Es ist eine historische Analyse zu Diskursen der 1920er bis 1950er Jahre, doch die Ergebnisse sind brandaktuell, so werten Gutachter die Dissertation „Bildung für die technische Moderne“ der Historikerin Dr. Julia Kurig. Heute wird ihr dafür der Wissenschaftspreis der Freunde und Förderer der Helmut-Schmidt-Universität verliehen.
„Ich bin vollkommen überrascht“, sagt Dr. Julia Kurig. Nachdem vor zwei Jahren eine Arbeit zur historischen Bildungsforschung ausgezeichnet wurde war, habe sie sich bei ihrer Bewerbung nur Außenseiterchancen eingeräumt. „Umso mehr freue ich mich.“
Für ihre im März 2014 abgeschlossene Doktorarbeit „Bildung für die technische Moderne: Pädagogische Technikdiskurse zwischen den 1920er und den 1950er Jahren in Deutschland“ hat die Historikerin auf 800 Seiten analysiert, wie die Technik und ihre Rolle im Prozess der Moderne in Abhängigkeit von den politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen jeweils pädagogisch thematisiert worden ist.“
„Die Dissertation ist in Thematik, Fragestellung, Theorie und Methodik hoch innovativ und belegt eindrucksvoll die Bedeutung des gewählten Themas für die bildungs- und für die fachhistorische Forschung“, heißt es im Gutachten der Jury Obwohl inhaltlich auf philosophisch-soziologische Diskurse der 1920er bis 1950er Jahre begrenzt, biete sie wichtige Ansätze zur Bewertung von noch nicht absehbaren Einflüssen und Folgen, denen Gesellschaft und Arbeitswelt durch die Entwicklungen von Industrie 4.0 ausgesetzt sind.
Ausschlag für die Wahl des Forschungsthemas gab der bis dahin unzureichende Forschungsstand zur Geschichte von Bildung und Erziehung in der Nachkriegszeit. „In den Erziehungswissenschaften spricht man über diese Zeit nur von Restauration, von der ‚postfaschistischen‘ Fortführung ‚präfaschistischer Tendenzen‘. Damit aber hat man die Ambivalenz dieser historischen Phase zwischen Restauration und Modernisierung, zwischen Kontinuität und Transformation in der Bildungsgeschichte noch gar nicht erkannt.“
Also arbeitet sich die Mutter eines heute zwölfjährigen Sohnes in das Thema ein. „Ich hatte anfangs nicht vor, zu dem Thema zu promovieren, aber ich schreibe sehr schnell und sehr viel.“ Julia Kurig war nach ihrem Studium an der Universität Hamburg zuerst sechs Jahre als Online-Redakteurin und Projektmanagerin bei AOL Bertelsmann im Bereich Schule und Bildung tätig, bevor sie sich ganz der Wissenschaft verschrieb. „Ich wollte mich wieder intensiver mit einem Thema beschäftigen.“
„Der Technikdiskurs der 1950er Jahre formuliert Erkenntnisse, die heute noch aktuell sind“, sagt Julia Kurig. Und verweist etwa darauf, wie Mobiltelefone uns und unseren Alltag verändern. „Wir müssen uns vergegenwärtigen, was diese Geräte mit uns machen. Technik ist kein Mittel wie beispielsweise ein Werkzeug, sondern ein System, das uns einen bestimmten Platz in diesem System zuweist.“ Dieses Wissen von damals deutet bis heute die Beziehung zwischen Mensch und Technik.
Dr. Julia Kurig, Preisträgerin des Wissenschaftspreises 2016
Source: Foto: Ulrike Schröder
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Teaching / education
regional
Contests / awards
German
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