FAU INTEGRA verbindet Direkthilfe für geflüchtete Studierwillige mit wissenschaftlicher Beschäftigung mit der Flüchtlingsthematik
Seit Monaten beschäftigt die Flüchtlingsthematik alle Ebenen der Gesellschaft. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) bringen in die öffentliche Diskussion aus Sicht ihrer Disziplinen ihr Fachwissen ein und befördern so die Reflexion über aktuell drängende Fragen der Integration und kulturellen Diversität. Unter dem Dach des Forums für Integration und interkulturellen Dialog „FAU INTEGRA“ bietet die Universität im Sommersemester ein umfangreiches Vorlesungsprogramm an und vereint alle ihre Aktivitäten in Bezug auf Geflüchtete. Dazu gehören auch das bereits im Sommer 2015 gestartete Projekt „Studienorientierung für Geflüchtete“ sowie das Tandem-Programm für Geflüchtete und studentische Mentoren.
„Vor einem Jahr haben wir bereits begonnen, uns als Universität unserem gesellschaftlichen Auftrag zu stellen und Direkthilfe mit Blick auf das tägliche Leben und die beruflichen Perspektiven der Geflüchteten zu leisten“, erklärte Prof. Dr. Günter Leugering, Vizepräsident für Internationale Angelegenheiten an der FAU auf der Pressekonferenz am 7. April 2016. „An einer Volluniversität wie der unseren gibt es aber darüber hinaus mannigfaltiges Fachwissen zu den verschiedensten Aspekten der sogenannten ‚Flüchtlingskrise‘, das der Gesellschaft helfen kann, die aktuelle Entwicklung besser zu verstehen. So können die Herausforderungen, die daraus erwachsen, besser zu gemeistert, sowie ebenfalls darin steckende Chancen klar erkannt und ergriffen werden.“ Es gehe darum, eine wissenschaftliche Reflexion über Migration, Integration und kulturelle Vielfalt anzustoßen.
Dazu öffnet die Universität ihre Tore weit für das interessierte Publikum: FAU INTEGRA bietet im Sommersemester gemeinsam mit den etablierten Veranstaltungsreihen „Wissenschaft im Schloss“ und „Wissenschaft und AEG“ eine öffentliche Ringvorlesung mit dem Titel „Die Flüchtlingsfrage – interdisziplinäre Perspektiven“ an. Fragen des Flüchtlingsrechts, Fluchtursachen, gesellschaftliche und politische Entwicklungen in den Herkunftsländern, Herausforderungen der Integrationspolitik, psychosoziale Aspekte oder Betrachtungen aus der Perspektive der Alteritätsforschung, der Menschenrechtspolitik oder auch der Literaturwissenschaft stellen nur einige der Facetten des angebotenen Themenspektrums dar.
Prof. Dr. Petra Bendel, Geschäftsführerin des Zentralinstituts für Regionenforschung und Mitglied des Centre for Human Rights Erlangen-Nürnberg (CHREN) vertritt beispielsweise die politikwissenschaftliche Flüchtlingsforschung: „Die Kooperation der EU mit Herkunfts- und Transitländern, Transitrouten, die Verteilung der Neuankömmlinge innerhalb Europas sowie die Frage nach den Instrumenten der EU zur Bewältigung des Zuzugs bilden die Kernpunkte meines Vortrags am 18. April“, erläuterte sie. Sie plädierte für die Bekämpfung der Fluchtursachen und eine Verstärkung der Außengrenzen der EU, um dann aber auch legale und sichere Wege anstelle der gefährlichen Überfahrten für die Schutzbedürftigen zu organisieren. „Im Inneren der EU wird weiter über die Verteilung diskutiert, während die Mitgliedsstaaten die Aufnahme und Integrationsperspektiven für die Flüchtlinge entsprechend den europäischen Standards verbessern“, führte sie aus.
