Der Neandertaler hatte sich in ganz Europa ausgebreitet. Bis vor rund 45.000 Jahren war der Homo neanderthalensis die vorherrschende Menschenart des Kontinents. Archäologische Funde belegen, dass es auch in Deutschland einige Siedlungen gegeben hat. Allerdings ging es mit dem Neandertaler dann sehr schnell zu Ende. Prof. Dr. Jürgen Richter vom Sonderforschungsbereich 806 ‚Unser Weg nach Europa‘ der Universitäten Köln, Bonn und Aachen kommt nach Auswertungen der bisher bekannten Fundstellen zu dem Ergebnis, dass die Neandertaler kurz vor ihrem raschen Aussterben das Populationsmaximum erreicht hatten.
Neandertaler in Deutschland – erst Populationsmaximum, dann plötzlich ausgestorben
Neandertalerpopulation unterlag dramatischen demographischen Schwankungen
Die Zeit des Neandertalers war das Mittlere Paläolithikum, der mittlere Abschnitt der Altsteinzeit. Es umfasst einen Zeitraum von 200.000 bis rund 40.000 Jahren vor unserer Zeit. Prof. Dr. Jürgen Richter kommt in einem Artikel für das Quarternary International Journal zu dem Schluss, dass über 50 Prozent der bekannten Neandertalersiedlungen in Deutschland aus dem Mittleren Paläolithikum stammen und sich auf 60.000 bis 43.000 Jahren vor unserer Zeit datieren lassen. Das Populationsmaximum der Neandertaler scheint also in diesen Zeitraum zu fallen.
Grundsätzlich lassen sowohl Anzahl wie auch die weiteren Analysen der Fundorte und gefundenen Artefakte darauf schließen, dass die Neandertalerpopulation in Deutschland dramatischen demographischen Schwankungen unterlag. Während des Mittleren Paläolithikums muss es diverse Male zu Migrationsbewegungen, Populationswachstum und -rückgang, lokalem Aussterben sowie Wiederansiedlung der Neandertaler gekommen sein. Während es etwa in einem Zeitraum vor 110.000 bis 70.000 Jahren lediglich vier Fundstellen gibt, sind es in der darauffolgenden Zeitspanne von 70.000 – 43.000 Jahren bereits 94. In weniger als 1.000 Jahren nach diesem demografischen Höhepunkt ging es jedoch rapide bergab und der Neandertaler verschwand vollends von der Bildfläche. Warum er ausgestorben ist, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Ob es mit geringer genetischer Diversität der Neandertaler oder etwa der Einwanderung des Homo Sapiens zu tun hat, beschäftigt die Wissenschaft weiterhin.
Originalveröffentlichung:
Richter, J. (2016). Leave at the height of the party: A critical review of the Middle Paleolithic in Western Central Europe from its beginnings to its rapid decline
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1040618216000367
Bei Rückfragen: Jan Voelkel
SFB 806 - Redaktion & Presse
Tel. +49 (0) 221 470 6794
E-Mail: j.voelkel@uni-koeln.de
www.sfb806.de/media
Criteria of this press release:
Journalists
Cultural sciences, History / archaeology, Social studies
transregional, national
Research results
German
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