich und teilweise gewässerspezifisch bewirtschaftet werden. In Kombination mit modernen Kommunikationsmaßnahmen (Angel-Apps) könnte so der Angeltourismus räumlich gezielter gesteuert werden, um Naturschutz und Naturnutzung noch besser miteinander in Einklang zu bringen.

    Allerdings lehnen sowohl Berliner als auch Brandenburger Angler verschärfte Entnahmebestimmungen ab. Stattdessen werden Besatzmaßnahmen bevorzugt. „Fischbesatz ist aber kein Allheilmittel und führt nur unter bestimmten Bedingungen zu einer stabilen Steigerung der Bestände und Fänge. Weil viele der von uns befragten Anglerinnen und Angler aber ihren eigenen Einfluss auf die Fischbestände als vernachlässigbar einstufen, ist es wichtig, die Akzeptanz gegenüber notwendigen restriktiven Managementmaßnahmen zu erhöhen. Denn nur so kann bei hohem Angleraufkommen eine angemessen hohe Fangrate sowie eine realistische Fangwahrscheinlichkeit von großen Fischen gewährleistet werden“, erläutert Arlinghaus. „Hier unterscheiden sich die angelfischereiliche – eher auf den Fang großer Fische ausgerichtete – und berufsfischereiliche – eher auf eine Optimierung des Ertrags ausgerichtete – Bewirtschaftung fundamental. Das sind einfach unterschiedliche Ziele, auf die eine moderne Gewässerbewirtschaftung je nach Hauptgewässernutzer reagieren muss“, fügt Ensinger hinzu.

    Julius Ensinger, Uwe Brämick & Robert Arlinghaus

    Publikation
    Arlinghaus, R., Cyrus, E.-M., Eschbach, E., Fujitani, M., Hühn, D., Johnston, F., Pagel, T., Riepe, C. (2015). Hand in Hand für eine nachhaltige Angelfischerei: Ergebnisse und Empfehlungen aus fünf Jahren praxisorientierter Forschung zu Fischbesatz und seinen Alternativen. Berichte des IGB, Heft 28.

    Kontakt
    Prof. Dr. Robert Arlinghaus
    Professor für Integratives Fischereimanagement an der Humboldt-Universität zu Berlin und am
    Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
    Abteilung Biologie und Ökologie der Fische
    Tel.: 030 64181-653
    arlinghaus@igb-berlin.de

    Quellen
    Ensinger, J. (2015). Nordostdeutsche Angler im Vergleich – sozioökonomische Charakteristika, Einstellungen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen der Angler in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Masterarbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin und am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Social studies
    transregional, national
    Cooperation agreements, Research results
    German


     

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