„Die Ringvorlesung wird am 11. April 2016 mit einer Podiumsdiskussion eröffnet, in der Vertreter der Universität, der Stadt Erlangen und anderer öffentlicher Institutionen zum Thema ‚Integration und gesellschaftliche Verantwortung‘ miteinander diskutieren werden“, kündigte Eva Knöferl, Sprecherin von FAU INTEGRA, an. „Neben der an die Öffentlichkeit adressierten Veranstaltungsreihe bilden der Ausbau des Angebots ‚Studienorientierung für Geflüchtete‘ sowie des Tandem-Programms mit Erlanger Studierenden wichtige Säulen von FAU INTEGRA“, erläuterte sie. „Seit Juli 2015 haben wir rund 1000 Orientierungsgespräche mit Asylbewerbern, Flüchtlingen, Asylbetreuern und Sozialdiensten durchgeführt, in denen geklärt wurde, ob die geflüchteten Studierwilligen die Voraussetzungen für ein Studium an der FAU erfüllen oder ihnen alternative Bildungsmöglichkeiten aufgezeigt werden können“, berichtete Dr. Brigitte Perlick, Leiterin des Referats für Internationale Angelegenheiten. Die möglichst frühzeitige Orientierungsberatung, um individuelle Bildungshintergründe zu ermitteln und (Weiter)bildungsmöglichkeiten auszuloten, habe sich sehr bewährt. Ungefähr 300 studierfähige Flüchtlinge seien bereits in Kursen geschult worden, und derzeit befänden sich rund 120 in der Betreuung durch die FAU. „Wir sind zuversichtlich, dass sie im nächsten oder übernächsten Semester ihr Studium aufnehmen werden können“, betonte sie. Besonders die Integration in vorhandene Strukturen, zum Beispiel Deutschkurse in den Ferien oder als semesterbegleitende Veranstaltung, werde gut angenommen. Erfolgreiche Kursabsolventen schätzten die „Normalität" des Studienalltags durch ein Schnupperstudium und die Kontaktmöglichkeiten zu FAU-Studierenden im Tandem-Projekt, erklärte sie. Anas Salameh und Aatef Abooun, beide geflüchtet aus Syrien, berichteten als unmittelbar Betroffene von ihren Erfahrungen mit FAU INTEGRA.
Das Forum für Integration und interkulturellen Dialog „FAU INTEGRA“ ist die zentrale Vernetzungsstelle für alle Aktivitäten der FAU in Bezug auf Geflüchtete. Dazu gehören einerseits das im Sommer 2015 gestartete Projekt „Studienorientierung für Geflüchtete“ sowie das Tandem-Programm für Geflüchtete und studentische Mentoren. Zum anderen bringen die verschiedenen an der FAU verorteten Disziplinen ihre Kompetenz in FAU INTEGRA ein und befördern so die Reflexion über Fragen der Integration und kulturellen Diversität. Kooperationspartner des Projekts sind verschiedene zentrale wissenschaftliche Einrichtungen der FAU, wie das Centre for Human Rights Erlangen-Nürnberg (CHREN) oder das Zentralinstitut Anthropologie der Religion(en) (ZAR). Initiiert wurde die Koordinationsstelle FAU INTEGRA aus Mitteln des interdisziplinären Elitestudiengangs „Ethik der Textkulturen“ von Prof. Dr. Christine Lubkoll.
Außerdem ist die FAU seit Beginn des Jahres Mitglied im weltweiten Scholars at Risk Network. Dem Netzwerk gehören mehr als 400 wissenschaftliche Einrichtungen in insgesamt 39 Ländern an. Es unterstützt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die aufgrund ihrer Forschung politisch unter Druck gesetzt, bedroht oder verfolgt werden.
Detailliertes Programm der Ringvorlesung www.integra.fau.de/vernetzung/ringvorlesung/
Kontakt:
FAU INTEGRA
Forum für Integration und interkulturellen Dialog
Eva Knöferl
+49 9131 85-22327
eva.knoeferl@fau.de
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
interdisciplinary
regional
Miscellaneous scientific news/publications
German
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